Sowohl bei gekauftem als auch bei selbstgebasteltem Wellensittichspielzeug werden neben Ästen, Korkrinde oder Kokosnussschalen häufig Seile eingesetzt. Hierbei erfüllen die Seile vielfältige Funktionen. Sie dienen zum Verbinden und Befestigen der einzelnen Materialien miteinander oder zum Festbinden des Spielzeugs an einer Aufhängung; lose Enden oder Fransen werden häufig von Vögeln zum Spielen und Knabbern benutzt und bei ausreichendem Durchmesser können die Seile als Sitzgelegenheit dienen, was insbesondere für Vögel mit Fußbehinderung oder Beinfehlstellung sehr angenehm sein kann.
Die wenigsten Halter wissen jedoch, dass von Seilen auch eine nicht unerhebliche Gefahr ausgehen kann.
Sehr häufig kommt es zu Unfällen, weil sich der Vogel beim Spielen mit einem Fuß an einer losen Schlinge verheddert hat oder durch einen unglücklichen Zufall mit dem Kopf in eine solche Schlaufe geraten ist und sich damit stranguliert. Beim verzweifelten Versuch sich zu befreien kann es zu schweren Verletzungen kommen. Gebrochene oder amputierte Zehen sind keine Seltenheit und so mancher Wellensittich konnte erst im letzten Moment von seinem Halter vor dem Erdrosseln gerettet werden.
Gebrochener Zeh
Eine weitere und viel unbekanntere Gefahr geht von den Fasern der verwendeten Seile aus, die von den Vögeln beim Knabbern verschluckt werden können. Insbesondere harte und kurze Fasern können sich in die Schleimhäute bohren, diese Reizen und so zu schweren Entzündungen im Verdauungstrakt führen, die leicht tödlich enden können.
In geringerem Maße besteht die Gefahr einer Entzündung des Verdauungstraktes jedoch auch bei Seilarten mit weichen und langen Fasern. In diesem Fall bohren sich die Fasern jedoch nicht in die Schleimhäute, sondern sie verklumpen im Verdauungstrakt. Wenn sich so ein Klumpen im Kropf ansammelt, dann nennt man das Kropfwickler.
Einen kleinen Überblick über die häufig für Vogelspielzeug verwendeten Seilarten und den davon ausgehenden Gefahren soll die folgende Auflistung bieten:
Hanffasern zeichnen sich durch eine hohe Festigkeit aus. Bei der Gewinnung der Fasern aus der Pflanze wird in der Regel aus Kostengründen ein Verfahren angewendet, bei dem die Fasern gebrochen werden. Daher bestehen die normalerweise im Handel erhältlichen Seile aus kurzen Fasern. Auf Grund ihrer Festigkeit und der geringen Länge können die Fasern beim Verschlucken zur Erstickung oder zu Entzündungen des Verdauungstraktes führen.
Jutefasern werden aus den Stängeln verschiedener Corchorus-Pflanzen gewonnen. Wie Hanf besteht auch Jute eigentlich aus langen Fasern, die jedoch vor der Verarbeitung zerrissen werden. Die feinen Fasern sind weicher und weniger stabil als Hanf. Zudem ist Jute sehr fäulnisanfällig und riecht zum Teil unangenehm.
Der häufig im Bastel- oder Gartenzubehör angebotene Naturbast ist für Wellensittiche nicht geeignet und sollte für das Basteln von Vogelspielzeug oder zur Befestigung von Vogelzubehör nicht verwendet werden. Für die knabberfreudigen Wellensittiche ist es ein Leichtes, den Bast zu zerbeißen, so dass sich Schlingen bilden können, an denen sich die Vögel verletzen können.
Kokosfasern sind relativ kurze feste Fasern, die aus unreifen Kokosnüssen gewonnen werden. Sie sind strapazierfähig und unempfindlich gegen Schmutz, bakteriellen Befall und Pilze. Wie Hanf können sie jedoch auch sehr leicht zu Entzündungen im Verdauungstrakt führen.
Sisalfasern werden aus den Blättern einiger Agavenarten gewonnen. Sisal ist unempfindlich gegen Verschmutzung und Feuchtigkeit. Die Fasern sind sehr reißfest und steif und können daher im Verdauungstrakt zu Verletzungen führen.
Für die Verwendung bei Wellensittichzubehör sind Sisalseile nicht zu empfehlen.
Baumwollfasern sind lang und weich. Seile aus Baumwolle sind schmutzempfindlich, jedoch waschbar und daher leicht zu reinigen. Sie sind außerdem reiß- und scheuerfest. Baumwollseile gibt es häufig als gedrehte Kordeln, jedoch ist auch eine geflochtene Variante erhältlich.
Diese geflochtenen Seile sind für Wellensittiche besonders zu empfehlen, da hier die Fasern von den Vögeln nur schwierig aus dem Seil herausgezogen werden können. Trotzdem sollte man auch hier darauf achten, dass herausgezogene Fasern abgeschnitten und zu stark beanspruchte Seile ausgetauscht werden.
Vor allem Baumwollseile lassen sich gut mit selbsthaftendem Pflasterverband umwickeln. So werden die Wellis daran gehindert, einzelne Fäden zu ziehen und das Seil bleibt länger nutzbar. Natürlich muss auch der Verband regelmäßig kontrolliert werden.Bedingt durch den Gerbvorgang kann Leder Stoffe enthalten, die für Wellensittiche, die darauf sitzen oder daran knabbern, äußerst ungesund sein können. Für Vogelspielzeug sollte deshalb nur Lederseil oder -band verwendet werden, dass biologisch/pflanzlich gegerbt wurde. Pflanzlich gegerbtes Leder erhält man bei Händlern und Onlineshops mit artgerechtem Vogelspielzeug.
Neben Edelstahlketten und Edelstahldraht ist Lederseil die beste Seilart, um Bezoare (Kropfwickler) zu vermeiden.
Sima