Unzertrennliche

Unzertrennliche (Agapornis) gehören zu den Papageienvögeln (Psittacidae). Ihr Name rührt von ihrer starken, meist lebenslangen Paarbindung her, weswegen die Tiere auch den Beinamen ‚Lovebirds’ tragen. Auch ihr wissenschaftlicher Name zollt dem Rechnung: Agape = Liebe und ornis = Vogel.
Man unterteilt die Agaporniden in neun Arten, Orange-, Grau-, Grün-, Schwarz-, Ruß-, Erdbeer-, Pfirsich- und Rosenköpfchen sowie die Tarantapapageien (auch Bergpapageien).
Weiterhin können Unzertrennliche in Arten mit weißem Augenring (z.B. Ruß- und Pfirsichköpfchen) sowie solche ohne Augenring (etwa Tarantapapageien) unterschieden werden.

zwei doesende rosenkoepfchen

Wildform und natürlicher Lebensraum

Agaporniden gehören zu den kleinsten Papageien der Erde, sie werden nur zwischen 13-17cm groß. Alle Arten sind kurzschwänzig und haben ein grünes Grundgefieder mit je nach Art unterschiedlicher Färbung der Maske. Bei den meisten Arten sind beide Geschlechter gleich gefärbt, so dass eine äußerliche Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen nicht möglich ist. Klarheit schafft hier meist nur ein DNS-Test.

Bis auf die Grauköpfchen, die Madagaskar und die umliegenden Inseln bewohnen, sind alle Unzertrennlichen auf dem afrikanischen Festland heimisch. Dabei sind sie je nach Art in unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen, so leben etwa Rosenköpfchen in den offenen, trockenen Buschregionen der Westküste Südafrikas, Tarantapapageien in den offenen Waldgebieten im Hochland Äthiopiens und Grünköpfchen in den Waldgebieten Zentral- und Westafrikas.
Je nach Lebensraum ernähren sich die unterschiedlichen Arten hauptsächlich von verschiedenen Körnern und Samen. Dabei gibt es auch regelrechte Nahrungsspezialisten, die auf ausgewählte Saaten angewiesen sind.

Agaporniden sind, wie auch unsere Wellensittiche, Höhlenbrüter. Als Brutstätte dienen ihnen Baumhöhlen, Nester von Webervögeln, Termitenhügel oder auch Felsnischen. Für den Nestbau ist das Weibchen zuständig, dabei zeigen Grau-, Rosen- und Orangeköpfchen sowie die Tarantas die Eigenart, das gesammelte Nistmaterial nicht im Schnabel, sondern im Bürzelgefieder zu transportieren.
Für den Bau des Nests verwendet die Agaporniden-Henne kleine, in Streifen gerissene Zweige und/oder Rinde, welche sie teils vor dem Verbauen in Wasser tränkt. Mit diesem Trick sorgen die Vögel dafür, dass die Luftfeuchtigkeit in der Bruthöhle konstant bleibt. Aus diesem Grund wird auch während der Brut immer wieder neues Material ins Nest gebracht.
Zwischen der Ablage der einzelnen Eier vergehen jeweils zwei Tage, so dass später die geschlüpften Küken alle unterschiedlich alt sind. Erst wenn das zweite oder dritte Ei gelegt worden ist, beginnt die Henne mit dem Brüten. Ein vollständiges Gelege umfasst im Normalfall vier bis sechs Eier.
Nach einer Brutdauer von 21-25 Tagen (abhängig davon, wann die Henne mit dem Brüten angefangen hat) schlüpfen die noch blinden und nur mit einem spärlichen Flaum bedeckten Jungen. Nach etwa zwei Wochen beginnen den Küken die ersten großen Federn an den Flügeln zu wachsen und mit etwa fünf Wochen trauen sich die Mutigsten das erste Mal aus dem Nest.
Zwischen der achten und zehnten Lebenswoche sind die Jungtiere futterfest und ab diesem Zeitpunkt beginnt das Elternpaar, seinen Nachwuchs von der Bruthöhle zu vertreiben und eine neue Brut vorzubereiten.
Mit sechs bis sieben Monaten durchlaufen die jungen Agaporniden ihre Jugendmauser und sind kurz darauf mit etwa einem dreiviertel Jahr geschlechtsreif.

