... heute musste ich lebewohl sagen, denn du bist über die Regenbogenbrücke geflogen.
Vor drei Monaten habe ich dich, Nepomuk (Mucki/Blue), mit deinem Kumpel aus erbärmlichen Bedingungen zu mir geholt. Mir war klar, dass es nicht leicht wird, aber ich hab mir eher Sorgen um deinen Freund gemacht. Doch auch du warst krank und angeschlagen. Der Tierarzt hat dich bestens umsorgt und wir haben uns alle Mühe gegeben. Du hast gekämpft, du hast dich stark gefuttert, du hast Lebenswillen gezeigt und du hast die Medis täglich tapfer genommen und hast mich nur noch freundschaftlich gezwickt. Aber alles hat nichts genutzt
Eigentlich warst du auf dem Weg der Besserung, du hast zugenommen, wurdes aktiver und fröhlicher, ich dachte du bist über den Berg.
Nur eine Woche ohne Medikamente hast du bei mir erlebt und dann fielst du ganz plötzlich ins Leere. Heute morgen hast du mich noch fröhlich begrüßt und bist begeistert zum Futtern gekommen. Ein paar Stunden später bis du abgestürzt und in Sekunden war kein Leben mehr in dir.
Nie werde ich deine lustige, freundliche und lebensfrohe Art vergessen. Obwohl du dein Leben lang eingesperrt warst, hast du das Fliegen sehr schnell entdeckt. Zum ersten Mal hast du ein Wellimädchen entdeckt und nach dem ersten Schock dich kräftig in sie verliebt. Deine Liebe hat sie zwar nie so richtig erwiedert, aber ihr habt geschmust und vor allem seid ihr geflogen. Wie zwei Kolibris, nach ein paar unsicheren Tagen hattest du den Dreh raus und dann hast du den ganzen Tag deine Runden gedreht. Immer mit Luna an deiner Seite, denn niemand war so agil und begabt wie ihr zwei. Ihr konntet an der Decke landen, über meinem Kopf schwirren und die wildesten Flugmanöver drehen. Du hast alles angenommen, was ich dir geboten hab und das mit voller Inbrunst. Du hast dein Köpfchen solange an der Karotte gerieben, bis du ganz orange warst. Du hast im Wasser geplanscht, bis du getrieft hast. Vertrauensvoll bist du auf meine Hand gehüpft und ich spüre deine warmen Füßchen auf meiner Hand trippeln und dein sanftes Gewicht, wenn du dich nach der Kolbenhirse streckst. Du konntest singen und da dich niemand mehr dafür in eine dunkle Kiste sperrte, tatest du das den ganzen Tag. Du hast mir ziemlich schnell klargemacht, dass du es nicht leiden kannst, abgedeckt zu werden und den Wasserhahn zu hören. Als du gemerkt hast, dass ich auf dich aufpasse und dir nicht wehtue, hast du deine ganze Liebe zurückgegeben.
Ich bin stolz, dass du mir vertraut hast, trotz all deinen schlimmen Erlebnissen. Ich bin stolz, dass du mir deine Lebensfreude geschenkt hast. Und ich bin unendlich froh, dass ich dir wenigstens für so kurze Zeit ein echtes Vogelleben schenken durfte.
Wie traurig, dass es nur so kurz war Wie traurig, dass dich die Schatten der Vergangenheit eingeholt haben und dein Leben gelöscht haben. Ich wünsche mir sehr, dass du im Hirseland meinem Felix begegnest, denn er hatte genau so ein liebevolles, lebensfrohes, treues Wesen wie du. Ich hoffe, ihr fliegt bereits zusammen.
Wie traurig, dass du so jung gestorben bist und das fast dein ganzes Leben aus Angst, Enge, Dunkelheit, Zigarettenqualm, Lärm, Angeschriehen werden und Horror bestand. Ich hätte dir so sehr mehr von der anderen Welt gezeigt und gegönnt. Ich weine beim Gedanken daran, dich nie wieder singen zu hören.
Liebster Blue, ich bin so traurig. Und dein kleiner Schwarm vermisst dich furchtbar. Deinen Körper habe ich ihnen heute eine Weile gelassen, damit sich alle von dir verabschieden konnten. Und trotzdem versteht vor allem Luna die Welt nicht mehr. Deine Seele war schon längst nicht mehr bei uns. Dein Körper lag noch warm in meiner Hand und ich hab gebetet, dass ich nun doch dein Herz wieder fühlen möge. Aber du wurdest kälter.
Wir vermissen dich. So sehr. Und es zerreißt mir das Herz, dass deine kurze Zeit voller Leid war. Wie gern hätte ich mehr für dich getan. Du hinterlässt ein großes Loch und doch soviel Liebe. Was gäbe ich alles, um dich zurück zu holen. Und doch kann ich nur beten, dass es dir nun gut geht.
Kleiner Mucki, gute Reise. Wir lieben dich.