Druckstellen und Ballengeschwüre

Bei Ballengeschwüren, die zunächst als rötliche Druckstellen an der Unterseite der Füßchen sichtbar werden, handelt es sich um schwere entzündliche und schmerzliche Veränderungen der Haut. Viele Wellensittiche sind hiervon betroffen. Ballengeschwüre entstehen nicht ganz plötzlich, sondern sehr langsam, daher kann der Wellensittichhalter, bei regelmäßiger Kontrolle der Füßchen, frühzeitig gegensteuern und mit einfachen Behandlungsmaßnamen negative Auswirkungen vermeiden. Erst sind Ballengeschwüre als kleine rote Stellen sichtbar. Ohne weitere Behandlung werden diese Rötungen zu ernsthaften Entzündungen, die nicht nur die obere Hautschicht betreffen, sondern auch in tiefere Gewebeschichten vordringen.

Druckstellen an den Füßen von Wellensittich
deutliche rote Stellen an den Füßen

Was sind mögliche Ursachen von Druckstellen?

Am häufigsten entstehen rote Druckstellen bzw. Ballengeschwüre aufgrund von nicht artgerechter Käfigausstattung. Plastikstangen, die eine gleichmäßige Form aufweisen und einheitlich rund verlaufen, führen zu einer starken punktuellen Belastung der Füßchen. Gedrechselte Holzstangen haben denselben negativen Effekt. Auch Sandpapierüberzüge für Sitzstangen, die mit Schmirgelpapier zu vergleichen und leider noch immer im Handel erhältlich sind, sorgen dafür, dass die Vogelfüße wund gescheuert werden.

Dadurch bilden sich Risse in der Haut, in die leicht Keime, Bakterien und der gleichen eindringen können und auf diese Weise Entzündungen hervorrufen. Übergewichtige und flugunfähige Vögel leiden sehr oft an Ballengeschwüren. Durch die mangelnde Bewegung und das zusätzliche Gewicht wird die Haut überdurchschnittlich belastet, sodass sich leichter Druckstellen bilden.

ungeeignete Sitzstangen für Wellensittiche
ungeeignete Sitzstangen für Wellensittiche
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Wie sieht die Behandlung von Druckstellen aus?

Die oben genannten Risikopatienten sind regelmäßig nach Druckstellen zu untersuchen. Dies ist nicht besonders aufwändig, da Wellensittiche sehr gern am Gitter klettern und währenddessen die Unterseiten der Füßchen für den Vogelhalter leicht sichtbar sind.

Leichte Druckstellen lassen sich mit einer antibiotischen Salbe problemlos therapieren. Diese sollte mehrmals täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Oft wird eine Lebertran-Zinksalbe empfohlen, die aber aufgrund ihres Zinkgehalts für den Vogel giftig ist. Daher sollten andere Salben zum Einsatz kommen. Für das Auftragen muss man den Vogel nicht extra einfangen, da dies mit enormem Stress verbunden ist, obwohl es manchmal unumgänglich ist. Man kann z. B. den Lieblingsschlafplatz des Vogels einschmieren. Auf die Hygiene ist hierbei besonders zu achten. Die Sitzstangen müssen am nächsten Morgen gründlich gewaschen werden. Eine Besserung ist meistens nach wenigen Tagen zu beobachten. Auch eine vitaminreiche Kost (vor allem Vitamin A) sorgt unterstützend für eine schnellere Wundheilung. Wichtig ist aber, dass man nicht nur die Symptome bekämpft, sondern die Ursache für die Druckstellen bzw. das angehende Geschwür ergründet.

Ungeeignete Sitzstangen sind sofort zu entfernen und gegen Naturäste auszutauschen. Ferner sollte man, vor allem kranken und/oder flugunfähigen Vögeln, Liegemöglichkeiten (z.B. Korkliegeflächen, Kokosnussschalen) zur Verfügung stellen. Werden diese im besten Fall auch als Schlafgelegenheit von den Vögeln verwendet, so werden die Füßchen enorm entlastet. Bei schweren Fällen können Sitzstangen ausgepolstert werden und so für zusätzliche Entlastung sorgen.

Fettleibige Wellensittiche müssen abnehmen. Hierbei spielen eine artgerechte (Diät-)Ernährung, Spielmöglichkeiten und viel Freiflug eine wesentliche Rolle.

Werden Druckstellen nicht rechtzeitig behandelt, so können sich schwerwiegende Entzündungen, die in tiefe Gewebeschichten vordringen, entwickeln. Diese Ballengeschwüre können sich zu einem lebensbedrohlichen Zustand entwickeln. Durch das Amputieren des betroffenen Fußes kann der Vogel unter Umständen noch gerettet werden. Indem Bakterien in tiefe Schichten eindringen und Knochen befallen, kann so eine Sepsis (Blutvergiftung) entstehen, die in der Regel tödlich verläuft. Um dies zu vermeiden, werden vom vogelkundigen Tierarzt die betroffenen Stellen aufgeschnitten und gereinigt. Eine begleitende Behandlung mit Antibiotika soll den Therapieerfolg herbeiführen.

Werden Druckstellen frühzeitig erkannt, so lassen sie sich durch meist einfache Maßnahmen innerhalb weniger Tage erfolgreich behandeln. Wichtig ist, dass der Wellensittichhalter regelmäßig die Füßchen seiner Schützlinge kontrolliert und rechtzeitig notwendige Schritte einleitet, bevor sich aus vermeintlich harmlosen Druckstellen böse Geschwüre bilden, die sehr viel aufwendiger zu therapieren sind.
 

Emila