Wie bekomme ich meine Wellensittiche wieder in den Käfig?

Wellensittiche akzeptieren ihren Käfig normalerweise als Rückzugsort und Futterstelle. Sie sind Gewohnheitstiere und schlafen häufig jede Nacht an derselben Stelle ihrer Lieblingsschaukel. Wenn sie nicht wieder in ihren Käfig wollen, haben sie dafür normalerweise einen Grund, den es herauszufinden gilt.

Käfiggröße und -einrichtung

Zuerst sollte man sich Gedanken darüber machen, ob der Käfig wirklich groß genug ist oder ob er so eng ist, dass die Tiere sich dort zu sehr eingesperrt fühlen. (siehe: Käfigkauf)

Das Innere des Käfigs sollte nicht zu häufig verändert werden, denn die Sittiche gewöhnen sich daran und sind gegenüber Neuem und Unbekannten immer erst einmal misstrauisch. So sollte man z. B. die Sitzstangen nach ihrer Reinigung wieder haargenau dort anbringen, wo sie vorher auch waren; das vermeidet außerdem Flug- und Landeunfälle in der Dunkelheit bzw. bei Dämmerung. Natürlich freuen Sittiche sich gelegentlich über ein neues Spielzeug, aber im Großen und Ganzen sollte die Käfigeinrichtung gleich bleiben.

Natürlich gibt es auch zu dieser Regel Ausnahmen wie z. B. der Einzug einer weiteren Henne, hierzu verweise ich auf unseren Beitrag zur Vergesellschaftung.

Welcher Käfigstandort ist geeignet?

Wellensittiche lieben für ihr Heim einen hellen Standort, vermeiden allerdings direkte Sonneneinstrahlung. Ideal ist ein ruhiger Platz in Fensternähe, an dem aber nie der gesamte Käfig gleichzeitig im Sonnenlicht steht. Der Käfigstandort sollte zugluftfrei und ohne störende Einflüsse gewählt sein, d. h. zum Beispiel möglichst nicht gleich neben dem Fernseher, der Musikbox oder neben einer Zimmertür, die häufig am Tag geöffnet und (geräuschvoll) geschlossen wird und durch die ständig Menschen hin- und herlaufen.

Der Käfig sollte alleine schon wegen der vielen von der Küche ausgehenden Gefahrenquellen (Dämpfe, heiße Herdplatten, usw.) nicht in der Küche stehen, auf gar keinen Fall aber z. B. auf einem vibrierenden Untergrund wie einem Kühlschrank. Auch kann die Unterbringung neben oder über dem Käfig bzw. der Schlafstelle anderer Haustiere störend sein, besonders wenn andere Tiere einen anderen Tagesrhythmus haben.

Natürlich bevorzugen Wellensittiche als Fluchttiere für ihr Heim einen etwas höher gelegenen Standplatz und fühlen sich unwohl, wenn Menschen, die neben dem Käfig stehen, von oben auf sie herab sehen. Wenn der Käfig also nicht so groß ist, dass er die gesamte Zimmerhöhe einnimmt, sollte er auf einem möglichst hohen Unterschrank bzw. -gestell stehen oder an der Wand befestigt sein.

Käfig als Rückzugs- und Fütterungsort

Wenn Wellensittiche sich gern in ihrem Käfig aufhalten sollen, ist es wichtig für sie, zu wissen, dass sie dort ihre Ruhe vor dem Menschen haben. Außer zur Reinigung und Fütterung sollte der Mensch nicht in ihr Heim hinein greifen. Die Reinigung sollte nach Möglichkeit dann erfolgen, wenn die Tiere sich während des Freiflugs außerhalb des Käfigs aufhalten.

Eigentlich ist es selbstverständlich, aber trotzdem erwähne ich es an dieser Stelle: Bitte niemals an den Käfig klopfen, um z. B. die Aufmerksamkeit der Vögel zu erlangen! Jede Bewegung des Käfigs und auch die damit einhergehenden Geräusche sind großer Stress für die Vögel!

Natürlich sind für Wellensittiche das Schönste am Käfig die ganzen Leckereien, die es dort gibt. Wer also vermeiden möchte, dass die Vögel es sich dauerhaft außerhalb des Käfigs gemütlich machen, sollte auch nicht außerhalb des Käfigs füttern. Hunger ist nicht nur der beste Koch, sondern auch der beste Antrieb zur Rückkehr in den Käfig.

