Der Bourkesittich

Bourkesittiche (Neopsephotus bourkii) sind den Eigentlichen Papageien (Psittaciformes) zuzuorden. Innerhalb der Papageienarten galt er ursprünglich als Grassittich (Neophema). Mittlerweile wird er jedoch als eigene Gattung (Neopsephotus) gezählt, bei der nur der Bourkesittich selber angehörig ist.

Benannt ist der Bourkesittich nach Richard Bourke, der in den 1830er Jahren im australischen Gebiet New South Wales Gouverneur und General der Britischen Armee war.

Vereinzelt werden die Papageien im Deutschen auch als Rosenbauchsittiche oder Burgsittiche bezeichnet.

Bourkesittiche
drei Bourkesittiche

Wildform und natürlicher Lebensraum

Bourkesittiche erreichen eine Körperlänge von bis zu 22 cm und werden etwa 40-50 Gramm schwer. Auffallend sind die relativ großen Augen. Die Geschlechtsunterscheidung ist bei diesen Vögeln auch ohne DNA-Test möglich, denn in der Wildfarbe sind Hähne bräunlich-rosa und haben blau- bis weißgefärbte Flügel- und Schwanzfedern. Besonders markant sind die bläuliche Stirn, man spricht in dem Fall auch vom blauen Stirnband, und der rosa Bauch. Die Farbe der Hennen ist sehr viel matter und ihnen fehlt die blaue Stirn. Auch haben die Weibchen meist einen kleineren Kopf und Schnabel. Mittlerweile gibt es aber verschiedene Mutationen, d.h. die Vögel kommen in verschiedenen Farben vor, wie Rosa, Falbe und Gelb. Hier lassen sich die Geschlechter nicht am Gefieder erkennen.

Bourkesittiche stammen aus Australien. Dort besiedeln sie die trockene Strauchsteppe im Inneren Australiens, in der vor allem Akazienpflanzen wachsen. Die Pflanzen sichern ihnen im Falle des Fehlens von Gräsersamen das Überleben. Ihre heimatliche Nahrung besteht also aus Gräsereien und auch aus Pflanzensamen. Sie leben dort in Gruppen von bis zu 30 Vögeln zusammen, in der Trockenzeit können sie sich zu größeren Schwärmen zusammenschließen und Gruppen von 100 Artgenossen umfassen.

Ihre Geschlechtsreife erreichen die Sittiche im Alter von knapp unter einem Jahr. Die in Höhlen brütenden Sittiche haben ihre Brutphase in der Zeit von August bis Dezember. Nach einer Brutphase von etwa 18 Tagen schlüpfen aus den durchschnittlich 4-8 Eiern die Jungvögel, die etwa 30 Tage im Nest aufgezogen werden. Der Hahn übernimmt in dieser Zeit die Fütterung der Henne, sodass diese problemlos die Küken ausbrüten kann. Teilweise zieht jedoch auch der Hahn die Jungtiere mit auf. Weitere zwei Wochen später sind die jungen Bourkesittiche selbstständig und fliegen aus. Oftmals findet anschließend noch eine zweite Brut statt. Die Jungvögel haben anfangs eine ähnliche Gefiederfarbe wie Hennen und erreichen nach etwa einem halben Jahr ihre endgültige Färbung. Die Lebenserwartung der Tiere beträgt etwa 10 bis 12 Jahre.

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Domestikation

Die ersten Bourkesittiche erreichten Ende der 1860er Jahre Europa. Die erste Nachtzucht war schon nach etwa zehn Jahren erfolgreich. Damals wurde in Belgien ein Gelege erfolgreich aufgezogen. Deutschlands Erstzucht fand im Jahr 1880 statt.

Durch anhaltenden Dürreperioden galten Bourkesittiche 1958 in freier Wildbahn als ausgestorben. Glücklicherweise konnte sich der Bestand aber recht schnell erholen, da der Lebensraum und auch das Nahrungsangebot wieder größer wurden.

Es wurde versucht Bourkesittiche mit Wellensittichen zu kreuzen, dies funktionierte jedoch nicht. Vereinzelt werden die Tiere auch als rote Wellensittiche angesehen und manche Händler versuchen sogar fälschlicherweise diese als solche zu verkaufen, was aber nicht angehen kann, da Wellensittiche niemals einen roten Farbschlag haben können.

