Vitamine in der Übersicht

Immer wieder stellt man sich als verantwortungsvoller Wellensittich- oder Vogelhalter die Frage, welche Vitamine für die Gesundheit der Wellensittiche wirklich wichtig und von elementarer Bedeutung sind. Viel zu selten erhalten wir dabei wirklich ausreichende Informationen in Ratgebern oder Fachbüchern, da dieses spezielle Kapitel einfach oft vernachlässigt wird. Wer trotzdem mehr wissen möchte, ist bei Welli.net genau richtig.

So haben wir hier für Euch eine Übersicht erstellt, die etwas Licht ins Dunkel bringen soll. Aufgezählt werden:

  • die wichtigsten Vitamine
  • die volle Bezeichnung /chemischer Name
  • Bedeutung für den Körper
  • Folgen eines Mangels (Hypovitaminose)
  • Vorkommen (nur eine kleine Auswahl an Nahrungsmitteln ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Vitamine ganz allgemein

Vitamine sind Stoffe oder genauer organische Verbindungsformen, die essentiell d.h. lebensnotwendig sind. Diese können vom Körper eines jeden Lebewesens nicht selbstständig produziert (synthetisiert) werden. Deshalb ist es wichtig, sie weitgehend über die Nahrung zuzuführen. Vitamine sind für alle lebenswichtigen Stoffwechselfunktionen notwendig. Vom Knochenaufbau bis zur Sehkraft sind unendlich viele Funktionen des Körpers von einem gedeckten Vitaminhaushalt abhängig. Ist die Aufnahme von Vitaminen in den Körper dauerhaft blockiert, führt dies unweigerlich zu Mangelerscheinungen die sich kurz- oder auch langfristig massiv auf den Körper und dessen Funktionen auswirken. Somit also auch auf die Gesundheit unserer Lieblinge.

verschiedenes Gemüse: Paprika, Salatgurke, Möhre
eine Schale voll gesundem Gemüse

Ein Vitaminmangel (Hypovitaminose) kann verschiedene Ursachen haben. Die beiden häufigsten sind folgende. Zum einen einfach ausbleibende oder mangelhafte Zufuhr von Vitaminen durch falsche Nahrungsmittel und einseitige, schlechte Ernährung. Zum anderen aber auch mangelnde Aufnahmefähigkeit der Vitamine durch Krankheit.

So ist es nicht selten der Fall, dass z. B. Vögel mit Verdauungsbeschwerden eine höhere Vitaminzufuhr benötigen, da ihr Darm nicht mehr in der Lage ist alle aufgenommen Vitamine zu resorbieren und zu verarbeiten.

Unterschieden werden können übrigens zwei große Vitamingruppen. Die fettlöslichen (lipophilen) Vitamine auf der einen und die wasserlöslichen (hydrophilen) Vitamine auf der anderen Seite. Zu den fettlöslichen zählen A, D, E, K, zu den wasserlöslichen B und C.

Wichtig: Auch zu viele Vitamine (Hypervitaminose) können schädlich sein! Eine häufige Annahme ist, dass viel auch viel hilft. Und so werden synthetische Vitaminpräparate ohne Sinn und Verstand verabreicht. Doch es sei gesagt: Zwar sind Vitamine wie schon erwähnt lebensnotwendig, jedoch können sie in zu hoher und falscher Dosierung (gerade über eigenständig verordnete Vitaminprodukte) auch Schaden anrichten. Ein gesunder Körper ist zwar in der Lage Megadosen über den Harn auszuscheiden, jedoch sollte man gerade bei einem evtl. gesundheitlich angeschlagenem Vogel Vorsicht walten lassen. Der Körper könnte anstatt durch die gut gemeinte Vitamingabe unterstützt zu werden, dadurch noch mehr belastet sein.

Also jegliche zusätzliche Vitamingabe IMMER mit dem vogelkundigen Tierarzt (vkTa) im Voraus abklären! Nur dieser kann durch einen Gesamtüberblick feststellen, ob eine Vitaminsubstitution zusätzlich wirklich sinnvoll ist.

Doch nun zur Übersicht

Vitamin A

Chemischer Name: Retinol

Bedeutung für den Körper: Neben der bekannten Wirkung für die Sehkraft und Linsenmobilität des Auges, wirkt sich Retinol auch aus in dem es die Nervenzellen schützt und die Verknüpfungen von Nervenzellen stärkt. Es hat eine positive Wirkung auf die Blutbildung, da es die Zellerneuerung ankurbelt. Besonders die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die der Infektabwehr dienen, profitieren davon. Somit leistet Retinol einen aktiven Beitrag für ein gesundes Immunsystem. Schutz von Schleimhautzellen (wichtige Eigenschaft bei Vögeln mit Verdauungsbeschwerden!)

