Wellensittiche sind sehr schreckhafte Tiere und bei einem durch ein lautes Geräusch oder eine schnelle, unerwartete Bewegung ausgelösten Panikflug kann es leicht zu einer Kollision mit einem Gegenstand kommen. Ein großer Gefahrenfaktor dabei sind Fenster, die Wellensittiche schon ohne vorherigen Schreck normalerweise nicht als Hindernisse erkennen können, aber auch Kollisionen mit Wänden, Türen und anderen Flächen kommen vor.
Bei einer sehr leichten Kollision kann der Vogel ohne Schaden davonkommen, aber was ist zu tun, wenn eine stärkere Kollision stattgefunden hat? Eine richtige Behandlung ist dann in den meisten Fällen lebenswichtig für den verletzten Vogel, insbesondere weil die meisten Kollisionen mit dem Kopf voran stattfinden und sich die Vögel bei dem darauf folgenden Absturz noch weiter verletzen können. Was die Folgen eines Kollisionsunfalls sein können und was dann zu tun ist, soll hier besprochen werden.
Eine sehr häufig vorkommende Verletzung nach einem Kollisionsunfall sind Hautverletzungen, in erster Linie Platzwunden, die stark bluten können. Eine solche Blutung muss schnell gestoppt werden, da Wellensittiche nicht viel Blut im Körper haben und dementsprechend leicht verbluten können. Zum Stillen der Blutung sollten blutstillende Mittel eingesetzt werden, auch ein Druckverband kann hier gute Dienste leisten.
Bei besonders starken Blutungen kann es nötig sein, blutstillende Mittel und einen Druckverband einzusetzen, um die Blutung zum Erliegen zu bringen. Wichtig ist, dass die Atmung der Tiere nicht durch einen zu engen Druckverband eingeschränkt wird. Ist die Wunde so groß, dass sie genäht werden muss oder befindet sich Dreck in der Wunde, ist der verletzte Wellensittich auf jeden Fall schnellstmöglich einem vogelkundigen Tierarzt vorzustellen, der die betroffenen Stellen behandelt und, falls notwendig, ein Antibiotikum verabreicht, um einer Wundinfektion vorzubeugen. Der durch den Blutverlust geschwächte Vogel sollte in den nächsten Tagen nährstoffreiches Futter bekommen um den Blutverlust auszugleichen und genug Ruhe haben, um sich erholen zu können.
Durch einen Kollisionsunfall können verschiedene Kopf- und Hirnverletzungen auftreten. Neben den oben erwähnten äußeren Wunden kommt es oftmals zu deutlich gravierenderen inneren Verletzungen. Hier ist zunächst die Gehirnerschütterung zu nennen. Symptome einer Gehirnerschütterung sind beim Vogel ähnlich wie beim Menschen: die betroffenen Wellensittiche erbrechen sich, ihnen ist übel, sie zeigen Anzeichen von Kopfschmerzen (gesträubtes Gefieder, Zusammenkneifen der Augen etc.) und sind orientierungslos.
Man kann eine Gehirnerschütterung oftmals daran erkennen, dass die Vögel ihr Gleichgewicht schlecht halten können und aufgrund der Schmerzen ihr Gefieder aufplustern. Da die Augen durch eine Gehirnerschütterung teilweise sehr lichtempfindlich sind, halten die verletzten Vögel die Augen meist geschlossen, teilweise ist auch ein Schwanzwippen zu beobachten, was dadurch entsteht, dass ihnen das Atmen schwerfällt.
###advertiser_one###Auch wenn die Wellensittiche durch das aufgeplusterte Gefieder möglicherweise so aussehen, als ob sie frieren, darf bei einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung AUF KEINEN FALL Rotlicht eingesetzt werden. Die zusätzliche Wärmezufuhr erhöht die Durchblutung, was den Vogel unter Umständen töten kann.
Um dem verletzten Wellensittich zu helfen sollte er in wohl temperierten (das bedeutet normale Zimmertemperatur, nicht zu warm und nicht zu kalt), dunklen und ruhigen Raum gebracht und schnellstmöglich einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Ein Hausbesuch ist ideal, um dem Vogel den Transport zu ersparen. Ist dies nicht möglich, sollte der Transport möglichst ohne Erschütterungen stattfinden.
