Natürliche Feinde wildlebender Wellensittiche

In freier Wildbahn leben Wellensittiche in großen Schwärmen und das nicht ohne Grund: Viele Augen sehen mehr als zwei, sei es nun Nahrung oder Fressfeinde.

Schutz durch Schwarmleben

Vor letzterem schützt die kleinen Sittiche unter anderem ihre Gefiederfarbe: Zwischen den Blättern der Bäume, in denen sie sich ausruhen, ist ihr grün kaum auszumachen und das grün-schwarze Wellenmuster auf dem Rücken lässt sie bei der Nahrungsaufnahme mit dem Boden verschmelzen.

Außerdem bietet das Schwarmleben den kleinen Papageien vor allem Schutz vor Raubvögeln. Um einen erfolgreichen Angriff starten zu können, muss sich der Greif auf ein einzelnes Tier konzentrieren können. In einer großen, sich ständig bewegenden Masse ist das allerdings sehr schwierig.

Hier liegt auch begründet, warum sich Wellensittiche - egal ob wildlebend oder Stuben-Welli - so lange wie möglich eine Krankheit nicht anmerken lassen: Ein geschwächter oder gar verletzter Vogel fällt in der Masse auf, sticht heraus und stellt so ein in der Gruppe gut auszumachendes Ziel dar.

Auch in ihren Ruhephasen bleiben die kleinen Australier ihrem Schwarm treu. Während der Nachtruhe oder der Mittagshitze lassen sie sich möglichst weit oben im Geäst der Bäume nieder. Entdeckt einer der Vögel einen Feind, stößt er einen Warnruf aus und alle Tiere erheben sich wie eins in die Lüfte. So bleibt einem Angreifer kaum Zeit, sich einen bestimmten Sittich als Opfer auszusuchen.

Gefahr nicht nur aus der Luft

Dabei muss die Gefahr nicht unbedingt vom Himmel her kommen: Auch Schlangen, die auf dem Boden oder im Geäst der Bäume nach Nahrung suchen, stellen eine Gefahr dar. Gerade Wellensittichküken sind eine leichte Beute für sie, da sie nicht wie die ausgewachsenen Tiere einfach durch ein paar Flügelschläge vor den Reptilien flüchten können.

Schlange
zwei Schlangen

Während ihrer ersten Flugversuche sind die Kleinen besonders gefährdet. Wenn sie sich aus den Bruthöhlen wagen, ist ihr Gefieder teilweise noch nicht vollständig entwickelt und die Flugmuskulatur nicht genügend ausgeprägt. Außerdem müssen die Kleinen auch erst lernen, wie sie mit Hilfe ihres Schwanzes steuern können, wie sie richtig landen usw.

Landet ein Küken bei einem Ausflug auf dem Boden, fehlt ihm häufig die Kraft, sich von dort gleich wieder in die schützenden Bäume zu erheben. Ruft es dann in seiner Angst nach seinen Artgenossen, macht es so auch Feinde auf sich aufmerksam. Wird der junge Welli in dieser Situation von einem Feind anvisiert, bleibt ihm oftmals nur schnelles Laufen, um sich etwa unter einem Baum oder Strauch in Sicherheit zu bringen. Hier ist er wenigstens vor einem Angreifer aus der Luft sicher, eine Schlange jedoch kann ihm problemlos folgen und ist oft schneller, als ein kleiner Sittich mit kurzen Beinen im Gras.

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Fehlendes Trinkwasser wird auch zur Gefahr

Eine weitere Bedrohung für die Wellensittiche sind Buschbrände. Nicht nur, dass durch ein Feuer Brut- und Schlafbäume vernichtet werden, auch die weiten Grasflächen fallen den Flammen zum Opfer, wodurch die Schwärme oft weite Strecken ziehen müssen, um neues Grün zu finden. Sind großflächige Areale betroffen und sammeln sich mehrere kleinere Schwärme in einem von den Bränden verschonten Gebiet, kann es durch die große Anzahl an hungrigen Tieren zu einer Nahrungsknappheit kommen.

Zusätzlich zu den schon genannten Gefahren, macht den wildlebenden Wellensittichen auch die Trockenheit zu schaffen. Im Laufe ihrer Evolution haben sich die Tiere an die klimatischen Bedingungen ihrer Heimat angepasst und sind z. B. in der Lage, auch Tage ohne Wasser und nur mit diesem aus ihrer Nahrung auszukommen, wenn sie keine Wasserstelle oder in den frühen Morgenstunden Tau auf den Grasflächen finden. Sie ziehen dann weite Strecken auf der Suche nach dem kühlen Nass.

Allerdings hat der Mensch in den letzten Jahrzehnten die Umwelt der kleinen Papageien geprägt und teils grundlegend verändert. Farmer, die Wasser nicht "unnötig" in den weiten des Outbacks verschwenden wollen, da es dort von ihnen nicht genutzt wird, legen Quellen und Wasserstellen trocken und leiten dass Wasser um, um dort, wo sie es für ihr Vieh brauchen, genügend zu haben.

Dadurch vergrößern sich die Wege, die die Vögel für einen Schluck frisches Nass zurücklegen müssen zusehends. In lang anhaltenden Trockenperioden werden sie für die Tiere teilweise sogar unüberwindbar und somit zum Verhängnis.

 

Bealu