Immer wieder werden Fragen zur dauerhaften Unterbringung von Wellensittichen in einer Gartenvoliere gestellt. Da ich damit nun seit dem Jahr 2000 Erfahrungen sammeln konnte, möchte ich diese nun weitergeben.
Vorab möchte ich eines klarstellen: Wer seine Wellensittiche im Freien halten möchte, muss sich bewusst machen, dass dies kein ganz einfaches und unkompliziertes Vorhaben ist. Bislang gibt es meines Wissens nach keine fertig ausgestalteten Außenvolieren zu kaufen, die alle wichtigen Voraussetzungen erfüllen. Zwar werden manche Zimmervolieren aus Metall mit dem Hinweis verkauft, man könne sie auch im Freien nutzen - allerdings bezieht sich das auf ein paar Stunden bei schönem Wetter. Für eine ganzjährige Unterbringung (oder auch nur während der Sommerzeit) sind solche Volieren keinesfalls geeignet!
Für eine gute Außenvoliere muss man schon selbst Hand anlegen und darf neben dem zeitlichen Aufwand auch die finanzielle Seite nicht vergessen.
Und bevor es nun richtig losgeht, möchte ich sicherheitshalber ein paar Dinge klarstellen:
Und das ist sie; meine Voliere, an der ich Euch nun einige grundlegende Dinge sowie ein paar Details vorstellen und erklären möchte:
Bevor es zur eigentlichen Ausführung kommt, ist eine Menge Planungsarbeit nötig. Dabei sollte man sich unbedingt einige Dinge gut überlegen:
Vom leeren Stück Land zur fertigen Voliere gibt es einiges zu beachten und einzuplanen.
Worauf soll die Voliere stehen? Ich habe mich damals für ein Betonfundament entschieden, weil es meiner Einschätzung nach die größte Sicherheit gegen grabende Wildtiere bietet, die durch ein entsprechend starkes Fundament keine Chance haben, in die Voliere zu gelangen. Es macht sicherlich die meiste Arbeit im Vorfeld, aber es ist lange haltbar, und man hat einen ebenen Untergrund, auf dem man die Voliere errichten kann.
Sicherlich ist auch eine partielle Verwendung möglich, d. h. nur das Schutzhaus wird auf Beton errichtet, und für den Außenbereich können andere Möglichkeiten dienen, z. B. Waschbetonplatten. Sie haben den Vorteil, dass durch die Fugen Wasser in den Boden ablaufen kann. Dieses Problem habe ich durch Bohrlöcher im Beton gelöst.
Ich habe auch schon von Volieren gehört, die bei denen der Außenteil naturbelassen blieb und der Untergrund durch eingegrabene engmaschige Gitter geschützt wurde. Wie sicher das letzten Endes wirklich ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Bei Naturboden muss jedenfalls gewährleistet werden, dass dieser sauber gehalten werden kann, sei es durch regelmäßiges entsprechend tiefes Umgraben oder durch Austausch des Bodens.
Meine Voliere besteht nahezu komplett aus Holz. Dies mag bei "Nagetieren" wie Wellensittichen nicht unbedingt die optimale Lösung sein, jedoch sollte man bedenken, dass Holz nicht gleich Holz ist. Es gibt Harthölzer, die Wellischnäbeln gut stand halten können. Stark frequentierte Nagestellen können im Nachhinein durch austauschbare Schutzleisten gesichert werden. Hartholz ist zwar teurer als "normales", aber die Investition macht sich nach meinen Erfahrungen durchaus bezahlt.
Holz will lackiert werden, um vor Witterungseinflüssen geschützt zu sein. Auch für dieses Problem gibt es in jedem gut sortierten Baumarkt die passende Lösung in Form von Spielzeuglack, der prinzipiell ungiftig ist. Dennoch sollte die Voliere so gebaut und später eingerichtet werden, dass die Bewohner erst gar keine Möglichkeiten haben, ungehindert am Holz zu knabbern.
Als Verkleidung für leicht zugängliche Stellen hat sich bei mir Lochblech bewährt. Mit einer Stichsäge o. ä. lässt es sich relativ einfach zuschneiden, und durch die Löcher ist das Anbringen mit Schrauben gar kein Problem. Allerdings sollte man darauf achten, das Lochblech nicht auf möglichen Sitzflächen anzubringen, da im Winter Erfrierungen an den Füßen durch das kalte Metall möglich sind. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass beim Zuschnitt entstehende scharfe Kanten abgefeilt werden, damit sich die Bewohner nicht verletzen.
###advertiser_two###Das Schutzhaus sollte nicht zu klein sein. Bei längeren Schlechtwetterperioden oder Umbaumaßnahmen im Außenteil muss es Platz genug für alle Bewohner bieten. Vögel brauchen und mögen es hell, daher sollten auch für das Schutzhaus Fenster eingeplant werden, möglichst doppelverglast, um großen Wärmeverlust zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, wird man um eine künstliche Beleuchtung mit speziellen Vogellampen nicht herumkommen. Aus diesem Grund und auch für die Beheizung braucht es Strom im Schutzhaus - bei der Planung also nicht vergessen!
