Auch wenn wir es uns kaum wünschen werden, so lässt es sich nicht immer vermeiden, dass einer unserer Wellensittiche einmal krank wird. Für seine Genesung kann es dann hilfreich sein, wenn er von seinen Artgenossen getrennt in einem Krankenkäfig untergebracht wird. Das ist meist dann sinnvoll (oder sogar nötig), wenn das Tier sehr geschwächt ist und infolge dessen vielleicht auch schon von seinen Schwarmkollegen weggehackt und/oder verscheucht wird. Oder der Vogel muss bestimmte Medikamente nehmen, die entweder über das Trinkwasser gegeben werden und von den Anderen nicht mit getrunken werden sollen oder direkt ein- oder mehrmals täglich schnabulös verabreicht werden, wobei das Einfangen durch das Separieren oft erleichtert wird.
Ich selbst habe zwei Käfige, die für den Krankheitsfall zur Verfügung stehen. Der eine davon ist vergleichsweise groß und kommt auch zum Einsatz, wenn Neuankömmlinge ihre erste Zeit in Quarantäne verbringen müssen.
Der Kleinere wird dann genutzt, wenn ein Vogel sehr geschwächt ist und nur einen geringen Bewegungsdrang hat. In dem kleineren Käfig ist aufgrund der geringeren Höhe auch das Verletzungsrisiko kleiner, etwa wenn der kranke Wellensittich einmal von der Sitzstange fällt.
Es ist praktisch, wenn für den Krankenkäfig ein eigener Satz Futter- und Wassernäpfe bereit steht. Dabei sollte man bedenken, dass homöopathische Mittel, die ins Trinkwasser gegeben werden, in einem Plastiknapf angeboten werden sollten. Wo im Käfig Futter und Wasser angeboten werden, ist abhängig vom Zustand des Wellensittichs. Bei einem vergleichsweise fitten Vogel können die Näpfe wie gewohnt (z.B. ins Gitter eingehängt) angebracht werden. Hält sich das Tier aber hauptsächlich am Boden auf, sind auch die Näpfe dort zu platzieren. Wichtig ist in jedem Fall, dass für den Patienten Futter und Wasser leicht erreichbar sind.
Auch im Krankenkäfig kann man Naturäste als Sitzstangen anbieten. Leidet ein Wellensittich an einer hochinfektiösen Krankheit, kann man Rücksprache mit seinem vkTa halten, inwiefern für den Genesungszeitraum Plastikstangen die bessere Alternative sind, da diese sich meist schneller und einfacher reinigen bzw. desinfizieren lassen. Ein geschwächter Vogel ist außerdem sicher für ein Sitz- oder Liegebrettchen sehr dankbar.
Als Bodenbelag bietet sich Küchenkrepp an, da sich dieses leicht und schnell austauschen lässt. Ein weiterer Vorteil ist, dass Kotproben, die man eventuell sammeln muss, nicht durch eine Einstreu verunreinigt werden. Leidet das Tier an Verletzungen oder neurologischen Störungen und besteht vermehrt die Gefahr, dass es von der Stange auf den Käfigboden stürzt, ist es sinnvoll, den Boden zusätzlich mit z.B. einem Handtuch, über welches das Küchenkrepp gelegt wird, abzupolstern.
###advertiser_one###Ein kranker Wellensittich braucht in erster Linie eines: Ruhe. Dementsprechend sollte der Krankenkäfig an einem ruhigen Standort stehen, an den ansonsten die normalen Anforderungen an einen geeigneten Platz gestellt sind. Ob der Vogel im gleichen Raum wie seine Artgenossen stehen sollte, ist abhängig von der Art der Erkrankung und seinem Gesundheitszustand und sollte mit dem vogelkundigen Tierarzt abgesprochen werden.
Praktisch ist, wenn der Käfig so steht, dass neben ihm noch eine Wärmelampe platziert werden kann. Bei vielen Erkrankungen ist der Patient sehr wärmebedürftig und sicher froh über eine solche Bestrahlung. Ob und wenn ja in welcher Dosierung eine Bestrahlung sinnvoll ist, ist wiederum mit dem behandelnden Tierarzt zu beraten. Wichtig ist, dass der Wellensittich immer die Möglichkeit hat, der Wärmequelle auszuweichen. D.h. sie sollte immer nur eine Käfighälfte bestrahlen. Hat man keinen Infrarotdunkelstrahler, sondern eine gewöhnliche Rotlichtlampe, ist es ratsam, die Vogelaugen vor dem grellen Licht zu schützen. Dafür kann man einfach ein Küchenkrepp oder ein Geschirrtuch von außen am Käfiggitter befestigen. So kommt die wohltuende Wärme, aber nicht der zu helle Lichtschein in den Käfig. Es ist immer darauf zu achten, den Abstand zwischen Lampe und Käfig so zu wählen, dass genügend Wärme gespendet wird, es aber nicht zu einer Überhitzung kommt.
Die Unterbringung im Krankenkäfig soll dafür sorgen, dass der Patient möglichst viel Ruhe bekommt und von seinen munteren Artgenossen nicht von seinem erhöhten Schlafbedürfnis abgehalten oder von ihnen aufgrund der Erkrankung gemobbt wird. Bei einigen Wellensittichen löst die Separierung aber genau das Gegenteil aus, sie werden extrem unruhig und versuchen permanent, zu ihrem Partner zu gelangen.
Damit diese Aufregung sich nicht negativ auf den ohnehin schon geschwächten Gesundheitszustand auswirkt, kann man dem kranken Tier seinen Partner dazu gesellen. Das funktioniert aber nur, wenn beide Vögel dann zusammen zur Ruhe kommen. Will einer oder wollen sogar beide immer noch ausbrechen, sollten sie nach Möglichkeit zu ihren Artgenossen gelassen werden. Inwiefern diese Möglichkeiten allerdings durchführbar sind, hängt von der genauen Erkrankung, den nötigen Medikamenten und der Art der Verabreichung ab. Bevor der kranke Wellensittich in einem solchen Fall den Krankenkäfig wieder verlässt, sollte mit dem entsprechenden vkTa Rücksprache gehalten und, falls nötig, mit diesem über eine andere Darreichungsform der Medikamente nachgedacht werden.
Im Allgemeinen ist der vogelkundige Tierarzt immer der beste Ansprechpartner bei Fragen rund um die Behandlung, den Einsatz von einem separaten Käfig etc. Auch wenn andere Halter vielleicht schon eigene Erfahrungen mit einer solchen Situation gesammelt haben, heißt das nicht, dass diese auf ein anderes erkranktes Tier übertragbar sind. Jeder Wellensittich und jeder Krankheitsverlauf ist individuell, Behandlungsmethoden können unterschiedlich sein. Darum ist es wichtig, nicht eigenmächtig zu handeln, sondern zum Wohle seines kleinen Patienten auf die Anweisungen des Arztes zu hören und im Zweifelsfall immer dort nachzufragen.
Bealu