Soziale Verhaltensweisen sind direkt an die Artgenossen gerichtet. Unterschieden wird in positiven und negativen Sozialverhalten. Mit positivem Sozialverhalten (soziopositivem Verhalten) sind Signale der Zuwendung gemeint, die dem Gegenüber zeigen, dass ein Kontakt erwünscht ist. Unter dem negativem Sozialverhalten (sozionegatives Sozialverhalten) versteht man Signale der Aggression oder Ablehnung. Dabei ist ein Kontakt unerwünscht.
Es ist ein vor allem bei Paaren auftretendes Begrüßungsritual. Beide Partner wenden hierfür den Schnabel einander zu und schnattern leise vor sich hin. Dabei berühren sich die Schnäbel leicht und die Wellensittiche machen dazu eine leichte Verbeugung und wenden sich dann wieder voneinander ab.
Dieses Verhalten wird manchmal mehrfach wiederholt und kommt meistens vor, wenn sich das Paar eine Zeit lang trennen musste und die Paare sich wiedersehen. Oder aber der Wellensittich war mit sich selbst beschäftigt, zum Beispiel beim Schlafen oder beim Putzen und wendet sich nun wieder seinem Partner zu. Es kann aber auch ein spontaner Kontakt zwischen 2 Partnern sein, was zur Festigung der Paarbindung dient.
Das ist ein kurzer Schnabelkontakt ohne dass das oben genannte Verhalten gezeigt wird. Vermutlich hat dies dieselbe Funktion wie das Schnabelberührungsritual. Es kommt meist während der Balz vor.
Klopft ein Wellensittich mit dem Schnabel vor sich auf einen Ast oder auf den Boden, so sind dies meist Hähne mit ihren Balzaktivitäten an Gegenständen. Männchen tun dies auch als Ersatz, wenn er gerne mit der Henne balzen möchte, es sich aber nicht traut. Dies ist meist bei neuen Pärchen der Fall. Sie sind einander noch nicht ganz vertraut. Das Schnabelklopfen gegen den Schnabel der Henne kommt während der Balz oft vor.
###advertiser_one###Bei der Partnerfütterung übergibt ein Wellensittich dem anderen Futter. Hierbei muss es sich nicht immer um einen weiblichen Welli und ein männliches Tier handeln, auch gleichgeschlechtliche Paare tun dies. Dazu wird der Kopf schräg gehalten, damit sich die Schnäbel kreuzweise ineinander verhaken können. Je häufiger das Paar sich füttert, desto mehr kommen sie in Brutstimmung. Dies geschieht sehr oft während der Balz und dient als kleines Balzgeschenk für den Partner. Nur Hennen füttern keine partnerfremden Vögel. Höchstens eine andere Henne, welcher mit offenem Schnabel gedroht wurde.
Nicht nur an Hennen geben die Hähne ihr Futter weiter. Auch an andere Hähne wird dies gerne verteilt.
Wellensittiche in Einzelhaltung entwickeln nicht selten einen solchen übermäßigen Fütterungstrieb. Gerade, wenn ihnen ein Spiegel oder ein Plastikvogel zur Verfügung steht, sind die Tiere sehr oft dabei diesen zu Füttern. Da dieser diese Nahrung nicht aufnimmt, würgt der Wellensittich immer mehr Körner aus dem Kropf hoch und schluckt sie wieder herunter. Durch das häufige Hochwürgen und Herunterschlucken, wird der Kropf stark gereizt und es kommt sehr häufig zu Entzündungen des Kropfes und des Verdauungstraktes. Leider enden diese häufig tödlich.
Beim Futterbetteln nähert die Henne den Schnabel dem des Hähnchens und bewegt diesen sehr schnell auf und zu. Hin und wieder kommen dazu noch zirpende Bettellaute, wie sie meist bei bettelnden Jungvögeln zu hören sind. Das Weibchen duckt sich und nimmt immer mehr eine unterwürfige Position ein. Männchen betteln eher selten um Futter, werden aber hin und wieder auch von der Henne gefüttert. Das ist aber eher der Fall, wenn der Hahn krank ist.
Ein Wellensittich krault und richtet die Federn eines anderen. Meist an den Stellen am Kopf oder im Nacken. Es dient neben der Pflege auch zur Festigung der Paarbindung. Hauptsächlich tritt diese Geste nur bei fest verpaarten Wellensittichen auf. Aber auch ein Hähnchen krault ein anderes Hähnchen, weil dieses krank ist.
