Liebes Forum,

meine Vögel sind sehr vorsichtig und schnell alarmiert. Sie fressen nur Gurke und Körner, verlassen den Käfig nicht bzw. kaum, springen gleich wieder hoch, wenn sie auf dem Käfigboden sitzen (was sie auch nur zum Futtern tun) und ich mich im Zimmer bewege.

Eine von beiden habe ich schon etwas länger, sie kam aus, sagen wir, schwierigen Verhältnissen, dürfte da aber nicht länger als ein Jahr gelebt haben. Das ist jetzt über vier Jahre her, und ich würde vermuten, dass selbst wenn sie aus dieser Zeit einen Schrecken mitgebracht hat, das sich inzwischen hätte legen müssen? Die andere kam vor etwa vier Jahren dazu, und ja, es ist ein zweites Weibchen, weil sich der Züchter vertan hat und man ihr das damals nicht ansah, sie verstehen sich aber schon immer sehr gut.

Die neue (beide sind glaube ich Schwarzaugen, die erste gelb, die zweite weiß) ist im Vergleich sehr viel mutiger, wurde anfangs von der Gelben schon mal zurückgepfiffen, hat aber auch der Gelben geholfen, sich an mehr neues heranzutrauen. Insgesamt hat sich diese Übervorsicht der Gelben schon gebessert, sie haben sich quasi auf einen Mittelwert geeinigt (ohne die Gelbe wäre die Weiße handzahm, vermute ich). Nur verändert sich dieser Mittelwert seit etwa zwei Jahren nicht mehr. Das kann ich so genau sagen, weil wir damals umgezogen sind, und sie seitdem mit diesem Käfig und in diesem Zimmer leben.

Ich bin Freiberufler, der Käfig, ein großer (65*45 cm in der Fläche, 70 und 85 cm hoch, in etwa einem Meter Höhe), ist fast den ganzen Tag fast jeden Tag geöffnet (Vordertür und Dach). Manchmal klettern sie am Käfig herum (auch, weil ich sie mit Gurken dazu animiere) oder fliegen schon mal ein paar Runden (heute zum Beispiel, aber vielleicht alle zwei Monate mal), landen aber immer wieder auf ihrem Käfig und auf nichts anderem. Ich habe zwei kleine Käfige in ihrem Zimmer als Anflugsstationen stehen, aber auch die ignorieren sie meistens. Freiwillig haben sie ein paar Mal einen besucht, der direkt neben ihnen stand (weil es da frisches Holz zu knabbern gab). Unfreiwillig fliegen sie sie an, wenn ich Ihnen den großen zum Saubermachen weggenommen habe. Dann fliegen sie ein paar Runden im Zimmer und versuchen sich auf alles zu retten, das wie ein Käfig aussieht.

Zu Käfigen in der Nähe kann ich sie manchmal noch mit Gurken locken, bei Käfigen die weiter weg stehen (es sollen ja Anflugs- nicht Anhüpfstationen sein) bemerken sie die Gurken nicht oder es ist ihnen das Risiko nicht wert. Deswegen hab ich es auch noch nicht mit einem Spielpatz versucht: Zum einen ist ihr Käfigmobiliar schon vielseitig (Plastikstangen, Holzstangen, Äste, Baumwollseile, bearbeitete und naturbelassene Holzplatten), zum anderen nutzen sie ihr Perlen-Leder-Glöckchen-Spielzeug gar nicht, und Futter zum Locken gibt es auch kaum. Sie essen Körner und Gurken, sonst nichts. Ich kann sie manchmal mit ner dünnen Apfelscheibe zwischen zwei Gurkenscheiben oder geraspelten Möhren zwischen den Körnern überlisten, aber selbst daraufhin wird ein "unverheimlichtes" Stück Apfel oder Möhre völlig ignoriert.

Sie haben noch einen besonderen Mitbewohner: Ein Diamanttäubchen (vermutlich weiblich). Ich weiß, das ist gefährlich, weil sie nicht mit gleichen Waffen kämpfen würden, wenn sie denn kämpfen würden, aber sie tun es nicht. Selbst wenn die Wellensittiche sich gestört fühlen, weil ihnen das Täubchen zu aufdringlich wird, drohen sie ihr allerhöchstens mit offenem Schnabel. Aber die Taube hat sich das so ausgesucht. Sie gehörte mit einem weiteren Täubchen einem Bekannten, doch das zweite verstarb und er wollte kein neues haben und so habe ich das alte übernommen, damit es immerhin hier zwei andere Australier zur Gesellschaft hat.

Jedesmal also, wenn ich die Käfige aufgemacht habe, hat sich das Täubchen im Wellensittich-Käfig breit gemacht. Die Wellensittiche haben das akzeptiert (ich vermute, weil er so groß ist) und weil der Käfig ja so viel offen steht, wäre im Notfall (der jetzt in dem halben Jahr noch nicht aufgetreten ist) auch ein Fluchtweg frei. Das interessante daran: Selbst das hat das Verhalten der beiden Wellensittiche null geändert! Und die Taube hat sich scheinbar angepasst, auch sie verlässt den Käfig höchst selten. Und wenn, habe ich das Gefühl, dann mehr aus Versehen. Sie tappst dann ganz mutig auf dem Zimmerboden herum, erkundet nen bisschen hier nen bisschen da, aber selbst dieses Beispiel schafft es nicht das Misstrauen der Wellensittiche vor allem was nicht wie ein Käfig aussieht zu erschüttern.

Zuletzt, der Vollständigkeit halber, wie sie auf mich und andere Menschen reagieren: Sie verfolgen aufmerksam, wenn ich an den Käfig trete, die mutigere Weiße knabbert schon mal an meinem kleinen Finger, wenn ich ihn durchs Gitter stecke oder bleibt in der Schaukel sitzen, wenn ich sie bewege, weil ich das Käfigdach öffne oder schließe. Die Gelbe mag das nicht, es ist vielleicht ein paar Mal vorgekommen, dass sie sitzenbleibt, aber am liebsten sucht sie sich einen anderen Platz, wenn ich mit meiner Hand in ihre Nähe komme. Die Taube verhält sich wie die Gelbe, hat sich diese "Gelassenheit" von ihr wohl abgeguckt, Diamanttäubchen sollen deutlich schreckhafter sein.

Vor zwei Jahren dachte ich, das wird hier super mit unserer Situation, vor allem, als sie dann das erste Mal ein bisschen herauskamen, aber wie gesagt: Seitdem hat sich nichts geändert. Habt ihr eine Idee?

Notiz zum Täubchen, falls es Aufregung gibt: Das ist eine Zwischenlösung. Für ein zweites Täubchen fehlt momentan wirklich der Platz, weil ich dann wohl auch einen zweiten großen Käfig bräuchte. Ich werde die nächsten Jahre aber mindestens einmal, vermutlich mehrfach umziehen, und dabei auf genug Platz achten oder nach einem neuen Zuhause für sie suchen. Das ist bei Täubchen nicht so einfach wie bei Wellensittichen, die sind wohl einfach nicht bunt oder zahm oder laut genug um gefragt zu sein.