Katharinasittiche

Katharinasittiche (Bolborhynchus lineola) gehören zur Ordnung der Papageien (Psittacidae) und zählen zur Gattung der Dickschwanzsittiche, denen außerdem die Rotstirn- und Andensittiche zugeordnet werden. Ihr Name rührt von einem Fehler in der Übersetzung ihrer kreolischen Bezeichnung her, denn dort werden sie als Catarina listada oder Catarina rayada bezeichnet, was soviel bedeutet wie gezeichneter bzw. gestreifter Sittich.

kuschelnde katharinasittiche

Wildform und natürliche Verbreitung

Katharinasittiche sind mit ihren 16-17 cm Körperlänge und einem Gewicht von etwa 50-60 g verhältnismäßig kleine Papageien. Für Sittiche eigentlich untypisch ist ihr kurzer Schwanz. Die Wildform dieser Art hat ein grünes Gefieder, das an Hinterkopf, Nacken, Flügeln und Flanken schwarz gesäumte Federn aufweist. Durch diese Kombination sind die Vögel im Grün der Bäume perfekt getarnt. Eindeutige optische Unterscheidungsmerkmale zwischen Männchen und Weibchen gibt es nicht, sodass bei der Bestimmung nur ein DNS-Test Aufschluss gibt.

Katharinasittiche leben in den dichten Waldregionen, Savannen und lichten Wäldern Lateinamerikas (Südmexiko bis Panama) bis hin zum Nordwesten Südamerikas (Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru). Die Tiere finden sich nur zur Brutzeit zu größeren Schwärmen von bis zu 100 Vögeln zusammen und ziehen ansonsten auf der Suche nach Nahrung als Nomaden paarweise oder in kleinen Gruppen bis 20 Individuen umher. Dabei bevorzugen sie in den Sommermonaten höhere Bergregionen bis 2300 m, im Winter trifft man sie in niedriger gelegenen Gebieten an. Abhängig von ihrem momentanen Standort besteht die Nahrung der Vögel aus verschiedenen Früchten, Samen, Beeren und auch Insekten und deren Larven.

Bei den Katharinasittichen brütet das Weibchen die pro Gelege drei bis sechs Eier aus. Dies findet, wie auch bei Wellensittichen, in einer Baumhöhle statt. Etwa 21 Tage nach Brutbeginn schlüpft das erste Küken, nach vier bis sechs Wochen verlassen die Jungtiere das Nest und werden im Anschluss noch weitere zwei bis drei Wochen von den Eltern gefüttert. Die Bruthöhle dient während dieser Zeit der gesamten Familie als gemeinsame Schlafhöhle.

Domestikation

1886 gelangten erstmals Katharinasittiche nach Europa, genauer gesagt in den Zoo von London. Wann es die erste erfolgreiche Nachzucht gab, dazu gibt es unterschiedliche Quellen. Lange Zeit galt die Zucht dieser Tiere als sehr problematisch, außerdem hielt sich das Interesse an den Sittichen bei Haltern und Züchtern anfangs in Grenzen, da die Vögel aufgrund des schlichten Gefieders und ihrer vergleichsweise ruhigen Art als recht unspektakulär angesehen wurden. Das änderte sich erst, nachdem Farbmutationen auftraten. So gibt es heutzutage neben den wildfarbenen auch blaue, graue und türkise Katharinasittiche sowie Lutinos und Creminos.

ein bunter schwarm katharinasittiche ###advertiser_one###

Wie hält man Katharinasittiche?

Mittlerweile ist der Katharinasittich zu einem recht beliebten Stubenvogel geworden. Bei seiner Haltung sollte der Bewegungsdrang der kleinen und oft dösenden Tiere allerdings nicht unterschätzt werden. So darf ein geeigneter Käfig für ein Pärchen das Mindestmaß von 1 m Breite nicht unterschreiten, bewohnen mehrere Paare einen Käfig oder eine Voliere, sollte jedem 1 m2 Grundfläche zugestanden werden. Dazu kommen natürlich noch jeden Tag mehrere Stunden Freiflug. Ein guter Käfig für Katharinasittiche hat an mindestens zwei Seiten eine waagerechte Verstrebung und einen Gitterabstand von nicht mehr als 12 mm. Als Standort sollte ein heller, zugluftfreier Ort gewählt werden, an dem die Tiere mit ihrem Halter auf Augenhöhe sind.

Weiterhin ist darauf zu achten, dass trockene Heizungsluft vermieden wird bzw. im Winter durch einen entsprechenden Befeuchter die Luftfeuchtigkeit einen für die Tiere angenehmen Wert behält.

Katharinasittiche sind gute Kletterer und benötigen verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten. Dazu gehören z.B. Naturäste als Sitzstangen, von denen auch nach Herzenslust die Rinde abgeschält werden kann. Weiterhin beliebt sind Schaukeln, Kletterseile und Korkrinde. Zum Schlafen benötigen die Vögel ein Schlafhäuschen oder einige hoch angebrachte Sitzäste in einer von oben geschützten Ecke des Käfigs oder der Voliere.

