Inhalationstherapie beim Wellensittich

Heute möchten wir ein sehr spezielles Thema aufgreifen, dass hoffentlich für niemanden so schnell aktuell werden wird. Es geht um die Inhalation oder auch Inhalationstherapie bei erkrankten Wellensittichen und anderen Vogelarten. Wer sich aufgrund einer Atemwegserkrankung des geliebten Vogels einmal mit dieser Thematik beschäftigen musste, kennt wahrscheinlich die alt bewährten Praktiken und Tipps, wie man einen Wellensittich zum inhalieren bringt. Doch wer noch nie mit dieser sehr speziellen Behandlungsmethode in Berührung gekommen ist, dem wollen wir mit einigen Tipps und einer Informationssammlung über die wichtigsten Aspekte ein wenig auf die Sprünge helfen. Denn ist die Situation erst einmal vorhanden, ist die Aufregung sicher erst einmal groß und als Halter hat man besseres zu tun als stundenlang zu recherchieren, bevor es losgehen kann. Dieser Artikeln mit Anleitung zur Inhalation beim Vogel, hilft hoffentlich einen kurzen Überblick zu verschaffen.

Was ist Inhalation eigentlich?

Das Wort „inhalare“ ist der Wortstamm für das Wort Inhalation bzw. das Verb „inhalieren“, was auch mit anhauchen oder einhauchen übersetzt werden kann. Es bedeutet schlicht und ergreifend einfach nur, dass gasförmige Stoffe (sogenannte Aerosole) eingeatmet werden. Dieses Prinzip macht man sich im Rahmen der Inhalationstherapie zu Nutze und setzt es ein, um Atemwegserkrankungen verschiedensten Arten und Ursachen zu therapieren.

In diesem Fall vernebelt man mit einer speziellen Technik das gewünschte Medikament zusammen mit einer Trägerflüssigkeit. Es entsteht ein feiner Dampf oder Nebel (Kaltdampf), der als Aerosol bis in die kleinsten Winkel der Atemwege gelangen kann und somit im günstigsten Fall vor Ort wirkt. Diese Therapiemöglichkeit ist nicht nur in der Humanmedizin von entscheidender Bedeutung, sondern kann auch durchaus sinnvollen Einsatz in der Therapie erkrankter Vögel finden.

Wann kann eine Inhalationstherapie nötig werden und weshalb gehört deren Verordnung in die Hand eines Spezialisten?

Wie bereits oben angesprochen, kann eine Inhalationstherapie bei einer Vielzahl von Atemwegserkrankungen eingesetzt werden. Entscheidend ist für diese Therapie allerdings immer eine gefestigte Diagnose durch einen vogelkundigen Tierarzt (vkTa), wie auch die dementsprechende Verordnung der dafür zu nutzenden Medikamente.

Von jeglicher Eigentherapie raten wir an dieser Stelle absolut ab! Lediglich nach Absprache mit einem vkTa darf die Durchführung einer Inhalationstherapie mit bestimmten Medikamenten erfolgen. Ist ein Vogel nach erfolgter Therapie gesund und zeigt zu einem späteren Zeitpunkt ähnliche Symptome, bedeutet dies nicht, dass die Inhalation eigenmächtig wieder fortgesetzt werden kann. Diese sollte nur unter Absprache mit dem vkTa und evtl. Untersuchung des Vogels erneut aufgegriffen werden. Denn nicht immer bedeuten ähnliche Symptome auch die gleiche Ursache.

Mögliche Erkrankungen bei denen Inhaltionstherapien sich etabliert und als sinnvoll erwiesen haben, sind vielfältig. Um einen Vertreter der Atemwegserkrankungen zu nennen: Aspergillose, eine Pilzinfektion mit Befall des Atmungssystems. Auch sämtliche Erkrankungen der Luftröhre, Bronchien und Lunge, sowie Luftsäcken sind zum Teil mit Inhalationen behandelbar oder zu lindern. Atemwegserkrankungen können von einer einfachen Erkältungserkrankung, die durch Bakterien oder Viren verursacht wird, bis hin zu einem Befall durch Pilzsporen oder Parasiten reichen. Ein Befall von Parasiten z. B. Luftsackmilben, kann das Atmungssytem so nachhaltig schwächen, dass auch nach erfolgter Gesamttherapie eine erhöhte Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen bestehen bleibt.

