Gerade bei Kindern kommt häufiger der Wunsch auf, ein eigenes Haustier zu haben, was mit im eigenen Kinderzimmer wohnt. So stellt sich auch teilweise die Frage, ob man denn bei zwei Kindern jedem Kind jeweils einen Welli mit in das entsprechende Zimmer gesellen kann.
Man stelle sich die Situation einmal aus Sicht der
Wellensittiche vor: Jeder hat seinen Käfig, jeder
‚sein’ Zimmer und jeder hört den jeweils anderen
– bekommt ihn aber nie zu Gesicht!
Die Vögel können sich zwar gegenseitig rufen, aber
ansonsten ist alles, als würden sie einzeln gehalten. Es ist
niemand da, mit dem sie sich unterhalten können, der sie
krault oder ein paar Runden durch das Zimmer dreht.
Manch einer mag nun denken, dass man die Tiere ja ab und zu mal
miteinander fliegen lassen kann. So haben sie Zeit zusammen, in der
sie ihre sozialen Bedürfnisse befriedigen können.
Nur, was ist danach?
Wie sollen die zwei Sittiche, die die gemeinsame Zeit sehr
genießen würden, verstehen, warum sie auf einmal wieder
getrennt werden?
Dieses Vorgehen ruft vermehrten Stress bei den Vögeln hervor
und sie sind nach einem solchen Zusammentreffen vermutlich
verstörter als davor.
Das soll keinesfalls heißen, dass man die Tiere darum am besten gar nicht zusammen lässt. Im Gegenteil.
Wellensittiche brauchen mindestens einen Artgenossen genauso zum Leben wie die Luft zum Atmen. Und dabei reicht es ihnen in keinem Fall aus, wenn der andere Vogel nur in Rufweite steht. Denn über die Entfernung lässt sich zwar vielleicht noch kommunizieren, aber gemeinsam spielen, toben, sich jagen, die gegenseitige Gefiederpflege, sich verlieben – das alles funktioniert nur dann, wenn beide Tiere zusammen sind. In einem Raum. In einem gemeinsamen Käfig.
Ist es nicht auch für die Federlosen viel schöner, das
gemeinsame Leben der Beiden zu beobachten, als jeden Vogel allein,
der durch die Haltungsbedingungen vielleicht sogar so mitgenommen
ist, dass er apathisch wird, sich zu Rupfen beginnt oder andere
psychische Störungen davon trägt?
Was spricht dagegen, die zwei Wellensittiche z.B. im Wohnzimmer
unterzubringen, wo jedes Familienmitglied gleichermaßen an
ihrem Alltag teilhaben kann?
Wellensittiche brauchen den direkten Kontakt zu ihren Artgenossen
Wer schon einmal einen Wellensittich während der
Quarantänezeit bei sich getrennt von seinen restlichen
Vögeln untergebracht hat, weiß vermutlich, wie
herzzerreißend und vor allem laut und lang anhaltend die
Tiere nach einander rufen.
Es herrscht also eine ständige Lärmbelästigung, die
weit aus geringer wäre, könnten sich die Tiere in einem
Raum bei Zimmerlautstärke unterhalten.
Jeder Wellensittich verliert Federn und macht Dreck – diesen hat man dann in zwei Räumen, muss in zwei Zimmern dementsprechend häufig saugen und Staub wischen. Außerdem gibt es jede Woche zwei Käfige, die gründlich gereinigt werden müssen.
Wer die oben aufgeführten Folgen für die Wellensittiche noch nicht nachvollziehen kann, der sollte sich folgende Frage stellen: Wie erginge es mir, wenn ich mit dem wichtigsten Menschen in meinem Leben zwar telefonieren könnte, ihn aber nie sehen, nie in den Arm nehmen, nie mit ihm gemeinsam etwas erleben dürfte … Würde mich das nicht auch unheimliche frustrieren? Zur Verzweiflung treiben?
Wer sich Wellensittiche als Mitbewohner ins Haus holen
möchte, muss bereit sein, mindestens zwei Vögeln ein Heim
zu bieten und diese dann auch wirklich zusammen – also in
einem Raum mit gemeinsamen Käfig und Freiflug – zu
halten.
Alles Andere ist für die Tiere kein Unterschied zur
Einzelhaltung und wird sie sicher kein glückliches Leben haben
lassen.
Halten Kinder nach einem aufklärenden Gespräch immer noch
an dem Wunsch fest, dass jedem jeweils ein Wellensittich
gehören soll, kann man ihnen erklären, z.B. der
Grüne gehöre dem einen und der Blaue dem anderen
Kind.
Bealu