Dieses Gedicht schickte uns Ivonne aus Waghäusel.
Geborgen, wohlig warm im Ei,
umschlossen, behütet, geschützt.
Durch die Schale zu hören,
ein so liebevoll klingendes Lied.
Ermunternd locken sie,
rufen ihm zu: "Komm heraus ...
Wir warten auf dich,
in dieser so wundervoll bunten Welt."
Ein kleines Wunder,
zart und ohne Federkleid.
Heraus gekämpft aus seinem Ei,
ein Wellinestling, klitzeklein.
Noch geschlossen die Äuglein,
sie können nicht sehen.
Die Lider ungeöffnet
noch dunkel die Welt?
Singend durch Lieder beschrieben,
von stolzem Wellivater,
kann des Nestlings Herz erahnen,
all die schillernd, leuchtenden Farben.
Von Flügeln der Liebe gedeckt,
umspannt mit einem Netz des Vertrauens,
Gewiegt auf federleichtem Gezwitscher,
welches Geschichten erzählt,
über ein so spannendes Wellileben.
Feder um Feder will wachsen,
schenkt ein bunt, anmutendes Federkleid.
So prachtvoll geschmückt,
als wäre es von Meisterhand gewoben.
Gespannt die Schwingen,
das Gefieder geputzt.
So geschniegelt zum ersten Flug.
Aus flattern wird fliegen,
majestätisch und prachtvoll.
Kreis um Kreis wird gezogen,
die Welt neu entdecken Tag für Tag.
Beschützt und umgeben von so Vielen.
Mit Freunden und Geschwistern umringt,
eingeflochten in den fröhlichen Vogelschwarm.
Von freudigen Gesängen begleitet,
die immer leiser werden,
begibt sich mit der untergehenden Abendsonne,
auch jeder kleine und große Welli zur Ruh.
Mit Vertrauen und vor Freude hüpfendem Herzen,
vergehen die glücklichen Tage.
Als wären sie vom Wind der Zeiten getrieben,
niemals zu enden, immer neu beginnend.
So ängstigt sich nicht,
solch kleines Vögellein.
In tiefer Gewissheit,
ein Vogelleben sei schön und lebenswert.
Doch jäh am Morgen geweckt,
von sonst so vertrauter Hand gejagt.
Dunkel... Laut...ein Ruckeln, ein Zischen...
Alleine!?!
Wohl nur ein böser Traum ?
Erwachen wird er sicher sogleich daraus ...
Egal wie sehr auch ersehnt,
so bleibt gefangen, dies einstmals frohe Vögelchen.
Gesperrt hinter graue Gitterstäbe,
kalt, steril und neu.
ängstlich Blicke prüfend schweifen,
suchen vergeblich nach all dem Bekannten.
Das pochende Herz muss erkennen,
niemand da, ganz allein?!!
Wo all die Gesänge, wohin all die Lieder?
Unsicher singt es, sie kommen doch wieder?!?
Das Vöglein singt, es ruft immer lauter,
keine Antwort, keine Antwort ...
Kaltes Echo hallt von den Wänden.
So sinkt herab, das Köpfchen zur Brust.
Nach jedem Abend kommt ein Morgen,
doch durch die kalte Nacht getrieben,
folgt grausam, unwohles Erwachen.
Welch an jedem neuen Tage,
still die Hoffnung sterben lässt.
So vermisst Freund und Geschwister.
All fröhlich, zwitschernder Gesang.
Nur noch ein Schimmer der Erinnerung,
kein Vergleich zum bisher Erlebten.
Nun am Käfigrande sitzt,
ein so seltsames Geschöpf.
Starr scheint es,
nur selten nickend mit dem Kopfe.
Ein Freund?
Von neuem Hoffnungsschimmer erfüllt,
schwungvoll den neuen Vogel begrüßt.
Doch sieht es aus, als sei er tot.
Plastikvogel, nennen ihn die Federlosen.
Der letzte Hoffnungsfunke ist zertreten,
so beugt das trauernde Vögelchen sich.
Ergibt sich seiner traurigen Bestimmung,
Rufen und Gezwitscher werden stumm.
In die Enge getrieben,
von falschen Erwartungen überschüttet.
Aus Todesangst beißend ...
Missverstanden !!! Abgelehnt !!!
Missbraucht !!!
Starr wirkt nun nicht nur das Vogelimitat,
gefrostet, traurig, verstört und gebrochen.
Verzweifelt mit leisem Selbstgespräch,
tröstet sich der Einzelhäftling in den Schlaf.
Geflüchtet in solch wohlige Träume,
sie scheinen fern und unreal.
Von Vogelschwarm und gekraultem Gefieder,
von Gesängen und fröhlich klingenden Lebensliedern.
Ein Traum, ein Traum,
VORBEI, VORBEI !!!
So öffnet an diesem Morgen,
ein gebrochen, gequältes Vogelherz,
langsam sterbend die Augen.
Gefüllt mit nicht geweinten Tränen.
Dies Spiegelchen ummalt so haargenau,
das von Verzweiflung gezeichnete Gesicht.
Allein, allein ...
so geht das nicht !!!
Der graue Tag, er geht vorbei,
betäubt von Schmerz und Einsamkeit.
So schließt am Ende dieser Tage,
ein träumend Vöglein seine Lider.
Vorbei, vorbei, ein leiser Hauch ...
Erfüllt mit Geborgenheit und Schutz,
öffnen sich die Augen erst,
geweckt mit fröhlichem Gesang.
Angekommen im Regenbogenland.
Vorbei all Schmerz und Kummer.
So schwebt die kleine Vogelseele,
hinüber in dies Paradies.
Es bleibt zurück ein "Zettelein"
auf dem mit Welliblut geschrieben ...
"Ich wollte nie alleine sein ...
So schwebe ich nun von hier fort,
weit weg an einen andern Ort.
Wo ich weiß, ich bin geborgen.
Ohne Kummer, ohne Sorgen."