Hallo an alle Welli-Freunde. Dieser Eintrag ist unserem kleinen und noch so jungen Hansi gewidmet, der gestern so unerwartet früh in den Welli-Himmel gegangen ist.
Erst letzte Woche am Freitag Abend haben wir ihn als Partner für unser Wellensittich-Mäderl Jeannie zu uns geholt. Im Zoo-Handel waren an die 40 Wellis zur Auswahl, aber wir mussten nicht eine Minute überlegen um festzustellen, dass das unser neuer Hansi wird. Ganz klein war er noch, die Wellenzeichnung war bis ganz nach vorn zur seiner blau-violetten Nase gezogen, die Kehltupfen noch nicht ganz ausgeprägt und noch ohne lange Schwanzfedern. Mit seinem leuchtend grünen Bauch, dem strahlenden Gelb im Kopfbereich und den süßen Kulleraugen haben wir uns sofort in ihn verliebt. Wie gezeichnet hat er ausgesehen. Ganz gelassen und gleichzeitig ein wenig neugierig ist er am Boden entlang gehopst und hat mit seinem Schnäbelchen suchend im Sand umher gepickt, während alle seine Artgenossen mehr oder weniger gelangweilt auf der Stange saßen. Entsprechend groß war unsere Sorge, als ihn der Zoo-Händler für uns in die Transport-Schachtel gesteckt hat und unser Hansi daraufhin ganz schlimm zu schimpfen angefangen hat. Ganz verzweifelt hat er immer wieder in die Lüftungslöcher gebissen und hat versucht irgendwie da raus zu kommen. Am liebsten wollte ich ihn selber sofort wieder rauslassen. Doch zum Glück war es draußen schon dunkel, und sobald wir ins Auto gestiegen sind und das Licht ausging, hat er sich schnell beruhigt. Zuhause angekommen haben wir dann unsern Hansiburli gleich in seinen nagelneuen Käfig entlassen. Zur gleichen Zeit hat im alten Käfig unsere Jeannie ganz ruhig beobachtet, was wir da treiben. Wahrscheinlich hat sie aber noch nicht damit gerechnet, dass sie bald einen Spielgefährten haben wird, denn Hansi ist erst mal auf das oberste Stangerl gehüpft und ist dort lautlos sitzengeblieben. Die ersten 10 Minuten haben wir ihm erst mal Ruhe gegönnt. Länger haben wir es aber nicht ausgehalten, dann mussten wir einfach wieder hin zu unserem Süßen und schaun, wie es ihm geht. Und nachdem er einen überhaupt nicht schreckhaften Eindruck gemacht hat, haben wir auch gleich aus dem anderen Käfig unsere Jeannie gelockt, sie auf meinen Finger sitzen lassen und sie dann dem Hansi gezeigt. Sofort haben sich die beiden entdeckt und sich interessiert angeschaut. Nicht viel länger hat es gedauert, bis sie sich durch die Gitterstäbe gegenseitig "beschnäbelt" haben. Allein wegen dieser Situation waren wir schon überglücklich, weil sie sich auf Anhieb gut verstanden haben und Jeannie nach einem Monat "Single-Leben" nun endlich einen Spielgefährten bekommen würde. Aber um sicher zu gehen, haben wir sie dann vorerst wieder getrennt. Und sofort wurde es laut im Wohnzimmer, denn beide fingen auf einmal an, laut nach dem anderen zu pfeifen. Trotzdem wollte ich dem Hansi erst noch ein wenig Ruhe gönnen. Noch am gleichen Abend dann der nächste Erfolg: nur eine Stunde später hielt ich mit der Hand ein kleines Kolbenhirse-Bällchen in den Käfig. Meine Freundin schimpfte mich erst mal und dass ich ihn in Ruhe lassen sollte, doch noch mitten im Satz fing Hansi auch schon an, mir von der Hand zu fressen. Offenbar haben wir von Anfang an sein Vertrauen gewonnen, als er gesehen hat, dass Jeannie ohne Angst auf dem Finger sitzt. Am nächsten Morgen dann gleich der nächste Fortschritt: Dieses Mal nahm meine Freundin selbst die Kolbehirse in die Hand, und nach kurzem Zögern setzte er sich sogar schon auf den Finger! Am Abend dann der nächste Erfolg: Er setzte sich auch ohne Futter-Lockmittel auf den Finger! Und auch Jeannie war offenbar immer mehr begeistert von ihm und wollte gar nicht mehr in ihren alten Käfig zurück. Stattdessen saß sie fast ununterbrochen auf dem neuen Käfig und schnäbelte wieder durch die Gitterstäbe mit Hansi. Eigentlich wollte ich die beiden erst nach einer Woche zusammen in einen Käfig lassen, um zu verhindern, dass Hansi sich nur noch an Jeannie orientiert und kein Vertrauen zu uns Menschen gewinnt. Aber als die beiden sich ununterbrochen liebkosten, ergriff meine Freundin die Initiative und ließ Jeannie in den Käfig von Hansi. Anscheinend war es Liebe auf den ersten Blick: sofort haben sie begonnen, sich gegenseitig am Kopf zu Kraulen. Ab dem Moment war mir klar, dass eine Einzelhaltung bei Wellensittichen nie wieder für mich in Frage kommen würde!
