Rachitis ist der Name einer Vitamin- und/oder Mineralstoffmangelerkrankung. Die häufigste Rachitisform kommt durch einen gestörten Calcium-Phosphathaushalt zustande. Diese tritt im Kükenalter auf, wenn während des Kükenalters und der Phase des Heranwachsens zu wenig Kalzium oder andere Mineralstoffe, zu wenig Vitamin D3 oder Vitamin B zugeführt werden. Leidet ein adulter (erwachsener) Vogel unter Rachitis, nennt man dies Osteomalazie. Tritt diese Erkrankung erst im Erwachsenenalter auf, liegt die Ursache oft in Stoffwechselproblemen, Organschäden oder Fehlernährung begründet.
Vorbeugen kann man dieser Krankheit, indem man entsprechend genug Nährstoffe dieser Art zurführt, auf eine ausgewogene Ernährung zu jeder Lebenszeit des Vogels achtet und auch die richtige Beleuchtung wählt. UV Licht ist zur Synthese (Bildung) von Vitamin D für den Vogelkörper unabdingbar. Fehlt dieses können rachitische Symptome der Beginn einer Erkrankung sein.
Die Versorgung mit den wichtigen Nährstoffen beginnt nicht nur bei der Nestlingsernährung wenn der Vogel eigenständig frisst, sondern bereits bei der richtigen Fütterung der Elternvögel während der Brut und Aufzucht.
Im Rahmen der Rachitis kommt es zu Knochendeformierungen, bei denen Füßchen, Wirbelsäule, Flügel und Schnabel betroffen sein können, je nach Schwere und Ausprägungsgrad. Der Vogel kann ggf. nicht mehr gut bis gar nicht mehr fliegen. Durch die Deformierung der Füßchen ist der Vogel auch beim Laufen, Klettern und Sitzen stark eingeschränkt. Eine Deformierung der Wirbelsäule kann zudem zu weiteren Druckstellen unter den empfindlichen Füßen sorgen, durch die falsche Körperhaltung und entsprechend falsche Belastung.
Leidet ein Küken an Rachitis, kann diese auch in den ersten paar Lebensmonaten noch durch erhöhte Vitamin- und Kalziumzufuhr bekämpft werden. Im Normalfall sprechen Jungtiere sehr gut auf diese Art von Therapie an. Diese Therapie darf jedoch NIEMALS aus Eigenregie geführt werden, sondern bedarf einer differenzierten Diagnose durch den vogelkundigen Tierarzt (vkTA), der nach eingehender Untersuchung die genaue Versorgung mit geeigneten Vitamin- und Mineralpräperaten verordnet. Eine falsche Zufuhr ohne Absprache mit dem vkTA kann zu schwerwiegenden Schäden und Spätfolgen bei einem Vogel führen.
Weiterhin kann auch Krankengymnastik angewandt werden, dies aber bitte ebenfalls nur nach Absprache mit einem vogelkundigen Tierarzt, da man ohne entsprechendes Fachwissen dem Vogel auch mehr schaden kann, als damit gutes zu tun.
Ist der Vogel bereits einige Monate alt, gibt es leider nahezu keine Möglichkeit mehr auf Heilung. Zwar kann der Mangelzustand an sich ausgeglichen werden, nicht jedoch die daraus entstandenen knöchernen Deformationen und Folgeschäden, da sie bereits manifest verwachsen sind. Der Vogel hat nur noch die Möglichkeit mit seinem Handicap, angemessen zurecht zu kommen. Der Halter sollte die Umgebung und die Voliere dem behinderten Tier und seinen Bedürfnissen anpassen. Hier bietet es sich an, den Vogel genauestens zu beobachten, denn schnell kann es zu Geschwüren unter den Füßchen kommen, die regelmäßig behandelt werden müssen in Form von täglichem Eincremen (hier empfiehlt sich Ringelblumensalbe) und ggf. dem Anlegen eines Verbandes, sofern es bereits zu Wunden und Fußballengeschwüren gekommen ist.
Wichtig ist die rachitischen Symptome frühzeitig zu erkennen und einen Vogel bei Verdacht auf Erkrankungen rechtzeitig dem vkTA vrzustellen. Bei schnellem eingreifen durch die oben genannten Maßnahmen, kann oft noch viel erreicht und größerer Schaden abgewendet werden. Ist der Vogel älter als ein paar Monate lässt sich praktisch nichts mehr an den durch die Rachitis entstandenen Knochendeformierungen machen. Ab einem gewissen Alter gibt es keine Therapiemöglichkeiten mehr und der Vogel muss lernen mit seinen mehr oder minder schweren Behinderungen zurecht zu kommen.
In vielen Fällen führt die Deformierung der Füßchen zu dauerhaften Ballengeschwüren, die für den Vogel sehr schmerzhaft werden können, wenn man diese nicht richtig behandelt (Behandlungsmethode s. unter Therapiemöglichkeiten). Im schlimmsten Falle kann es zu einer Amputation kommen.
Ebenfalls bleiben rachitische Vögel mit ihren Füßchen schnell in Gitterstäben, Seilen oder anderen Stofffasern hängen. Dem gilt vorzubeugen, denn dadurch kann eine äußerst schmerzhafte Zerrung, Bänderdehnung oder gar ein Bruch hervorgehen.
Da rachitische Vögel sich gerne in der Bauchlage befinden, kann es hier leider auch zu Liegegeschwüren (Dekubiti) kommen. Diese können dann wiederum zu einer gefährlichen Blutvergiftung, Hautreizungen und dergleichen führen. Von Vorteil wäre hier dem Vogel von Anfang an geeignete (weiche) Unterlagen anzubieten.
Um dem Vogel seinen Alltag zu erleichtern, sollte man viele gepolsterte Sitzbrettchen in der Voliere und dem Raum verteilt haben, damit dieser die Möglichkeit hat seine Füße zu schonen und zu entlasten. Ebenfalls besteht das Problem, dass ein Vogel mit rachitischen Beinen einen schlechten, bis gar keinen Greifreflex mehr hat, sodass normale Sitzstangen für ihn eine absolute Herausforderung darstellen. Am besten bieten sich für ein solches Tier wirklich breite Natursitzstangen an.
Der Boden von Voliere und Freiflugraum sollte gut ausgepolstert sein, da es bei rachitischen Vögeln schnell zu Stürzen kommen kann, aufgrund der nicht vorhandenen Möglichkeit sich festzuhalten.
Jedoch sollten Stürze trotzdem möglichst vermieden werden, da die ohnehin porösen Knochen schnell brechen können.
Normale Wasser- und Futternäpfe stellen ebenfalls ein Hindernis dar, da der Rand zu schmal ist, um sich entsprechend gut festhalten zu können. Hier bieten sich bspw. Kokosnussnäpfe oder flache, glasierte Tonschalen an, auf dessen breitem Rand sich der Vogel sowohl hinsetzen, als auch hinlegen und seine Körnchen picken kann. Wichtig ist eine relativ breite und flache Oberfläche.
Probleme treten auch bei der Gefiederpflege auf. Sind die Füße eines rachitischen Vogels nach innen verdreht, können diese sich kaum zu voller Größe aufrichten. In vielen Fällen suchen die Tiere sich eine flache Oberfläche zum hinlegen, um sich währenddessen ausgiebig zu säubern oder um ihre Federn zu sortieren.
Wer eine Zucht beabsichtigt: Rachitische Vögel sind meist nicht einmal in der Lage sich zu paaren. Falls es doch dazu kommt sei gesagt, dass eine Eiablage oder das Bebrüten von Eiern gefährlich ist! Rachitische Vögel sind bereits stark beeinträchtigt, so dass jede zusätzliche Belastung nicht zu einem abnormen Gesundheitsrisiko würde, sondern auch tödlich enden kann. Besonders die Strapatzen der Brut beanspruchen eine hohe Vitalität und einen gesunden Mineralstoffhaushalt. Die Bildung von Eiern bedeutet dass hohe Mengen an Mineralien benötigt werden. Sind diese nicht durch die Ernährung zu decken, werden aus dem bereits geschwächten Knochen zusätzlich Mineralien herausgelöst. Welche massiven Folgen dies haben kann ist denkbar. An Rachitis oder Osteomalazie erkrankten Vögeln sollte nie das Brüten erlaubt werden!