Die Psittakoseverordnung wurde am 21. September 2012 aufgehoben. Die Psittakose bleibt eine meldepflichtige Krankheit: Bei ihrem Ausbruch ist in jedem Fall unverzüglich die jeweils zuständige Veterinärbehörde zu verständigen. Ansonsten ist die Zucht von Wellensittichen fortan auch in Deutschland ohne Zuchtgenehmigung und ohne Beringungs- und Buchführungspflicht erlaubt.
Angesichts vieler Abgabe-Wellensittiche, die ein neues Zuhause suchen, und im Hinblick auf die Komplikationen bei Eiablage, Brut und Aufzucht, die Unkundige schnell überfordern, möchten wir aus Sicht des Tierschutzes einige Überlegungen anstellen. Bitte überlegt gut, ob Ihr eure Wellensittiche "nur einfach mal so" den Risiken einer Zucht aussetzen wollt.
- Ihr solltet intensive Erfahrung in der Wellensittichhaltung haben und u.a. Krankhheitssymptome sicher erkennen können.
- Eine Zucht mit Wellensittichen unbekannter Herkunft sollte ausgeschlossen sein. Dasselbe gilt für Geschwistertiere. Inzucht, also das Züchten mit ähnlichem Genmaterial, begünstigt Erbkrankheiten und Missbildungen.
- Züchtet auf keinen Fall, wenn Ihr Gefiederkrankheiten wie Polyoma oder PBFD oder Infektionskrankheiten wie Macrorhabdiose ("Megabakterien") im Bestand habt.
- Es sollten immer mindestens zwei Paare zur Brut angesetzt werden. Wird ein Küken nicht mehr gefüttert oder stößt einer Henne etwas zu, besteht so die Möglichkeit, dass eine andere Henne "einspringt".
- Habt Ihr Platz und Geld für mehrere Zuchtboxen?
- Verschafft euch Sachkunde. Ihr solltet wissen, wie Ihr Brutpaare optimal vorbereitet, wie Ihr beispielsweise Legenot und andere Komplikationen erkennt, wie Ihr Spreizbeinchen verhindert, was zu tun ist, wenn Eltern die Küken nicht mehr füttern, sie rupfen oder anderweitig verletzen, wie Ihr verhindert, dass die Küken missgebildete Schnäbel und/oder Zehen bekommen. Wisst Ihr um die Gefahren einer Koloniebrut, ab wann und wie oft Hennen im Jahr maximal brüten sollten? Könntet Ihr ein Küken zur Not mit einer Kropfsonde ernähren?
- Das Gelege eines Wellensittichs kann bis zu sieben Eier umfassen: Wisst Ihr, was mit all den kleinen Wellensittichen geschehen soll? Wo sollen diese überhaupt untergebracht werden?
- Sucht Euch einen seriösen Züchter, der Euch über die Schulter sehen lässt und Euch als Ansprechpartner zur Seite steht.
- Bedenkt aber, dass ein Züchter niemals einen vogelkundigen Tierarzt ersetzen kann. Ein solcher muss als Ansprechpartner bei medizinischen Komplikationen in Reichweite sein.
- Züchten ist nicht billig: Die Brutpaare sollten vogelkundig untersucht sein. Bei Krankheiten oder Komplikationen können erhebliche Tierarztkosten, oft mehrere hundert Euro, anfallen. Auch Aufzuchtfutter etc. kostet natürlich Geld.
Anders als Menschen verspüren Wellensittiche keinen Kinderwunsch, sie vermissen nichts, wenn sie keinen Nachwuchs haben. Brut und Aufzucht sind rein instinktives Verhalten. Wir tun ihnen daher, wenn wir sie brüten lassen, keinen "Gefallen", nur uns selber. Überlegt Euch daher, ob Ihr die Verantwortung tragen könnt und wollt. Müssen es wirklich Küken sein? So viele süße Wellensittiche warten bereits auf ein neues Zuhause.
Bavaria