All die oben genannten Bereiche, die zum Atmungssystem eines Vogels zählen, sind komplex in ihrem Aufbau und ihrer Funktionsweise. Ist dieses sensible System von einer Erkrankung betroffen, benötigt es einen vogelkundigen Spezialisten zur Diagnose und Behandlung. Genau deshalb wäre es unverantwortlich eine Therapie in Eigenregie durchzuführen. Kosten-Nutzenfaktor, Indikation und Kontraindikation sowie der Grundzustand (Allgemeinzustand) eines Vogels sowie dessen Anamnese (Vorgeschichte bzgl. evtl. Vorerkrankungen) sind von einem vogelkundigen Tierarzt zu erfassen und zu beurteilen. Nur dann ist eine erfolgreiche Therapie ohne weitere Gefahr möglich.

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Mein Vogel soll inhalieren und jetzt? Wie genau funktioniert die Inhalation bei einem Vogel?

Mancher Halter kennt es sicherlich. Man steht besorgt beim Tierarzt, verfolgt die Untersuchungen, bekommt eine Diagnose und meist nach unendlich vielen Informationen ein Päckchen mit Medikamenten in die Hand. Auch wenn die Anleitung zur Gabe und Anwendung meist im Beipackzettel angeben ist, ist es manchmal schwierig sich an alles zu erinnern oder zu verstehen und den optimalen Weg für den eigenen Vogel zu finden, um ihm diese Medikamente auch zukommen zu lassen. So kann es auch im Fall der Inhalation sein.

Nun steht man also da. Hat einen kranken Vogel in der Transportbox sitzen und in der anderen Hand ein Medikament, von dem man nicht recht weiß, wie es nun am besten zu verabreichen ist. Hier gibt es jedoch eine ganz einfache Lösung.

1. Inhalationsgerät

Dazu braucht man als erstes ein Inhalationsgerät, das fähig ist ein vom vkTa verordnetes Medikament zu vernebeln. Solche Geräte gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Man sollte in jedem Fall darauf achten, dass es ein geprüftes Gerät ist und es entweder in einer Apotheke leihen oder beim vkTa erfragen. Manche vkTa's haben solche Geräte im Vorrat zum Verleih, da meist die Dauer der Inhalationstherapie auf wenige Wochen beschränkt ist (Ausnahme: Aspergillose).

Auch Apotheken verleihen gegen eine geringe Gebühr solche Inhalationsgeräte oder Kaltluftvernebler. Tipp: Am besten äußert man bei einem potentiellen Verleih nicht, dass es sich beidem Patienten um einen Vogel oder ein anderes Tier handelt. Davor schrecken viele Apotheken zurück. Ein schlechtes Gewissen muss man dennoch nicht haben, denn die Geräte durchlaufen nach jedem Verleih ein spezielles Reinigungs- und Desinfektionsprogramm und kommen außerdem bei der Therapie mit dem Vogel meist nicht wie beim Menschen üblich, in direkten Kontakt. Somit besteht kein Grund ein solches Gerät nicht für ein Tier zu nutzen, bzw. den Verleih aus diesem Grund abzulehnen. Trotzdem schreckt die Unwissenheit über die Unterschiede des Inhalationsvorganges zwischen Mensch und Vogel, die meisten Verleihstellen ab. Während der Mensch das Mundstück des Inhalationsgerätes direkt berührt und mit den Lippen umschließt, wird der Vogel aus einem gewissen Abstand heraus inhaliert. Ist die Therapiephase beendet, kann das Gerät wieder an den Verleih zurückgegeben werden.

Inhalationsgerät

2. Inhalationsmedikament

Wichtig ist hierbei immer, dass nur die vom Arzt verordneten Medikamente vernebelt werden. Und zwar in der genau angegebenen Dosierung. Viele Medikamente wären in einer verminderten oder erhöhten Dosis entweder wirkungslos oder durch Überdosierung gar schädlich. Deshalb bitte immer genau an die verordnete Dosierungsanleitung des vkTAs halten.

3. Trägerflüssigkeit

Die Trägerflüssigkeit besteht meist aus sterilem Aqua Destilata (destilliertem Wasser) oder 0,9%igem NaCl (isotonisches Natriumchlorid). Diese Trägerflüssigkeit ist nötig, um eine gewisse Grundmenge an Flüssigkeit zu bilden, die für eine gewisse Verdampfungsdauer (ca. 10 Minuten) gebraucht wird. Meist sind es 2 ml. Aber auch hier wird der vkTa genaue Anleitung zum Vorgehen geben.