Folgen eines Mangels: Beeinträchtigung des Sehvermögens, gesteigerte Infektanfälligkeit, Mauserprobleme da erschwerte Neubildung der Federn durch Retinolmangel verursacht werden kann und Schleimhautdefekte.

Vorkommen: Brokkoli, Brombeere, Banane, Eigelb, Gurke, Himbeeren, Kakifrucht, Johannisbeeren, Speisekürbis, Möhren, Mango, Papaya, Paprika, Radieschen, Rote Beete, Rettich, Vogelbeeren (Beeren der Eberesche)

Vitamin B1

Chemischer Name: Thiamin

Bedeutung für den Körper: Beeinflusst im wesentlichen den Fettstoffwechsel, genauer die Umwandlung der Kohlenhydrate in Fette. Ebenso wichtig für die Nerven. Diese werden durch das Thiamin maßgeblich gestärkt und geschützt. Auch die Leberfunktion wird positiv beeinflusst. Der Wasserhaushalt wird von Thiamin in Zusammenarbeit mit Mineralien mit gesteuert.

Folgen eines Mangels: Entzündungen von Nerven und Nervenbahnen woraus neurologische Probleme resultieren wie z. B. Lähmungserscheinungen und Krämpfe.

Vorkommen: Getreidesorten vor allem Hafer, Reis, Sesam, Keimfutter, Löwenzahn (Blätter und Blüten), Erdbeeren, Gurke, Papaya, Granatapfel.

Vitamin B2

Chemischer Name: Riboflavin

Bedeutung für den Körper: Stellt die Zellatmung sicher und ist für den Fettstoffwechsel zuständig

Folgen eines Mangels: Fettleber (Steatosis hepatis) durch eine gestörte Verstoffwechselung von Fett. Pigmentstörungen der Federn und des Schnabels, Schleimhautdefekte und Rötungen durch Reizung (da Schutz der Zellstruktur durch Riboflavin entfällt).

Vorkommen: Getreide, Keimfutter, Reis, Erdbeeren, Papaya, Salat und Spinat. Bei Spinat bitte auf den erhöhten Oxalsäurewert achten und deshalb nicht zu viel anbieten!

Vitamin B3

Chemischer Name: Niacin oder Nicotinsäure

Bedeutung für den Körper: Stellt die Zellatmung sicher, wichtig zur Regeneration der Haut, sowie der Federbildung. Wichtig für Muskulatur und Nerven aufgrund der schützenden und regenerativen Wirkung.

Folgen eines Mangels: Aufgrund der Nervenschädigung neurologische Ausfallerscheinungen wie Krämpfe. Aber durch die Kombination mit evtl. Muskelschäden auch Lähmungserscheinungen. Ebenso Gefiederstörungen und Durchfälle.

Vorkommen: Getreidesorten, Reis, Keimfutter, Sesam, Ei, Mango, Speisekürbis.

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Vitamin B5

Chemischer Name: Pantothensäure

Bedeutung für den Körper: Wichtig zur Verstoffwechslung von Fetten, Aminosäuren und Kohlehydraten, somit wichtig für die gesamten Verdauungsprozesse.

Folgen eines Mangels: Ein Mangel von Pantothensäure tritt eher selten auf. Kommt es jedoch dazu, führt dieser zu Wachstumsstörungen, Gefiederstörungen, Müdigkeit und Immunschwäche.

Vorkommen: Ei, Reis, Getreide, Keimfutter, Papaya und Speisekürbis.

Vitamin B6

Chemischer Name: Pyridoxin

Bedeutung für den Körper: Wichtig für die Eisenaufnahme und somit den Sauerstofftransport im Blut. Ebenso nötig für den Stoffwechsel der Aminosäuren.

Folgen eines Mangels: Ein Mangel von Pyridoxin kommt recht selten vor. Tritt dieser dennoch auf, führt er zu Blutarmut (Anämie), Leberschäden, Schäden an Nervenbahnen und Nervenzellen, Gefiederstörungen sowie zu Wachstumsstörungen.

Vorkommen: Aubergine, Banane, Kohlrabi, Zucchini und Leinsaat (Leinsamen)

Vitamin B7

Chemischer Name: Biotin

Bedeutung für den Körper: Wichtig für die Federbildung, das Krallen- und Schnabelwachstum.

Folgen eines Mangels: Kahlstellen im Gefieder durch massive Gefiederbildungsstörungen und frühzeitigen Verschleiß bestehender Federn. Knochendeformationen woraus Haltungsschäden und Fehlstellungen resultieren können. Brüchigkeit von Krallen und Schnabel. Bei brütenden Hennen besteht die Gefahr von Windeiern. Bei Nestlingen die Gefahr bleibender Schäden am gesamten Skelett.