Die Erfolge waren noch immer nicht zu Ende. Am zweiten Morgen ließ sich Hansi dann schon aus dem Käfig holen. Zusammen mit Jeannie brach er dann auch gleich auf zum ersten Freiflug im Zimmer. Von Anfang an landete er jedes Mal zielsicher auf einem geeigneten Landeplatz. Im Vergleich zu Jeannie's ersten Flugstunden war er also quasi ein Naturtalent, was das Fliegen im Zimmer angeht, denn sie legte bei Ihren ersten Flugversuchen im Zimmer des öfteren eine mehr oder weniger unsanftere Landung hin. Und so kurvten beide wie zwei kleine Sturzflieger durch das Zimmer. Und die nächste Überraschung: ohne auch nur einmal wegzufliegen hüpfte Hansi anschließend sofort auf den Finger und ließ sich in den Käfig zurückbringen. Dass ein Wellensittich so schnell zahm wird, hätte ich nie gedacht. Am Abend haben meine Freundin und ich zu Abend gegessen, und in der Mitte des Tisches schlemmten unsere beiden Wellis genüsslich zusammen ein Salatblatt. Am Montag mussten wir dann leider beide wieder in die Arbeit. Der Tag konnte nicht schnell genug vergehen, bis wir uns wieder mit unseren kleinen Zwergerl beschäftigen konnten. Hansi war inzwischen schon so zahm, dass er sich jederzeit aus dem Käfig holen ließ. Und obwohl Jeannie ja schon viel länger bei uns war, war das bei ihr nicht so einfach wie bei ihm. Wie am Vorabend haben wir wieder alle vier zusammen zu Abend gegessen. am Ich glaube, es waren hunderte Bilder, die wir von den beiden in diesen drei Tagen gemacht haben. Am Dienstag Morgen habe ich beiden noch ein frisches Frühstücks-Salatblatt gebracht, welches sie genüsslich zusammen abknabberten. Und damit sie sich tagsüber austoben konnten, habe ich Ihnen die Käfigtüre offen gelassen - mit fatalen Folgen wie sich später herausstellen sollte. In der Arbeit habe ich dann allen ganz stolz die Bilder von unseren beiden Super-Wellis gezeigt und Ihnen die Erfolgsstory von unserm Hansi erzählt. Ebenso den beiden Omas, die ich anschließend auch gleich besuchen musste, um die Bilder herzuzeigen. Lange blieb ich dann jeweils auch nicht, weil ich schnell heim zu den zwei Süßen wollte.
Meine Freundin und ich kamen am Abend gleichzeitig zu Hause an. Jeder wollte als erster bei den beiden Wellis sein, aber ich musste noch Sachen aus dem Auto holen, also war meine Freundin schneller als ich. Und so lief es mir wie ein Schauer eiskalt den Rücken herunter, als sie weinend gleich wieder zurückkam und schluchtzend sagte "...der Hansi..." Ich befürchtete sofort das Schlimmste, und als ich ins Wohnzimmer kam, war es traurige Gewissheit. Unser Hansi lag tot am Boden. Offenbar war er mit voller Wucht gegen die Fensterscheibe geflogen und hat sich dabei tödliche Verletzungen zugezogen. Weinend wie ein kleiner Junge sackte ich vor ihm auf die Knie zusammen und nahm ihn in meine Hand. Ganz friedlich lag er da, als ob er auf dem Rücken schlafen würde. Sein Gefieder wie immer wie gemalt, sein Köpfchen leicht zur Seite gedreht. Und so saßen wir einige Minuten trauernd mit ihm am Boden und streichelten ihn immer wieder. Jeannie ging es zum Glück gut, sie zeigte auch keinerlei Traueranzeichen und auch ihr Futter nahm sie ganz normal zu sich. Erst am Abend gab sie dann immer wieder ganz leise Töne von sich, als ob sie schluchtzen würde und auch nach ihm trauern würde. Am nächsten Tag baute ich für unsern Hansi einen kleinen Sarg aus Holz. Als er fertig war und ich ihn hineinlegte, kamen mir sofort wieder die Tränen. Dabei musste ich auch zurückdenken an meinen früheren Wellensittich, den ich seit der 1.Klasse Grundschule hatte und der nach 11 Jahren gestorben war. Und dabei stellte ich fest, dass es für mich genauso schlimm war wie jetzt mit unserm Hansi, und das, obwohl er nicht einmal vier Tage lang bei uns war. Unglaublich, wie sehr einem ein so kleines Tier so schnell ans Herz wachsen kann. Aber bei einem so süßen Welli, der innerhalb kürzester Zeit das Vertrauen zum Menschen gewonnen hat, ist das kein Wunder. Und genau das war der Umstand, warum es zu diesem Unglück gekommen ist. Ich habe ihn einfach überschätz, dachte, dass er tagsüber mit Jeannie ohne Probleme im Zimmer herumfliegen und sich austoben kann. Fatalerweise habe ich nicht daran gedacht, dass er im Zimmer noch keinerlei Flugerfahrung am hellichten Tag hat und dass er das Fenster noch nicht als Hindernis erkennt. Sonst flog er immer nur am Abend, wenn es schon dunkel war und die Fensterscheibe wie eine schwarze Wand wirkte. Dass das am Tag nicht der Fall ist, habe ich nicht bedacht...
Ich habe daraus meine Lektion mit Schmerz gelernt. Und so kann ich allen Welli-Liebhabern und denen, die es werden wollen, einen guten Rat geben: Immer alle Fenster sichern, am besten Vorhänge zuziehen oder Rolo herunterlassen und erst nach und nach den Welli an das Hindernis gewöhnen. Und auch danach am besten immer die Fenster durch bekleben mit Mustern, Bilder-Folien, etc. als Hindernis deutlich machen. Lieber zu viel, als zu wenig sichern...
Lieber Hansi, danke für die wenigen, aber umso schöneren Stunden, die wir mit Dir haben durften. Alles Gute, wo auch immer Du jetzt bist.