Haltung und Verhalten

Bourkesittiche sollten in einem geräumigen Käfig mit einer Mindestlänge von etwa einem Meter gehalten werden. Besser ist eine Innenvoliere. Auch ist eine Unterbringung in einer Außenvoliere möglich - es ist jedoch ein beheizter Schutzraum zusätzlich notwendig. Der Gitterabstand sollte, wie beim Wellensittich, maximal 1,3 cm groß sein. Die Voliere oder der Käfig ist mit ungiftigen Ästen auszustatten, auch Seile sind möglich.

Die Vögel sollten täglich die Möglichkeit bekommen, Freiflug zu genießen. Ein abgesichertes Zimmer ist hierbei die Voraussetzung und es sollte bedacht werden, dass Bourkesittiche häufig den Boden betreten.

Als Ernährung dient optimalerweise ein Gemisch aus Neophemen- und Wellensittichfutter - auch Großsittichfutter kann gefüttert werden, dies sollte allerdings ohne Sonnenblumenkerne sein. Obst und Gemüse sind sinnvolle Vitaminlieferanten, sollte aber nicht zu häufig angeboten werden.

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Beschäftigen lassen sich die Papageien mit Korkröhren oder Weidenkugeln. Auch Spielzeug kann angeboten werden, wird aber nicht von allen Vögeln angenommen. Für eine artgerechte Haltung sollte an UV-Licht, beispielsweise an eine Birdlamp, gedacht werden. Außerdem sollte die Luftfeuchtigkeit nicht zu gering sein.

Die Haltung eines gleichgeschlechtlichen Paares (zwei Weibchen oder zwei Männchen) ist möglich, dennoch ist ein gegengeschlechtliches Paar vorzuziehen. Der Einzelhaltung ist im Tierschutzsinne absolut entgegenzutreten.

Bourkes sind dem Menschen gegenüber recht friedfertige Vögel und können durchaus zutraulich werden, die Wahrscheinlichkeit ist aber eher gering. Ihre aktivste Phase haben die Sittiche in der Dämmerungsphase, also am frühen Morgen und späteren Abend. Tagsüber sind sie eher ruhiger, weshalb sie oftmals als perfekter Vogel für Arbeitnehmer angesehen werden.

Einige Tiere baden sehr gerne, weshalb ihnen häufig eine Bademöglichkeit angeboten werden sollte. Viele Bourkesittiche finden eine Beregnung, durch eine vorher unbenutzte Blumenspritze, besser als ein Badehäuschen oder eine Badeschüssel. Das Baden ist jedoch nicht zwingend notwendig für die Bourkesittiche.

Ein weiterer Vorteil des Bourkesittichs ist die Tatsache, dass sie im Vergleich zu Wellen- oder Nymphensittichen selten bis gar nicht die Wand oder Holzeinrichtungen anknabbern.

Vergesellschaftung

Bourkesittiche untereinander: Da Bourkesittiche recht unkomplizierte und friedfertige Vögel sind, lassen sie sich sehr gut im Schwarm halten. Auch in der Brutphase lassen sie sich größtenteils problemlos zusammen halten. Im natürlichen Lebensraum leben teilweise bis zu 100 Tiere zusammen in einem Schwarm.

Bourkesittich mit anderer Vogelart: Bourkesittiche lassen sich generell mit Wellensittichen oder Nymphensittichen vergesellschaften. Jedoch sollte bedacht werden, dass diese im Gegensatz zum Bourkesittich tagaktiv sind. Aufgrund dieser Nachtaktivität ist von einer gemeinsamen Haltung eher abzuraten. Mit anderen weniger aktiven Sitticharten ist eine gemeinsame Haltung problemloser möglich. Auch wurden sie schon sehr häufig mit Prachtfinken vergesellschaftet. Dies ist im Vergleich zur Vergesellschaftung von Finken und Wellensittichen weniger schlimm, da Bourkesittiche sehr viel weniger aktiv und aggressiv sind als es Wellensittiche werden können. Mit deutlich größeren Vogelarten, wie dem Graupapagei, sollten die Sittiche keinesfalls zusammen gebracht werden.

 

Ahlcaussie