Für die sehr kalten Tage nutze ich einen Frostwächter, der bei einer voreingestellten Mindesttemperatur automatisch anspringt und heizt, bis die gewünschte Temperatur wieder erreicht ist. Um an dieser Stelle Stromkosten zu sparen, empfehle ich eine gute Isolierung des Schutzhauses. Wir haben hierfür zuerst die Außenverkleidung errichtet, dann im Innenraum Dämmwolle an das Holz gelegt, dieses mit Feuchtraumrigipsplatten verkleidet und - zur einfachsten Reinigung - gefliest.
Die Decke ist von innen mit Feuchtraumpaneele verkleidet; daran lassen sich später auch gut Schrauben für Sitzgelegenheiten befestigen. Als Farben für die Fliesen und die Decke habe ich weiß gewählt. Das wirkt zwar auf den ersten Blick etwas steril, macht den ganzen Schutzraum aber gleich noch einmal wesentlich heller. Und der sterile Eindruck verflüchtigt sich spätestens mit dem Einzug der Bewohner.
Oft werde ich gefragt, ob denn die Ausflugklappe nach draußen nicht für großen Wärmeverlust sorgt. Das kann ich nicht bestätigen; die Klappe nach draußen ist von vornherein nicht besonders groß angelegt und liegt windgeschützt. Durch die gute Gesamtisolierung ist es im Inneren des Schutzhauses im Winter ohne zusätzliche Beheizung von selbst 5 - 10 Grad wärmer als draußen, so dass der Frostwächter in der Regel nur bei Minustemperaturen (draußen) zum Einsatz kommt.
Da man als Federloser ja auch irgendwie vom Schutzhaus in den Außenbereich gelangen muss, kommt man in der Regel an einer Tür nicht vorbei. Auch hier sollte man nicht die nächstbeste Billigtür kaufen, sondern auf gute Qualität und Isolierungseigenschaften achten. Natürlich gibt es auch andere Lösungen, z. B. dass der Außenbereich nur durch eine Tür von draußen zugänglich ist, jedoch sollte man hier auch an die eigene Bequemlichkeit denken. Es ist einfach praktischer, von einem Bereich in den anderen zu gelangen, ohne die Voliere dafür jedes Mal verlassen zu müssen.
Ich halte es für sehr gefährlich, einen direkten Zugang zur Voliere ohne Schleuse zu errichten. Daher liegt vor meinem Schutzhaus ein kleiner Vorraum. So kann ich hinter mir die Tür schließen und erst dann den Schutzraum betreten. Der Vorraum ist zudem äußerst praktisch, um dort Futter und sonstiges Zubehör aufzubewahren. Mein Außenbereich hat zwar eine Tür ohne Schleuse, aber diese nutze ich nur, wenn alle Vögel im Schutzraum eingesperrt sind.
Ich habe in den letzten Jahren leider mehrfach von Volierenbesitzern gehört, die zunächst überzeugt davon waren, dass sie immer genug aufpassen und daher keine Schleuse brauchen - bis ihnen ein oder mehrere Vögel entwischt sind. Es ist einfach so: Man ist nicht jeden Tag zu hundert Prozent aufmerksam, und irgendwann passiert es dann. Daher sollte zumindest der Zugang, den man zur täglichen Versorgung nutzen muss, durch eine Schleuse gesichert sein.
Das Dach meiner Voliere ist komplett geschlossen. Der hintere Teil, ca. 3 x 3 m, hat ein Dach aus Doppelplexiglasplatten. Diese haben den Vorteil, dass sie jede Menge Licht hereinlassen. Der Rest der Voliere hat ein Holzdach, das mit Dachpappe überzogen ist, damit es dicht ist.
Warum kein offenes Dach aus Volierendraht? Meine Angst vor Krankheitsübertragung durch Wildvogelkot hat zu dem Entschluss geführt, meine Voliere mit einem durchgehenden Dach zu schützen. Außerdem verträgt auch nicht jeder Untergrund (s. o.) einen Wolkenbruch. Bei einem Betonfundament ohne Wasserablauf steht dann die Voliere nach einem heftigen Regenguss unter Wasser.
Noch ein Tipp: Wenn man das Dach leicht schräg anlegt, kann Regenwasser besser ablaufen, und das mittels Regenrinnen sogar gezielt.
Vögel, die Außenhaltung nicht gewöhnt sind, dürfen nicht zu jeder Jahreszeit umgesiedelt werden. Der früheste Zeitpunkt ist dann, wenn kein Nachtfrost mehr zu erwarten ist und die ersten warmen Tage um 20 Grad beginnen, also etwa im Monat Mai. Durch den Sommer hindurch ist eine Umsetzung nach draußen unbedenklich. Am besten wählt man hierzu einen sonnigen, warmen (nicht zu heißen) Tag.
Der späteste Zeitpunkt ist meiner Meinung nach Anfang September. Zwar sind schöne Spätsommertage in der Regel noch bis weit in den Oktober hinein zu erwarten, aber man sollte den Vögeln Zeit genug lassen, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen und anzupassen. Setzt man Vögel zu spät im Jahr nach draußen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches, dass sie sich erkälten, geschwächt in den Winter gehen und diesen nicht überleben.
Silvia