Ein klares Nein zur Einzelhaltung

Viele Menschen wünschen sich einen zahmen und anhänglichen Wellensittich und vergessen dabei, dass man einem solchen Schwarmtier nichts Schlimmeres als Einzelhaltung antun kann. Allein gehaltene Wellis schließen sich aus der Not heraus dem Menschen an, weil sie keine andere Wahl haben. Wir Menschen können einen zweiten Wellensittich niemals ersetzen!

Gedanken zur Einzelhaltung

Hast Du einen Schnabel zum Kraulen? Hast Du jemals versucht, auf einem Ast zu sitzen, damit sich Dein Welli vor dem Einschlafen an Dich ankuscheln kann? Hast Du rund um die Uhr Zeit für ihn, weil Du niemals einkaufen, arbeiten oder putzen musst? Sprichst Du wellensittisch?

Mal ehrlich: Würdest Du mit einem einzeln gehaltenen Welli tauschen wollen ...?

Einzelhaltung macht krank: Nicht nur die kleine Seele leidet; auch die eigentlich immer entstehenden Verhaltensanomalien wie das Anbalzen und Füttern von Ersatzgegenständen oder der menschlichen Hand führen häufig zu Kropfentzündungen, die nicht selten tödlich enden.

Wer einmal ein verliebt vor sich hin schnäbelndes Wellensittich-Pärchen gesehen hat, dem sollte eigentlich klar sein, wie einsam ein einzelner Welli sich fühlen muss.

Und nun sag nicht: "Ja, aber unser Wellensittich ist glücklich alleine, er hat alles, was er braucht. Der langweilt sich nicht." Wann hat er Dir das gesagt?

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"Der wird doch sonst nicht zahm!" Das stimmt nicht. Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen kleine Gruppen von Wellis sehr zahm sind, und andersherum gibt es genug einzeln gehaltene Wellensittiche, die ihr Leben lang keinen Anschluss an den Menschen suchen. Eine Garantie gibt es niemals, und keinem Welli kann man an der Nasenspitze ansehen, ob er Interesse daran hat, in uns mehr als nur den bloßen Futtergeber zu sehen.

Zum Wohle der Wellensittiche - nie alleine

Wer sich entscheidet, Wellensittiche zu halten, sollte seinen eigenen Egoismus zurückstecken und zum Wohle der Tiere mindestens zwei Wellensittiche anschaffen. Und sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass der Welli kein Schmusetier ist, sondern ein Lebewesen, das zum Gesund- und Glücklichsein mindestens einen Artgenossen und viel Freiheit braucht.

Wellensittich-Pärchen
ein sehr verliebtes Wellensittich-Pärchen
Will man seinem Wellensittich wirklich die wahre Liebe vorenthalten?

Einzelhaltung aus der Sicht eines Wellensittichs

In meinem kleinen Käfig fühlte ich mich wie ein winziger Tropfen Farbe in einer endlosen Welt des Graus. Die Enge ließ meine bunten Federn verblasst und meine Flügel schwer werden. Die einzigen Gesellschaften, die ich hatte, waren ein altes Radio, dessen Musik mir manchmal Gesellschaft leistete, und dieser riesige Mensch, der mich mit seinen dicken Händen immer wieder hinausheben wollte.

Jeden Morgen erwachte ich mit dem Zwitschern der Vögel draußen, einem Klang, der meine Sehnsucht nach Freiheit nur verstärkte. Das Radio spielte Lieder, die mich trösteten, aber nichts konnte den Schmerz lindern, den ich empfand, wenn ich den riesigen, angsteinflößenden Menschen sah. Seine Augen waren groß und glänzend, und sie starrten mich an, als wäre ich ein exotisches Wesen in einem Museum.

Der Mensch versuchte, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem er seine Hand in meinen Käfig streckte und mich auf seinen Finger setzen wollte. Aber ich hatte Angst. Seine Hand war so groß, dass sie mich verschlingen könnte. Ich zitterte vor Furcht und flatterte in die entfernteste Ecke meines Käfigs, um mich zu verstecken.

Das Radio spielte eines Tages ein Lied über Freiheit, und ich schloss meine Augen, träumend von einem Leben außerhalb dieses engen Gefängnisses. Ich träumte von weiten Himmeln und grünen Wiesen, von anderen Vögeln, die meine Sprache sprachen, und von der sanften Brise, die meine Federn streichelte.

Aber die Realität war ein Käfig, der meine Träume erstickte. Tag für Tag blieb ich dort, meine Flügel schlaff und mein Geist gebrochen. Das Radio spielte weiterhin seine Lieder, und der Mensch streckte seine Hand aus, aber ich wagte es nicht, ihm zu vertrauen. In meiner Einsamkeit und meinem Verlangen nach Freiheit blieb ich stumm, ein gefangener Wellensittich, der von einer Welt außerhalb seines Käfigs träumte.

 

Silvia