Ist es dem Vogel gar nicht möglich, sich auf der Stange zu halten oder hat er Schwierigkeiten, sein Gleichgewicht zu halten, sollte man den Käfigboden mit einem Handtuch oder mehreren Lagen Küchenpapier polstern. Auch in den nächsten Tagen sollte aller Stress von dem betroffenen Tier ferngehalten werden, es braucht viel Ruhe, um sich von der Gehirnerschütterung zu erholen.
Noch viel gravierender als eine Gehirnerschütterung ist ein möglicherweise auftretendes Schädel-Hirntrauma oder eine Hirnblutung. Es kommt häufig vor, dass die Vögel an der Hirnverletzung kurz nach dem Unfall versterben. Solche Verletzungen sind meist daran zu erkennen, dass die Vögel Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen zeigen, eine Schiefhaltung oder Drehung des Kopfes zu erkennen ist, dass sie krampfen und möglicherweise kein Zusammenziehen der Pupillen bei Lichteinfall zeigen (Pupillenreflex). Weitere mögliche Symptome sind ein ständiges im Kreis drehen des verletzten Wellensittichs oder das Herausquellen eines Auges dadurch, dass der Druck im Kopf durch die Verletzung stark angestiegen ist.
Wie bei der Gehirnerschütterung sollte der Vogel in einen wohltemperierten, dunklen und vor allem ruhigen Raum gebracht werden und darf KEINESFALLS mit einer Rotlichtlampe bestrahlt werden, da dies wiederum zum Tode führen kann. Durch die neurologischen Ausfallerscheinungen ist es den verletzten Vögeln meist nicht möglich, sich auf der Stange zu halten, daher ist es sinnvoll, die Stangen aus dem Käfig zu entfernen und den Boden zu polstern, damit es nicht zu weiteren Verletzungen kommt. Danach sollte der Vogel schnellstmöglich einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, wenn möglich ist es ideal, wenn der Tierarzt einen Hausbesuch macht und der Vogel nicht transportiert werden muss. Ist ein Transport dennoch notwendig, sollte er möglichst erschütterungsfrei verlaufen.
Leider sind die Heilungsschancen bei solchen gravierenden Verletzungen recht gering und oft bleibt eine Behinderung zurück. Der Tierarzt kann hier bei der weiteren Behandlung behilflich sein und möglicherweise Maßnahmen vorschlagen, mit denen die beeinträchtigten Funktionen wiederhergestellt oder zumindest verbessert werden können. Sind die Beeinträchtigungen dauerhaft, kann es notwendig sein, die Umgebung des Vogels an sein Handicap anzupassen.
Weniger gravierend als eine Hirnblutung, aber dennoch schwerwiegend können die Verletzungen der Gliedmaßen sein, die durch die Kollision entstehen. Dies sind in erster Linie Knochenbrüche und Prellungen. Bei einer Prellung kann man meist leider nicht mehr tun, als den verletzen Vogel mit Schmerzmitteln zu behandeln, bis die Verletzung abgeklungen ist. Ob eine Prellung vorliegt oder nicht diagnostiziert auch in diesem Falle der vogelkundige Tierarzt. Prellungen und unkomplizierte Knochenbrüche erkennt man zum Teil nur durch eine Schonhaltung der betroffenen Gliedmaßen, daher kann es in diesem Falle sinnvoll sein, ein Röntgenbild anzufertigen.
Bei komplizierteren, möglicherweise sogar offenen Brüchen ist die Verletzung leichter zu erkennen, teilweise steht das Bein oder der Flügel in einem unnatürlichen Winkel ab. Bei offenen Brüchen, die mit einer Blutung einhergehen, ist es wichtig, die Blutung zu stillen, bevor man den Vogel zum Tierarzt bringt. Auch hier sind blutstillende Mittel in der Hausapotheke ein wichtiges Hilfsmittel.