Es gibt mittlerweile auch fertig hergestellte Inhalationslösungen in Ampullen, denen keine Trägerflüssigkeit mehr zugesetzt werden muss. Diese Ampullen sind mit dem Aufdruck „Fertiginhalt“ versehen. Sie können nach dem Öffnen direkt Verwendung finden ohne weitere Verdünnung.

4. Geeigneter Ort zur Inhalation

Dazu eignet sich am besten ein Krankenkäfig mit nicht all zu großem Ausmaß. Zur Not geht auch eine etwas größere Transportbox mit Gitter. Diese stellt man an einem Zugluft freien Ort auf. Der Boden wird am besten mit einem Handtuch bedeckt. Der Grund dafür ist, dass der Nebel, welcher zu Boden sinkt, den Boden des Käfigs nass machen wird und der Vogel auf keinen Fall das Kondensat trinken sollte. Das Handtuch saugt die Feuchtigkeit auf und verhindert somit, dass sich das Kondensat sammelt. Es wird nach der Therapie entnommen.

3 Seiten des Käfigs und das Dach des Käfigs werden am besten mit einem Leinentuch abgedeckt. Eine angebrachte Sitzstange, die quer befestigt ist, soll dafür sorgen, dass der Vogel während der Therapie in der optimalen Position sitzt.

Inhalation

5. Der Patient selbst

Nun fehlt nur noch der kleine Patient, der Vogel selbst. Dieser wird behutsam in den vorbereiteten Käfig eingesetzt. Während er sich dort ein wenig beruhigen kann, stellt man das Inhalationsgerät bereit. Hier ist es optimal, es mit dem Verneblerstück so zu positionieren, dass es direkt vor dem Käfig steht und auf den Vogel gerichtet ist. Bitte so nah wie möglich ans Gitter. Der Vogel soll so viel wie möglich von dem wichtigen Aerosol abbekommen, um es einzuatmen. Ein zu großer Abstand vermindert den Effekt in nicht zu unterschätzender Art und Weise.

Nun das Medikament nach Dosierung in den Inhalator einfüllen. Wo sich am Inhalator die Inhalationskammer befindet ist je nach Gerät verschieden, wird aber entweder vom Verleiher erklärt und gezeigt, oder ist der Gebrauchsanweisung zu entnehmen. Nun kann das Gerät ans Netz angeschlossen und eingeschaltet werden. Achtung!!! Der Vogel sollte nicht ans Netzkabel gelangen können. Mögliche Nagewut birgt unter Umständen eine tödliche Gefahr für den Vogel. Ab jetzt wird der Vogel für die vorbestimmte Zeit inhaliert.

Da diese Geräte ein wenig Lärm machen, kann es durchaus sein, dass sich manche Vögel erschrecken. Deshalb ist es sinnvoll während der ersten Zeit den Vogel genau zu beobachten, um mögliche Komplikationen zu erkennen. Die meisten Tiere gewöhnen sich jedoch sehr schnell an das monotone Brummen. Ist der Vogel ein wenig aufgeregt, was ja durchaus normal ist, wäre es nicht sonderlich schlimm. Die beschleunigte oder auch vertiefte Atmung hilft dabei, besser zu inhalieren.

Trotzdem sollte es natürlich das Ziel sein, dass der Vogel möglichst wenig Stress erleiden muss. Wer seinem Vogel beispielsweise durch Clickertraining oder andere vertrauensbildende Maßnahmen beigebracht hat, still sitzen zubleiben, der kann sogar probieren die Inahalationsmaske bzw. das Mundstück direkt vor den Vogel zu halten, um ihn inhalieren zu lassen. Manche Vögel tolerieren so eine Inhalation auch während sie auf der Hand ihres Halters sitzen. Doch Vorsicht. Das Aerosol sollte nicht längerfristig von dem Halter selbst eingeatmet werden. Deshalb bitte einen gewissen Abstand vom eigenen Gesicht wahren.

6. Inhalationszeiten

Neben der Einhaltung der Dosierung ist ebenso der Zeitfaktor wichtig. Je nach Verordnung sollte in regelmäßigen Abständen inhaliert werden, damit sich eine Art Routine für den Vogel ergibt. Sind Inhalationen mehr als 2x täglich nötig, wäre es eine Überlegung wert, ob der nicht zutrauliche Vogel sogar in einem geräumigeren Krankenkäfig vorerst Dauerquartier bezieht, um sich selbst und dem Vogel die häufigen Einfangaktionen zu ersparen, die gerade bei Atemwegserkrankungen doch sehr belastend sein können.