rosenkoepfchen beim fressen ###advertiser_one###

Domestikation

Die ersten Rosenköpfchen kamen 1860 nach Deutschland. Neun Jahre später gelang Alfred Brehm im Berliner Zoo die erste Nachzucht. Heute sind Rosenköpfchen die meistgehaltene und am häufigsten nachgezüchtete Agaporniden-Art.

Hierzulande lebende Unzertrennliche stammen heute zumeist aus Nachzuchten, auch wenn der Import nicht von allen Arten verboten ist. Durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und die gerade in der Vergangenheit oft großen Zahlen an exportierten Tieren ist der Bestand einiger wildlebender Arten jedoch bedroht und die Anzahl ihrer in Gefangenschaft lebenden Kollegen ist größer als der Wildbestand.

Nicht alle Unzertrennliche lassen sich in Menschenobhut halten, so ist dies etwa bei den Grünköpfchen, die extreme Nahrungsspezialisten sind, unmöglich – die Tiere gehen in Gefangenschaft ein. Auch lässt sich nicht jede Art so leicht nachzüchten wie eine andere.

Neben den ursprünglichen Farben der einzelnen Arten sind durch gezielte Zucht oder auch Mischformen verschiedene neue Farbschläge dazu gekommen. So gibt es etwa blaue Vögel mit (je nach Art) heller oder dunkler Maske, Albinos und Lutinos.

Haltung

In freier Wildbahn legt ein Agapornide am Tag fliegend mehrere Kilometer zurück. Als Mensch kann man ihm diesen Freiraum nicht bieten, muss aber wenigstens darauf achten, den Bedürfnissen soweit wie möglich gerecht zu werden.
Aus diesem Grund soll ein Käfig für ein Paar Agaporniden eine Mindestgröße von 1m³ (also 1x1x1m) haben, damit die Tiere auch in ihrer Behausung wenigstens einige Flügelschläge machen können. Allerdings brauchen die Vögel trotzdem täglich mehrstündigen Freiflug.
Beim Kauf eines Käfigs ist darauf zu achten, dass er sehr stabil ist und keine Beschichtung besitzt, den die kräftigen Schnäbel der Unzertrennlichen mit Leichtigkeit ablösen können. Der Gitterabstand sollte etwa 16mm betragen.
Für die Einrichtung sind, wie auch bei Wellensittichen und anderen Vogelarten, Plastikstangen tabu. Agaporniden haben einen sehr starken Nagetrieb, den sie an Naturästen (die dementsprechend häufig ausgetauscht werden müssen) ausleben wollen. Die Vögel mögen es, wenn ihre Sitzgelegenheiten schaukeln oder nachfedern, deshalb empfiehlt es sich, Sitzstangen nicht an zwei, sondern nur einer Seite zu befestigen und den Tieren verschiedene Schaukeln und Kletterseile zur Verfügung zu stellen. Außerdem ist alles geeignet, was nach Herzenslust zernagt werden kann.
Wichtig für das Wohlbefinden der Unzertrennlichen ist ein Schlafhäuschen. Die Gefahr, dass es die Vögel zum Brüten animiert, besteht nicht, da der Kasten nach vorne hin offen ist und somit keine dunkle Höhle darstellt. Um Streitigkeiten unter den Tieren vorzubeugen, ist es ratsam, immer mehr Häuschen anzubieten als Paare in der Voliere leben.
Der Standort des Käfigs sollte ein heller, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützter und Zugluft freier Ort sein, der sich auf Augenhöhe befindet.