Beim Umwerben des Partnervogels wird ruckartig der Kopf auf und ab bewegt oder der Kopf kurz geschüttelt. Dies wird von beiden Geschlechtern gezeigt, welches offenbar Interesse an dem Partner signalisiert. Es dient ebenso zur Einladung zur Balz.
###advertiser_two###Um der Henne zu gefallen, stellt der Hahn sein Kopfgefieder auf und lässt es richtig flauschig aussehen. Das kommt sehr gut bei ihr an. Auch die Bartfedern werden leicht nach vorn gestellt. Man geht davon aus, das die Bartfedern beim Umwerben des Partners eine große Rolle spielt. Bei der Balz bewegt sich das Hähnchen aufgeregt vor der Henne hin und zurück, tippt mit dem Schnabel an den Schnabel der Henne und bewegt den Kopf mit verengten Pupillen nahe vor ihren Kopf auf und ab.
Dabei wird eifrig gesungen und eventuell kann man sehen, dass der Hahn seine Flügel auf dem Rücken überkreuzt. Es ist das Vorspiel zur Paarung, die Henne wird durch den Hahn zur Paarung eingestimmt. Die Henne lässt ihren Angebeteten meist eine Weile zappeln und wendet sich noch ab. Später verhält sie sich ihm unterwürfig.
Es gibt aber auch Weibchen, die typisches Hähnchenverhalten an den Tag legen. So nicken sie auch aufgeregt mit dem Kopf. Ist dies der Fall, dann hat scheinbar die Henne das Sagen und der Hahn verhält sich eher unterwürfig. Oft wird aber auch bei den Männchen beobachtet, wie sie Balzübungen an Gegenständen in der Voliere vollführen. Meist wird der Gegenstand besungen und währenddessen der Kopf auf und ab bewegt.
Die umworbene Henne nimmt eine gebeugte Haltung ein, dabei ist der Rücken gesenkt und der Kopf erhoben und leicht nach hinten gebeugt. Die Schwanzfedern sind aufwärts gerichtet. Der Hahn kündigt seine Absicht an, in dem er seine Kralle hebt oder sich zunächst etwas zögernd auf den Rücken der Henne setzt. Wenig später steigt er mit beiden Füßen auf den Rücken der Henne, stellt sich in die ideale Position, so, dass die Kloaken der beiden Wellensittiche aufeinander treffen. Der Hahn legt während des Paarungsaktes den Flügel seitlich über die Henne. Die Paarung ist ein sehr schwieriger Akt, der gerade bei noch unerfahrenen Vögeln hin und wieder in Abstürzen von der Stange endet.
Recht auffallend ist, dass es bei den soziopositiven Verhaltensweisen hauptsächlich um Paare geht. Zu anderen Schwarmmitgliedern ist der Kontakt eher weniger intim. Da wird sich eher auf die Kommunikation und die Lautäußerung konzentriert. Gerade auch diese etwas distanziertere Kommunikation zu anderen Schwarmmitgliedern spielt eine sehr große Rolle zum Wohlbefinden der geselligen Vögel.
Gerade Wildwellensittiche (die in der australischen Heimat lebenden) zeigen kaum engeren Sozialkontakt zu den anderen Artgenossen. Nur zu dem jeweiligen Partner.
Bei Haustieren kommen auch untereinander im Schwarm die soziopositiven Sozialverhaltensweisen durch, auch ohne dass sie Partner sind. Sehr oft kann man beobachten, wie sich 2 Hähne gegenseitig füttern. Die Erklärung dafür könnte sein, dass die Wildwellensittiche jede mögliche Kraft und Nahrung lieber für ihre Brut und Partnerin aufheben, damit sie durch kommt.
Auch im Schwarm gehaltene Wellensittiche werden zutraulich. So können auch viele Wellensittichbesitzer berichten, wie sie gerade mit ihrem Wellensittichen gespielt haben und er dann plötzlich in den Finger beißt. Meist kommt dann zusätzlich noch ein Balzverhalten zum Vorschein. Man sollte den Wellensittich nicht wegscheuchen, nachdem er einen gebissen hat, denn der Wellensittich würde dies nicht verstehen und es könnte die Bindung zwischen Mensch und Tier schädigen. Diese Bisse sind keinesfalls böse gemeint. Es sind kleine Liebesbekundungen, also der Wellensittich möchte damit sagen, dass er einen gern hat.
Auch während der Partnerwerbung kann man diese Liebesbisse sehr oft beobachten.
