Erfahrungsbericht zur Paarhaltung

Die Geschichte von Piepchen und Sunny. Ein Erfahrungsbericht einer Wellibesitzerin, die mit Einzelhaltung begonnen hat und dann ihre Haltung auf ein Pärchen umgestellt hat.

Einzelhaltung - Piepchen zieht bei uns ein

Im September 2007 kam unser Piepchen zu uns. - Allein.

Nach und nach gewann er Vertrauen. Ließ sich mit der Kolbenhirse auf die Hand locken, um sich abends in den Käfig zurück setzen zu lassen. Bis er dann von allein pünktlich hinein ging.

Wir beschäftigten uns viel mit ihm. Sprachen ruhig auf ihn ein und so wurde er bald so zutraulich, dass er uns kaum noch von der Seite wich. Immer saß er auf einer Schulter und musste manchmal mehrfach wieder auf den Käfig gesetzt werden, wenn man mal den Raum verlassen wollte.

Irgendwann begann er seine ersten Worte zu sprechen. Wie haben wir uns gefreut. Unser Piepchen spricht. