Kleine Kinder hören oft und gerne die Geschichte ihrer Geburt und wie sie in den ersten Lebensjahren so waren. Ich kenne meine Eltern nicht. Manchmal vermisse ich sie noch, aber ich kann mich gar nicht mehr wirklich an sie erinnern. Vor ungefähr 1,5 Jahren bin ich aus dem Ei geschlüpft und zusammen mit meinen Geschwistern aufgewachsen. Wir waren ganz normale Ware für den Zoohändler, zu dem wir kamen als wir groß genug waren.
Eines Tages kam eine ältere Dame vorbei und hat mich mitgenommen. Sie meinte ich hätte ein wunderschönes Federkleid und würde gut in ihre Wohnung passen.
Ich lebte ein ganzen Jahr lang völlig alleine, außer der Federlosen, die sich immer vor meinen Käfig setzte und mir irgendwas sagte, was ich aber nie verstand, war niemand da. Irgendwann versuchte ich, ihre Laute nachzumachen, worüber sich die ältere Dame sehr freute.
Doch als ich eines Morgens aufwachte, sah ich die Federlose
nicht mehr und ich wusste, ich würde sie auch nie wieder
sehen. Ich wurde in meinem Käfig zusammen mit meinem
Plastikkumpel in eine andere Wohnung gebracht. Dort kümmerten
sich die Federlosen nicht um mich und ich fing an zu schreien,
damit sie mir Aufmerksamkeit schenkten.
Nach ein paar Wochen wurde es den Menschen dort dann zu bunt und
sie stellten eine Anzeige ins Internet. Das beste, was sie jemals
haben machen können. Denn von da an nahm mein trostloses Leben
eine Wendung um 180°.
An einem herbstlichen Morgen kamen 2 andere Federlose, die mich
die ganze Zeit über anstarrten. Ich wurde dann gepackt und in
eine kleine Transportbox gesteckt. Dort fand ich Kolbenhirse vor,
über die ich mich erstmal hermachte, die kannte ich
nämlich noch von früher.
Nach einem kurzen Wortwechsel zwischen den fremden Federlosen wurde
ich ins Auto gepackt und durch die Gegend geschaukelt. Ich war ganz
traurig, da ich mich nicht von meinem Plastikkumpel verabschiedet
hatte.
Im neuen Zuhause angekommen wurde ich erstmal in einen kleinen, hübsch eingerichteten Käfig verfrachtet. Und ich dachte wirklich, das wäre mein neues Zuhause. Schon besser als das alte, ich hatte Naturäste zwischen den Krallen und frisches Futter. Doch meinen guten alten Freund, den Plastikvogel, vermisste ich schrecklich.
###advertiser_one###Nach einer Reise zum Tierarzt und dem Ergebnis, dass ich gesund war, brachten mich die neuen Federlosen samt Käfig in einen anderen Raum. Eigentlich dachte ich ja, dass es gar nicht mehr besser werden konnte, doch da hatte ich mich gewaltig getäuscht.
Denn was ich erblickte, lies mir den Atem stocken:
Wellensittiche! Ganz echte Wellensittiche, mit tollen Federn und
einer wundervollen Sprache, die mich an meine Kindheit
erinnerte.
Ganz aufgeregt tippelte ich die ganze Zeit auf meinem Ast hin und
her und hängte mich ans Gitter um besser sehen zu können.
Ich sah wahrscheinlich so Mitleid erregend aus, jedenfalls
öffneten die Federlosen das Käfigtürchen. Ich
schloss noch einmal kurz die Augen um im nächsten Augenblick
in mein neues, wunderschönes Leben durchzustarten!
Filou lebt jetzt zusammen mit drei Artgenossen in einem kleinen Welli-Schwarm.