Ich hab es ja gestern in einem anderen Thread schon erzählt, unsere Charlotte war sehr krank, was man ihr aber nicht wirklich angemerkt hat (Vögel können das ja gut verheimlichen). Nun hat sie aber einen Tumor am Hintern dazu bekommen und deshalb waren wir vorgestern mit ihr beim TA - der ist übrigens ein absoluter Spezialist für Vögel und Exoten und hat leider auch wirklich exotische Preise, aber was tut man nicht alles. Jedenfalls hat er sich den Tumor angesehen, konnte ihn aber von außen nicht bestimmen, weil er Merkmale für etwas Harmloses, aber auch Merkmale für etwas Bösartiges hatte. Hat ihr dann Blut abgenommen und gleich analysiert, mit dem Ergebnis, dass sie miserable Nierenwerte hatte und ihre Entzündungsmarker sehr hoch waren. Wir sollten sie dann über Nacht dort lassen, weil er ihr eine Infusion geben wollte zum Durchspülen der Nieren und dann auch noch Kontrastmittel-Röntgenbilder machen wollte. Danach wollte er sich dann gestern Nachmittag melden. Ich war noch nicht Zuhause, da rief er an und sagte meiner Mutter, dass es nicht gut aussähe. Sie meinte daraufhin, dass sie mich sofort hinschicken würde, was sie dann auch getan hat. In der Praxis hat er mir dann anhand der Röntgenbilder ohne und mit Kontrastmittel gesagt, dass sie starke Arthrose in den Gelenken hat, also auch ziemliche Schmerzen. Dass ihre Leber stark vergrößert ist und dass eine Tumor-OP unmöglich sei bei diesen Baustellen. Wider Erwarten waren ihre Nieren okay. Aber eine Behandlung würde sehr strapaziös, langwierig und schwierig für Charlotte sein. Wir haben dann entschieden, sie gehen zu lassen. Es war furchtbar, ich hab in der Praxis geheult wie ein Schlosshund, habe mich von unserer Lotti verabschiedet und draußen gewartet (und dort weitergeplärrt - war gottseidank ganz allein im Wartezimmer). Wollte das nicht auch noch mitansehen müssen.
Das alles ist ja schon furchtbar genug, aber was mich furchtbar umtreibt und mir keine Ruhe lässt, ist dieses schlechte Gewissen, dass sie die letzte Nacht ihres Lebens bei fremden Menschen in fremder Umgebung verbringen musste und an ihr rumgedoktort, -gedrückt und -gefingert wurde. Sie wusste ja nicht, was mit ihr geschieht und hat bestimmt Angst gehabt. Ja, ich weiß, man soll Tiere nicht vermenschlichen, vielleicht - wahrscheinlich hatte sie gar keine derartigen Gedankengänge, aber sie hat natürlich gemerkt, dass das weder ihre vertraute Umgebung noch ihre Kumpels noch ihre Menschen waren. Und dazu diese Schmerzen, die sie wohl schon lange ertragen musste, ohne dass wir es geahnt haben. Ich freue mich für sie, dass sie es überstanden hat und jetzt frei im Vogelhimmel fliegen kann (sie war ja flugunfähig), aber ich denke, an meinem schlechten Gewissen werde ich noch lange zu knabbern haben, obwohl ich weiß, dass ich nur das Beste für sie wollte. Und sie fehlt uns!

Ich hab schon so oft mitgelitten, wenn einer von euch einen seiner Schätze verloren habt, jetzt bin ich leider dran mit tiefer Trauer!

Mach's gut, mein Lottelinchen, pass auf dich auf.