Hallo liebe Welli-Freunde,

ich schreibe hier in der Hoffnung, dass sich vielleicht die eine oder andere Person mit Circo-Positiven Schwärmen meldet und ihre/seine Erfahrung teilt.

Ich habe ein 8 Monate altes Welli-Pärchen bei mir und wollte auf 4 aufstocken. Meine Wellis waren immer sehr träge und hatten kaum Interesse an Spielzeug etc. Alle 10 Tage flogen sie mal raus und meistens saßen sie einfach nur auf ihrem Stammplatz in der Voliere und bewegten sich nur zum Futternapf. Durchgecheckt und gesund waren sie… nur eben sehr faul.

Ich habe vor kurzem einen jungen Abgabewelli aus 2. Hand übernommen. Er kam sofort in einen separaten Käfig… erst im selben Raum. Dazu muss ich sagen, dass wir eine kleine Wohnung haben, Wohnzimmer und eine Mini-Diele und dann ein kleines Schlafzimmer, alles sehr nah beieinander. Wir waren am nächsten Tag beim Eingangscheck.

Als die Ärztin hörte, dass er aus einem Schwarm mit einem flugunfähigen Welli kam, riet sie mir, einen Circo- und Polyoma Test machen zu lassen.

Kurzum… habe ich machen lassen. Ich bin nach hause, habe mich erst mal über diese Viren informiert und bin vor Schreck fast zusammen gebrochen. Der neue Welli kam sofort in das Schlafzimmer. Ich habe von Anfang an darauf geachtet, mir die Hände zu waschen wenn ich von einem zum anderen Welli ging, direkten Kontakt der Tiere vermieden etc…

Um ehrlich zu sein habe ich auch Gefiedererkrankungen für eine genetische- oder stoffwechsel Sache gehalten und fühle mich jetzt unfassbar dumm.

Mir war irgendwie klar, dass der Test positiv ausfallen würde. Was dann auch eintrat.

Also habe ich mich eingehend mit der Ärztin unterhalten, welche Optionen zur Verfügung stehen. Nachdem ich ihr meine Wohnsituation geschildert habe, war sie auch der Ansicht, dass meine beiden Wellis mit großer Wahrscheinlichkeit schon mit dem Virus in Kontakt gekommen sein mussten.

Der Circovirus ist extrem resistent, mit herkömmlichen Desinfektionsmitteln (oder einfach nur Hände waschen) lässt sich die Übertragung nicht verhindern. Ich hatte natürlich den neuen Welli angefasst, Hände mit Seife gewaschen, meine Wellis versorgt… und überall mit demselben Staubsauger hantiert, die Wohnung durchgelüftet, meine Kleidung nicht gewechselt, wenn ich die 50cm vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer durchquert habe…

Es bestand die Option, meine beiden ebenfalls Testen zu lassen, was ich aber nicht getan habe, denn es hätte noch zu früh für eine Diagnose sein können und außerdem bestand immer die Gefahr, dass irgendwelche Staubpartikel durch die Luft fliegen und von meinen Wellis eingeatmet werden und sie somit mit dem Virus in Berührung kommen.

Kurzum, ich hätte meine ganze Wohnung mit einem viruziden Medizinprodukt desinfizieren und am besten alle Staubpartikel aus der Luft auf magische Weise verschwinden lassen müssen, um die nachträgliche Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Wäre meine Wohnung größer und die räumliche Entfernung vorhanden, hätte ich mich wohl anders entschieden und den neuen Welli weitervermittelt, unabhängig davon, dass er ein zuckersüßer kleiner Charmebolzen ist. So aber habe ich beschlossen ihn zu behalten.

Mittlerweile ist er ein fester Bestandteil der Familie und einfach extrem verspielt und energiegeladen. Er ist zwar ein Baby, aber ich vermute ein Halbstandard, denn er ist jetzt schon größer als meine beiden Hansi-Bubis. Er animiert meine zum Spielen, es wird geflogen und geklettert und endlich sind auch die Lande- und Spielplätze draußen interessant. Seit ich meine Wellis habe, waren sie keinen Tag so aktiv wie jetzt. Es ist einfach schön, dass sie endlich etwas lebendiger geworden sind.

Ich weiß, dass man bei vielen Züchtern seinen Welli mitnehmen kann, damit er sich dort einen passenden Partner aussucht. Diese werden auch einfach in den bestehenden Schwarm gesetzt… da müsste die Ansteckungsrate doch auch sehr hoch sein? In meinem Umfeld wusste niemand etwas darüber, dass sich solche Viren ganz hartnäckig durch die Luft (also über Flügelstaub) übertragen… bzw. dass es so etwas überhaupt gibt.