Austoben lassen

Der beste Käfig taugt nicht als ständiger Aufenthaltsort für unsere gefiederten Freunde, denn sie haben einen großen Bewegungsdrang und müssen sich unbedingt austoben. Ausreichender Freiflug gibt den Sittichen am ehesten das Gefühl, in ihrem Käfig nicht eingesperrt zu sein. Je mehr sie toben durften, um so eher werden sie anschließend den Käfig als Rückzugsort genießen können. Man sollte also nicht versuchen, die Vögel fünf Minuten nach Öffnen der Käfigtür wieder einzusammeln, denn dann genießen sie ihre frisch gewonnene Freiheit!

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"Stöckchentaxi"

Haben die Sittiche ihre Runden durch das Zimmer gedreht und lassen sich müde und inaktiv an einem Ort außerhalb des Käfigs nieder, plustern sie sich gar ein wenig auf oder schließen schon die Augen, ist der Zeitpunkt für einen Transport in den Käfig gekommen. Dafür muss man nicht die Abenddämmerung abwarten, denn Wellensittiche machen mehrfach am Tag Ruhepausen und können sich daran gewöhnen, diese auch tagsüber im Käfig zu verbringen.

Nicht alle Wellensittiche sind so zahm, dass sie sich auf der Hand in den Käfig befördern lassen, aber alle hüpfen gern auf ein ihnen unter ruhiger, freundlicher Ansprache vorgehaltenes Stöckchen. Das gilt besonders, wenn sie müde sind und das Stöckchen vor der Nase nervt oder daran ein leckerer Hirsekolben oder eine andere besondere Leckerei so befestigt ist, dass man als Sittich nur heran kommt, wenn man auf dem Stöckchen sitzt. Konzentriert der Sittich sich erst einmal auf das Futter auf dem Stöckchen, ist es meistens nicht mehr so schwer, ihn auf dem Stöckchen sitzend langsam in Richtung des Käfigs und durch den Käfigeingang zu bugsieren.

Natürlich kann es passieren, dass er „den Braten riecht“ und wieder davon fliegt. Dann darf der Mensch nicht den Fehler machen, hektisch hinter dem Vogel herzulaufen und sogar noch laut dabei zu schimpfen. Ohne jede Hast sollte er das Stöckchen wieder vor den Sittich halten, leise mit ihm sprechen und es ruhig und bedächtig, aber hartnäckig, erneut versuchen. Der Vogel ist müde und wird sich nach einigen Versuchen in den Käfig setzen lassen, da er feststellt, dass er ansonsten keine Ruhe vor dem Stöckchen bekommt. - Natürlich kann er sich umgekehrt auch merken, wenn der Mensch die Sache mit dem Stöckchen nach drei Versuchen aufgibt.

Das Stöckchentaxi sollte also nur angewandt werden, wenn man die Zeit hat, es ggf. eine Viertelstunde oder länger immer wieder neu zu versuchen und dabei ganz ruhig zu bleiben. Glücklicherweise sind unsere Sittiche Gewohnheitstiere: Sie gewöhnen sich sehr schnell daran, dass sie am besten in ihrem Rückzugsort „Käfig“ ruhen, wo sie durch nichts gestört werden.

grüner Wellensittichhahn auf Ast als Stöckchentaxi
Hansi nutzt das Stöckchentaxi

Einige Wellensittichhalter haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, den Raum ein wenig abzudunkeln, bevor sie ihre Vögel einsammeln. Wellensittiche sehen bei Dämmerung allerdings erheblich schlechter als wir Menschen, weshalb man ggf. vorhandene Vorhänge nur vorsichtig ein wenig zuziehen sollte; wenn es zu dunkel wird, können die Vögel auch leicht gegen einen Gegenstand fliegen und sich dadurch verletzen oder in Panik geraten.

Aus eigener Erfahrung

An meinem Stöckchen (einer ausgemusterten mit dem Käfig gekauften Holzsitzstange) hängt schon lange keine Hirse oder sonstige Leckerei mehr; wenn ich das Stöckchen nur in die Hand nehme, wissen meine Süßen Bescheid und ziehen in einer Karawane quer über den Käfig alle zu demselben Eingangstörchen und dort in den Käfig, obwohl ihr Käfig vier Eingänge hat und ansonsten auch alle vier rege genutzt werden. Wellensittiche sind eben Gewohnheitstiere!

Neuzugänge gucken sich dieses Verhalten erstaunlich schnell ab und nur selten kommt es einmal vor, dass ich einen Wellensittich tatsächlich noch auf dem Stöckchen transportiere. Der Anblick des Stöckchens reicht und in aller Regel sind die acht Rabauken innerhalb von ein bis zwei Minuten eingesammelt!

 

Woodstock