Für eine ausgewogene Ernährung sollten die Agaporniden neben einer Körnermischung speziell für Agaporniden oder auch für Großsittiche (Achtung: Sonnenblumenkerne machen schnell dick und sollten wenig bis besser gar nicht enthalten sein) auch täglich eine Portion Frischkost bekommen. Dafür eignen sich Obstsorten wie etwa Apfel, Pfirsich oder Trauben sowie Gemüse wie z.B. Gurke und Karotten und natürlich diverse Kräuter und Wildpflanzen.

kuschelnde agaporniden

Verhalten

Wie der Name ‚Unzertrennliche’ schon sagt, dürfen Agaporniden nie einzeln gehalten werden! Zwischen Paaren entwickelt sich eine sehr enge Bindung, die vom Menschen nicht getrennt werden darf.
Idealerweise sollte ein Paar aus zwei gegengeschlechtlichen Tieren einer Art bestehen, es kann aber auch zu gleichgeschlechtlichen Bindungen kommen oder gemischten Paaren, wenn verschiedene Arten zusammen gehalten werden.

Die beiden Partner gehen sehr liebevoll miteinander um, kraulen sich oft, füttern sich gegenseitig oder sitzen eng aneinander gekuschelt zusammen. Mit anderen Artgenossen gehen die Tiere, vor allem in der Brutzeit, dagegen weniger zimperlich um und es wird z.B. beim Streit ums Futter oder das beste Schlafhäuschen schon einmal fest zugebissen.
Aus diesem Grund muss bei der Schwarmhaltung viel Platz für die Tiere vorhanden sein, damit sie sich aus dem Weg gehen und immer eine Rückzugsmöglichkeit finden können.

Verstirbt einer der Partner, kann man dem verbliebenen Tier nicht einfach einen neuen Artgenossen dazu gesellen, denn bei Unzertrennlichen ist die Partnerwahl wesentlich komplizierter als bei anderen Stubenvögeln.
Aus diesem Grunde gibt es mittlerweile Partnervermittlungen, wo sich der Hinterbliebene selbständig einen neuen Gefährten auswählen kann. Diese Suche kann allerdings auch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Agaporniden haben einen starken Nagetrieb – wesentlich ausgeprägter, als es etwa bei Wellensittichen der Fall ist. Bücher, Möbel und Wände können von ihnen problemlos zerstört werden. In der Obhut des Menschen können sie 20 Jahre alt werden, außerdem sind diese Vögel oft sehr laut. Diese Punkte sollten vor einer Anschaffung unbedingt mit bedacht werden!

agapornide kratzt sich

Vergesellschaftung

Unzertrennliche mit anderen Unzertrennlichen

Es ist möglich verschiedene Agaporniden-Arten miteinander zu vergesellschaften.
Da es zwischen den Arten aber Unterschiede in der Kommunikation und im Verhalten gibt, ist darauf zu achten, dass auch in einem gemischten Schwarm Tiere einer Art immer paarweise gehalten werden.
Außerdem ist nicht jede Vergesellschaftung ratsam, da einige Arten wesentlich dominanter sind als andere. Möglich ist eine Kombination von etwa Pfirsich-, Schwarz- und Rosenköpfchen.
Allerdings muss den Tieren ausreichend Platz zur Verfügung gestellt werden, damit immer genügend Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind.

zwei rosenkoepfchen im schlafhaus

Unzertrennliche und andere Vogelarten

Von einer solchen Mischhaltung – egal ob in einem gemeinsamen oder in zwei getrennten Käfigen – ist auf jeden Fall abzuraten. Agaporniden können sehr aggressiv sein und gehen untereinander wesentlich rabiater mit Artgenossen um, als etwa Wellen- oder Nymphensittiche das tun. Andere Arten bekommen das zu spüren und werden kaum geduldet, was sehr schnell zu schlimmen Verletzungen bei der unterlegenen Art führen kann.
Die Haltung von Unzertrennlichen und anderen Vogelarten ist nur möglich, wenn eine räumlich getrennte Unterbringung garantiert werden kann.

 

Blueberry