Um Katharinasittiche ausgewogen und möglichst artgerecht zu ernähren, muss der Frischkostanteil der täglichen Mahlzeiten bei 50% liegen. Dafür eignen sich die verschiedensten Obst- und Gemüsesorten sowie (Wild-)Kräuter und Gräser, um ausreichend Abwechslung auf den Speisenplan zu bringen. Im Gegensatz zu den meisten Wellensittichen, die Obst und Gemüse anfänglich oft skeptisch gegenüber stehen, ist es bei Katharinasittichen häufig so, dass erst alles Neue probiert wird und im Anschluss daran entschieden, ob es wirklich schmeckt (und somit wieder gefressen wird) oder nicht. Besonders beliebt sind verschiedene Früchte dann, wenn sie schön süß und schon matschig sind. Allerdings sollte dann gerade in den warmen Sommermonaten darauf geachtet werden, dass die Frischkost ausgetauscht wird, bevor sie verdirbt.

Neben dem Obst und Gemüse gehören zu einer gesunden Ernährung auch verschiedene Körner und Saaten. Hierfür kann ein Großsittichfutter mit möglichst wenig bis keinen Sonnenblumenkernen und Rübsen angeboten werden. Da der Stoffwechsel von Katharinasittichen die Nahrung relativ schnell und schlecht verwertet, sind die Vögel oft, viel und lange beim Fressen zu beobachten.

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Wie verhalten sich Katharinasittiche?

Katharinasittiche sind äußerst soziale Tiere und dürfen nie einzeln gehalten werden! Bei der Paarhaltung kann man sehr schnell beobachten, dass die Tiere im Prinzip alles zusammen machen, direkter Körperkontakt ist ihnen dabei sehr wichtig, sodass die Vögel sich beim Schlafen oder Dösen eng aneinander kuscheln. Auch wird gemeinsam gefressen und sich synchron geputzt, außerdem wird der Partner viel und ausgiebig gekrault. Hält man einen kleinen Schwarm ab sechs Tieren, kann man neben diesen Paarbeziehungen feststellen, dass eine richtige Gruppendynamik entsteht, also alle Tiere zur gleichen Zeit Fressen, sich putzen oder eine Ruhepause einlegen. Unverpaarte Katharinasittiche finden in einem Schwarm immer einen Vogel, der auch ihnen den so dringend benötigten Körperkontakt und die soziale Gefiederpflege zukommen lässt.

Die Sittiche kommunizieren meist mit recht leisen Lauten, sind zwei Partner allerdings einmal von einander getrennt, wird die Verbindung durch lautere Rufe aufrechterhalten. Auch in einem Schwarm halten die einzelnen Tiere ständig Kontakt zueinander. Gerade in den Morgen- und Abendstunden wird es dabei unruhiger und vor allem lauter als den Rest des Tages, denn die Vögel begrüßen bzw. verabschieden den Tag durch einige stürmische Flugrunden und aufgeregtes Rufen.

Dass der Katharinasittich eigentlich ein Baumbewohner ist, kann man an seinen ausgesprochenen Kletterkünsten erkennen. Kann er eine Entfernung so überwinden, wird er diese Fortbewegungsart dem Fliegen vorziehen. Dabei nutzen die Vögel ihren Schnabel als dritten Fuß, klettern waagerecht, senkrecht, kopfüber oder auch von der Käfigdecke hängend. Dies geschieht meist recht gemächlich, Hindernisse werden mit diversen Verrenkungen überwunden. Zwischendurch legen die Tiere gern einmal eine Pause ein, um aufmerksam ihre Umgebung zu beobachten.

katharinasittich krault artgenossen ###advertiser_three###

Vergesellschaftung von Katharinasittichen

Die besten Partner für Katharinasittiche sind – Katharinasittiche. Während zwei Paare noch relativ nebeneinander her leben, kommt ab einer Schwarmgröße von sechs Vögeln langsam ein richtiges Gruppengefühl auf.

Es ist möglich, diese Sittichart auch mit anderen Vogelarten wie Wellen- oder Nymphensittichen zu vergesellschaften, allerdings müssen bei einer solchen Konstellation von jeder Art mindestens zwei Tiere gehalten werden. Es ist außerdem ratsam, nach Möglichkeit ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Arten herzustellen und nicht nur zwei Katharinasittiche in einem 20-köpfigen Wellensittichschwarm zu halten oder umgekehrt.

Weiterhin muss genügend Platz vorhanden sein, damit sich die verschiedenen Tiere aus dem Weg gehen können. Obwohl die Katharinasittiche auf den ersten Blick recht behäbig erscheinen, sind meist sie die Sieger, wenn es um Streitereien geht. Schafft man gute Bedingungen für den gemischten Schwarm, kommt es sogar vor, dass die Arten nicht nur nebeneinander her leben, sondern auch in Interaktion treten. So wurden schon sich gegenseitig kraulenden Wellen- und Katharinasittiche beobachtet.

Wer allerdings nur die Möglichkeit hat, insgesamt vier bis sechs Vögel zu halten, sollte sich zum Wohle der Tiere auf eine Art beschränken. Denn ein Mini-Schwarm mit Artgenossen ist für die Vögel immer die artgerechtere Alternative und zwei einzelne Katharinasittiche in einem ansonsten reinen Wellensittichschwarm werden sich wohl nie so wohl fühlen, als hätten sie noch weitere Artgenossen.

 

Bealu