Je nach Erkrankung ist eine Trennung / Isolation vom Restbestand der Vögel sowieso nötig. Der behandelnde vkTa wird diese Maßnahme in der Regel mit dem Halter besprechen, sofern sie nötig oder sinnvoll ist.

Bei 2-maliger Inhalation sollte eine Therapie am Morgen und eine am Abend erfolgen. Bei 3-maliger Therapie z. B. um 8 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr (kann auch gedehnt werden). Letztendlich muss es für jeden Halter auch praktikabel und umsetzbar sein.

7. Dauer der Inhalationen

Die Dauer der Inhalation richtet sich immer nach der aktuellen Verordnung. Meist sind es wie oben angegeben 10 Minuten für 2 oder 3 Therapieeinheiten am Tag. Je Einheit ist nach ca. 10 Minuten die Inhalationslösung komplett verbraucht und der Nebel wird schwächer.

Die gesamte Therapiezeit, also wie viele Tage der Vogel inhaliert werden soll, richtet sich nach Art der Erkrankung und deren Verlauf. Diese Zeitspanne wird ebenfalls vom vkTa bestimmt. Bitte auch hier die genaue Anleitung beachten.

Inhalation

Was mache ich, wenn mein Vogel chronisch erkrankt ist und dauerhaft inhalieren muss?

In diesem Fall, z. B. wenn ein Vogel an Aspergillose erkrankt ist, würde es sich durchaus lohnen ein eigenes Inhalationsgerät anzuschaffen. Dieses kann in der Apotheke oder im Sanitätshaus erworben werden.

Achtung!!! Viele Geräte, die außerhalb dieser Bezugsquellen angeboten werden, entsprechen nicht der geprüften Norm und können die Flüssigkeit oft nicht klein genug vernebeln. Sie sind somit nur eingeschränkt sinnvoll und effektiv im Einsatz.

Unter Umständen ist hier also kein Geld gespart. Denn die Kosten, die bei einem evtl. günstigeren, jedoch ungeeigneten Gerät eingespart werden, sind spätestens bei der erhöhten Tierarztrechnung fällig. Dann nämlich, wenn der Vogel trotz erfolgter, aber leider ineffektiver Therapie, eine verlängerte Behandlungsdauer benötigt. Das Leid, welches dem Vogel durch falsche Sparmaßnahmen erspart werden kann, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.

Wie reinige ich ein Inhalationsgerät?

Es ist wichtig eine gewisse Hygiene beim Inhalationsgerät zu beachten. Das Gehäuse sollte täglich mit einem feuchten Lappen abgewischt werden. Das Mundstück oder die Maske, sowie die Inhalationskammer sollten nach jedem Inhalationsvorgang abgenommen und mit heißem Wasser gründlich ausgespült werden. Die Einzelteile werden danach auseinander gebaut und auf einem trockenen Handtuch ausgebreitet um durch zu trocknen.

Erst direkt vor der nächsten Inhalation erneut zusammen stecken und befüllen. Ansonsten besteht Verkeimungsgefahr. Das Ausspülen der Kammer ist deshalb wichtig, damit verbleibende Medikamenten -und Flüssigkeitsreste ausgewaschen werden und sich nicht ansammeln. Außerdem wäre das feuchte Millieu ein weiterer Nährboden für potentielle Keime und birgt weitere Infektionsgefahr für Mensch und Tier. Sich ansiedelnde Keime würden dann zunehmend mit der nächsten und jeder weiteren Inhalation unseren Vogel bombardieren. An einer Keimschleuder anstatt einem Inhalationsgerät, sollte kein Halter interessiert sein.

Finden all diese Hinweise Beachtung, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Einer hoffentlich erfolgreichen Therapie steht nun nichts mehr im Wege, da dieser geebnet ist. So ist es zu wünschen, dass die Umsetzung der Maßnahmen für keinen Halter in allzu naher Zukunft erforderlich sein wird. Falls doch, haben wir hiermit hoffentlich ein gutes Handwerkszeug gegeben, um den Kampf gegen die Atemwegserkrankungen aufzunehmen und zu gewinnen.

 

Ive84