Unter Umständen muss der Vogel operiert werden, um den Knochen wieder in Position zu bringen, ist dies nicht möglich, kann es dazu kommen, dass der Tierarzt eine Amputation der Extremität vorschlägt oder zum Einschläfern rät. Man sollte sich hier auf den Tierarzt verlassen, denn seine Fachkenntnis ermöglicht es ihm, abzuschätzen, wie hoch die Heilungschancen sind. Ist ein Vogel nach einem Knochenbruch dauerhaft beeinträchtigt, möglicherweise flugunfähig oder nicht in der Lage, auf einer Stange zu schlafen, muss seine Umgebung an die Gegebenheiten angepasst werden, Tipps dazu finden sich unter dem oben genannten Link.
Tritt der schlimmste Fall ein und der Vogel bricht sich das Genick, ist er in den meisten Fällen direkt tot. Ist dies nicht der Fall, wird er aber zumindest ab der gebrochenen Stelle querschnittsgelähmt sein, eine solche Verletzung lässt sich leider nicht heilen. Ein so schwer verletzter Vogel sollte von einem Tierarzt eingeschläfert werden, um ihn nicht unnötig leiden zu lassen.
Es kann auch vorkommen, dass sich die Vögel bei einer Kollision Gelenke auskugeln, dies passiert vor allem bei Schulter- und Hüftgelenk. Auch hier werden die betroffenen Gliedmaßen nicht belastet, hängen möglicherweise herab, stehen ab und sind nicht mehr vom Vogel zu bewegen. Hier kann man dem Tier als Halter selbst auch nicht helfen, eine Behandlung und Einschätzung der Situation durch einen vogelkundigen Tierarzt ist notwendig. Ist es nicht möglich, die Verletzung vollständig zu behandeln, kann der Vogel ein Handicap behalten. Auch hier muss die Umgebung dementsprechend angepasst werden.
###advertiser_two###Bei einer Kollision kommt es leicht zu Verletzungen der Luftsäcke. Meist äußert sich eine solche Verletzung dadurch, dass sich die Luftsäcke mit viel Luft füllen, was von außen als Schwellung zu erkennen ist. Um Linderung zu verschaffen punktiert ein vogelkundiger Tierarzt den Luftsack (er sticht also quasi ein Loch hinein) und lässt die überschüssige Luft entweichen. Als Laie kann man den betroffenen Vögeln allein nicht helfen.
Dadurch, dass Wellensittiche bei Kollisionen meist mit Kopf und Schnabel zuerst aufkommen, entstehen teilweise Risse im Schnabel oder der Schnabel bricht. Befindet sich der Bruch sehr weit oben, also im durchbluteten Teil des Schnabels, ist es wichtig, die Blutung mit blutstillenden Mitteln zu stoppen. Mehr kann man für den Vogel in diesem Moment als Halter nicht tun, alle weiteren Maßnahmen nimmt der vogelkundige Tierarzt vor. Daher ist es wichtig, den verletzen Wellensittich schnell vorzustellen. Es kann möglich sein, einen abgebrochenen Schnabelteil wieder anzukleben, daher sollte er mitgenommen werden, wenn man ihn finden kann.
Liegt der Bruch weiter unten, sind die Folgen meist weniger gravierend: der Schnabel wächst nach und muss ggf. im Laufe dessen korrigiert werden, um eine natürliche Form wieder herzustellen. Liegt ein Riss vor, ist eventuell auch ein Kleben möglich. Ist dies nicht der Fall, kann man dem verletzten Tier die Nahrungsaufnahme durch weiches Futter erleichtern.
Unter Umständen sollte auch ein Schmerzmittel eingesetzt werden, wenn der Vogel ansonsten nicht schmerzfrei fressen kann. Es ist wichtig, das Gewicht des Vogels bei einer solchen Einschränkung oft zu kontrollieren, um eine ausreichende Ernährung zu gewährleisten.
Ist der Schnabel allerdings sehr weit oben abgebrochen und ist eine Behandlung nicht möglich, kann es nötig sein, den betroffenen Vogel zu erlösen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn er nicht mehr in der Lage ist, Futter aufzunehmen und der Schnabel auch nicht wieder nachwachsen wird. Der vogelkundige Tierarzt kann hier einschätzen, wie hoch die Heilungschancen sind.
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