Jedenfalls werden die Wellis bei künftigen Arztbesuchen als „Circo-Träger“ in einem besonderen Raum behandelt, wo im Anschluss alles besonders gründlich gereinigt wird.

Aufgrund der Wohnsituation und dem Übertragungsweg über Flügelstaub gehe ich wirklich davon aus, dass eine Weitervermittlung des neuen Wellis an der Ansteckung nichts geändert hätte. Aber 100 Prozentige Gewissheit gibt es natürlich nicht…

Dennoch würde ich mich aufgrund der hohen Infektionswahrscheinlichkeit wieder so entscheiden. Es war richtig, den kleinen zu behalten. Das ändert allerdings nichts an den Gewissensbissen…

Ich habe mir jetzt eine Birdlamp bestellt (war sowieso geplant), sowie Korvimin, weil ich gelesen habe, dass das ganz gut sein soll. Etwas anderes kann man ja nicht machen, Gemüse und Obst biete ich mehrmals die Woche an, wird aber nicht angenommen… sehr gutes Körnerfutter bekommen sie auch.

Die Wellis sind soweit gesund. Die Symptome können wohl frühestens nach ein paar Wochen auftreten.

Ich hoffe, dass meine beiden 8 Monate alten das ganze halbwegs überstehen.

Was den Jungvogel angeht, habe ich wirklich Angst, wie sich bei ihm die Jungmauser entwickelt…
Ob er den Virus vererbt bekommen hat oder erst später zugezogen hat, weiß ich natürlich nicht… ich habe keine Informationen über seine Herkunft. Er hat eine kleine kahle Stelle an der Brust (die hatte er wohl von Anfang an, auch als Küken), ansonsten ist sein Gefieder im Moment noch wunderschön.

An dieser Stelle noch: Mein 8 Monate alter Hahn hat ca. 3 Wochen, bevor er neue Welli zu uns kam, an wenigen Tagen urplötzlich seine langen Schwanz- und Schwungfedern verloren. Es ist noch nichts nachgewachsen, erst konnte er nur schwerfällig flattern, mittlerweile hat er den Dreh raus und kann schon besser lenken. Meine Henne hat schon seit Monaten eine einzelne verdrehte Feder am Flügel. Ob das bei dem Hahn eine Art Schockmauser war, weiß ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich so erschreckt haben könnte.
Aber ich nehme nicht an, dass das bei den beiden vom Circovirus kam, denn das mit dem Verlust der langen Federn oder verdrehte Federn scheint auch bei gesunden gelegentlich vorzukommen...

Welch eine Ironie, dass der Welli meiner Uroma in einem winzigen Käfig über 17 Jahre alt wurde, mit Plastikstangen und abgestandenem Wasser, keinen Tag Freiflug und keinem Arztbesuch.

Ich gebe mir solche Mühe und dann sowas…

Ich habe wirklich sehr, sehr viel geschrieben, aber ich musste mir den Kummer ein wenig von der Seele schreiben. Wegen all dem plagen mich große Schuldgefühle. Ich habe das Gefühl, eine schlimme Krankheit nach hause geschleppt und meine beiden infiziert zu haben… und damit unweigerlich ihr Leben stark beeinträchtigt…

Im Nachhinein wird mir klar, dass ich das mit der strikten Quarantäne in meiner Wohnung gar nicht umsetzen kann. Und ich frage mich, wie ihr anderen Wellihalter das hinbekommt, wenn ein Neuzugang ansteht…?

Ich belasse es jetzt erst Mal bei meinem Trio und werde keinen weiteren Vögel mehr hinzuholen, und wenn, dann nur einen älteren und nachweislichen Träger.

Mir ist klar, dass es keinen bestimmten Krankheitsverlauf gibt und alles sehr individuell verläuft.
Nur hat sich meine Sicht auf die Dinge sehr verändert. Wenn ich jetzt im Zoogeschäft an den Papageien vorbeigehe frage ich mich, ob und inwieweit überhaupt fachgerecht desinfiziert wird und wie viele Vögel diesen Virus passiv in sich tragen.

Wer hat noch Circo-Positive Schwärme und kann etwas berichten? Lasst ihr eure Neuzugänge immer auf Gefiedererkrankungen testen oder nur, wenn ein Verdacht besteht?

Mich macht das ganze gerade einfach unfassbar traurig...