Vorkommen: Keimfutter, frischer Mais, Eigelb

Vitamin B9

Chemischer Name: Folsäure

Bedeutung für den Körper: Beteiligt an der Bildung von DNS/DNA Bausteinen und somit mitwirkend am gesamten Zellwachstum im Körper. Spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Knochenmark, welches für die Blutbildung zuständig ist.

Folgen eines Mangels: Blutarmut (Anämie), Wachstumsstörungen, Pigmentstörungen, Muskelschwäche aufgrund fehlender Zellstruktur.

Vorkommen: Getreide, Keimfutter, Eigelb, Birne, Spinat, Salat, Tomate

Vitamin B12

Chemischer Name: Cobalamin

Bedeutung für den Körper: Wichtig für den Eiweißstoffwechsel, unterstützt die Vitamin B9 Aufnahme im Körper.

Folgen eines Mangels: Wachstumsstörungen und Gefiederstörungen aufgrund der fehlenden Protein (Eiweiß) Verbindungen.

Vorkommen: Vitamin B12 kommt vor allem in tierischen Produkten vor.

Ei ist das einzige, was einem Wellensittich gerne gereicht werden kann davon. In geringeren Mengen findet sich auch in Ananas und Weintrauben ein Anteil an Cobalamin.

Vitamin C

Chemischer Name: Ascorbinsäure

Bedeutung für den Körper: Wichtig zur Stärkung des Immunsystems sowie dem Aufbau von Aminosäuren.

Folgen eines Mangels: Immunschwäche aufgrund verminderter Immunreaktion, allgemeine Anfälligkeit für Infekte.

Vorkommen: sämtliche für Wellensittiche geeignete Obstsorten, sämtliche Beerenfrüchte wie z. B. Sanddorn, sämtliche für Wellensittiche geeignete Gemüsesorten!

Achtung: Keine Zitrusfrüchte, da Schleimhautreizungen dadurch hervorgerufen werden.

Vitamin D

Chemischer Name: Calciferol

Bedeutung für den Körper: Beeinflusst und steuert im wesentlichen den Calcium und Phosphor Stoffwechsel und ist somit unabdingbar für den Knochenbau.

Folgen eines Mangels: Rachitis und schwerste Knochendeformationen aufgrund einer gestörten Calciumaufnahme. Ebenso kommt es zu Krallenerweichung, Schnabelerweichung und kann zur Bildung von Windeiern führen (Windeier sind Eier ohne Schale - die unter Umständen in Legenot enden können und Lebensgefahr für eine Henne bedeuten kann).

Vorkommen: Calciferol ist eins der wenigen Vitamine die zum Teil vom Körper mit Hilfe von UV Strahlen (Sonnenlicht) synthetisiert werden können. Deshalb ist eine Birdlamp wichtig, sofern die Vögel kein natürliches Sonnenlicht zur Verfügung haben.

In Ei ist Calciferol enthalten.

Vitamin E

Chemischer Name: Tocopherol

Bedeutung für den Körper: Wichtig für die Keimdrüsen, Oxidationsschutz für viele andere Vitamine die ansonsten zerfallen würden. Dient dem Schutz der Muskulatur.

Folgen eines Mangels: Reduzierte Fruchtbarkeit infolge Schädigung oder Unreife von Keimdrüsen bzw. deren Zellen. Leberschädigungen, Gefiederschäden sowie Muskelschwäche durch Degeneration.

Vorkommen: Getreide, Keimfutter, Leinsaat (Leinsamen), Ei, Ananas, Stachelbeeren, Fenchel, Salat, Spinat, Möhren.

Vitamin K1

Chemischer Name: Phyllochinon

Bedeutung für den Körper: Dient der Aktivierung von aktiven Proteinen beispielsweise bei der Immunabwehr, spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Außerdem beeinflusst es den Knochenaufbau zusammen mit Vitamin K2 und Vitamin D.

Folgen eines Mangels: Blutgerinnungsstörungen, erhöhte Blutungsneigung und Gefahr innerer Blutungen. Allgemeine Müdigkeit und Schwäche.

Vorkommen: Löwenzahn, Kresse, Zwiebel, Tomate, Spinat (Achtung Oxalsäure) und Salat.

Vitamin K2

Chemischer Name: Menachinon

Bedeutung für den Körper: Dient ebenso wie Vitamin K1 der Aktivierung von Proteinen. Rolle bzgl. der Blutgerinnung hier relevanter!

Folgen eines Mangels: Blutgerinnungsstörungen bis hin zu inneren Blutungen, die lebensbedrohlich werden können im Ernstfall. Schwäche, Müdigkeit durch Blutarmut (Anämie).

Vorkommen: Wird vom Körper selbst durch Darmbakterien produziert. Das bereits vorhandene Vitamin K1 wird weiter synthetisiert und so zu Vitamin K2.

 

Ive84