Es kommt eher selten vor, dass es unter Wellensittichen zu ernsten Auseinandersetzungen kommt. Voraussetzung dafür sind die artgerechte Haltung mit ausreichend Platz und einer idealen Gruppenzusammenstellung. Es heißt aber nicht, dass Wellis nicht streiten und es nicht auch mal zu Drohungen kommt. Das ist normal und gehört zu ihrem Leben dazu und sich streitende Wellis sind häufiger zu beobachten. So werden Meinungsverschiedenheiten und Konkurrenzsituationen geregelt.
Drohen Wellensittiche einem anderen Artgenossen, so nehmen sie eine aufrechte Haltung ein, machen sich so groß wie möglich und legen das Gefieder eng an, dazu wird der Schnabel geöffnet und der Gegner wird angeschaut. Meist reagiert dieser Gegner mit derselben Drohhaltung und keckert noch zusätzlich, um seinen Protest zuzeigen. Meistens verlässt dann einer der beiden den Platz.
Es gibt verschiedene Abstufungen des Drohens und diese verraten den Grad der Aggressivität des Wellensittichs.
Wellensittichhennen neigen häufiger zu aggressivem Verhalten. Wobei sie Partner eher selten angreifen. Fremde Hähne werden eher angegriffen. Deswegen sieht man eher fremde Männchen vor einem Weibchen fliehen, als die Partnerhähne.
Ist man sich unsicher, ob ein Annäherungsversuch freundlich oder eher feindlich gemeint ist, so sollte man auf das Kopfgefieder achten. Ist das Kopfgefieder sowie der Bart sehr angelegt, dann ist es eine feindliche Annäherung. Die Wellensittiche, die dann flüchten, haben ihr Gefieder auch sehr eng angelegt. Freundliche Annäherungen sind daran zu erkennen, dass das Kopfgefieder und der Bart leicht gesträubt sind
###advertiser_three###Der Wellensittich macht sich groß, legt sein Gefieder eng an, stellt sein Nackengefieder sowie sein Kopfgefieder steil auf und starrt sein Gegenüber mit aufgerissenem Schnabel an. Teilweise gibt er Keckerlaute von sich. Die Drohgebärde wird verstärkt, in dem der Schnabel weiter aufgerissen wird und der Körper noch stärker vor stößt und eventuell noch Schnabelhiebe ausgeteilt werden oder gar dem Gegner seine Kralle auf den Flügel oder Bauch stellt.
Dieses Keckern scheint eine Abwehrreaktion als Antwort auf eine Aggression des Gegners. Meistens weicht dann auch einer der Gegner, denn Wellensittiche wissen, was sie für Waffen haben (Schnabel) und dass diese weh tun und Verletzungen zufügen können.
Auch ruckartiges Zucken mit den Flügeln kann eine Drohgebärde sein. Balzt ein Hahn eine Henne an, die schon fest verpaart ist, dann kommt der Partnervogel und gibt leise gurrende Töne von sich, die nur in der Nähe zu hören sind. Gleichzeitig macht der Hahn diese ruckartigen, aggressiv wirkenden Flügelbewegungen, die seine Drohung noch unterstreichen.
Bei einem Schnabelduell richten sich beide Vögel auf und drohen einander mit aufgerissenem Schnabel. Sind es zwei ebenbürtige Gegner, kann es zu einem Schnabelduell und anschließenden Schnabelhieben kommen. Der Angreifer neigt den Körper dem anderen zu, der andere weicht eher zurück und neigt sich ab. Meistens gibt einer der beiden Konkurrenten auf und fliegt weg.
Ist es bei einem Schnabelduell so, dass kein Sieger hervorgeht, kommt es zu einem Kampf. Dabei stürzen beide Vögel aufeinander los, auch im Flug oder auf dem Boden weiterkämpfend und einander beißend. Bei einem ernsten Kampf besteht Verletzungsgefahr, denn die Wellensittiche beißen da auch richtig zu. Hauptsächlich versuchen sie dann sich gegenseitig in die Füße zu beißen, auch der Kopf und die Flügel sind beliebte Stellen, da sie eher ungeschützte Bereiche sind. Diese Kämpfe enden meist blutig.
Bevor man die Wunden des verletzten Vogels versorgen kann, muss man die Kontrahenten trennen. Das erweist sich nicht immer als leicht und man bekommt auch heftige Bisse ab. Besser wäre es, wenn man die Vögel irgendwie kurz ablenken kann, um dann den verletzten Vogel zu ergreifen. Glücklicherweise kommt es nur recht selten zu solch ernsten Kämpfen. Meist kommt dieser Kampf nur bei Hähnen vor, die um ein Weibchen kämpfen.
Einem anderen Wellensittiche am Schwanz ziehen, kann entweder spielerisch oder aggressiv gemeint sein.
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