Unabhängig von der Ursache seiner Flugunfähigkeit steht ein so gehandicapter Wellensittich in seinem Bedürfnis nach Bewegung seinen fliegenden Artgenossen meist in nichts nach. Auch Nichtflieger stecken voller Lebensenergie und brauchen die Möglichkeit, diese abzubauen.
Analog zu ihren fliegenden Kollegen brauchen auch sie demnach mehrere Stunden "Freigang" am Tag.
Wellensittiche sind in der Regel gute Kletterer, die Wege problemlos mit Hilfe ihrer Krallen und dem Schnabel zurücklegen können. Das nutzen flugunfähige Vögel aus und bewegen sich, neben dem zu Fuß gehen, zumeist kletternd fort.
Diesen Umstand sollte man sich als Federloser zu Nutze machen: So kann man den Weg aus und in den Käfig dem Vogel mittels einer Leiter zugänglich machen, Spiel- und Landeplätze über verbindende Äste oder Seile erreichbar gestalten. Es empfiehlt sich, eine Art Vernetzung für die Tiere aufzubauen, so dass sie jeden für sie interessanten Platz zu Fuß oder eben kletternd erreichen können.
Bei der Flugunfähigkeit gibt es mehrere Abstufungen. So können einige Vögel einen Sturz etwa durch einen sinkenden Gleitflug abfangen, andere dagegen fallen wie ein Stein zu Boden.
Je nach dem wie es um den eigenen Nichtflieger bestellt ist, sollte man als Federloser entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen, um aus einem Absturz resultierende Verletzungen zu minimieren.
Da Käfig und Spielplätze nicht auf dem Fußboden stehen – ihr Standort soll ja immer auf Augenhöhe sein – ist es ratsam, den Fußboden darunter und unter den Verbindungswegen mit z. B. Handtüchern oder Schaumstoff auszulegen. So landet auch ein komplett flugunfähiger Vogel im Fall des Falles weich. Um einen Sturz aus einer zu großen Höhe nicht zu provozieren, ist es allerdings ratsam, die Spielplätze nicht zu hoch im Raum, etwa unter der Decke, anzubringen. Hier muss ein Mittelweg gefunden werden, der allen Beteiligten gerecht wird.
Ob man den Tieren auch unbeaufsichtigt Freigang gewähren kann und möchte, liegt hierbei – wie auch beim unbeaufsichtigten Freiflug – im Ermessen des Halters. Gefahrenquellen müssen auf jeden Fall (analog zum normalen Freiflug) beseitigt werden.
###advertiser_one###Die gemeinsame Haltung von flugunfähigen und flugfähigen Wellensittichen in einem Schwarm funktioniert in aller Regel sehr gut. Wichtig ist, dass die Nichtflieger die Möglichkeit bekommen, all die Plätze kletternd zu erreichen, an denen sich auch die Flieger aufhalten, um nicht aus dem Schwarm ausgeschlossen zu werden.
Schön für die Tiere ist es, wenn es jeweils nicht nur einen Flieger und/oder Nichtflieger gibt, sondern die Fußgänger wie auch die Vielflieger immer mindestens zu zweit sind. Ansonsten droht entweder die Gefahr, dass ein einzelner Flieger sich zu sehr seinen behinderten Kollegen anpasst und selbst kaum noch seine Flügel benutzt oder im umgekehrten Fall ein flugunfähiger Welli seinen Artgenossen nur hinterher schauen kann, wenn diese ihre Runden drehen.
Auch wenn es mehrere jeder "Art" in einem Schwarm gibt, ist es gut möglich, dass sich auch ein gemischtes Pärchen findet und zusammen glücklich wird.
Sicherlich wird ein Wellensittich in erster Linie durch seine Flügel zu dem, was ihn als Vogel ausmacht. Gestaltet man Käfig bzw. Voliere und Spielplätze aber so, dass für einen Nichtflieger trotzdem alles erreichbar ist, er täglich seinen Freigang bekommt und er den ganz normalen Lieblingsbeschäftigungen eines Wellensittichs - wie etwa mit Artgenossen spielen, Äste und Kork zernagen oder einfach auf einem schönen Vogelbaum Siesta halten – nachkommen kann, dann wird seine Lebensqualität der eines flugfähigen Vogels kaum in etwas nachstehen.
Bealu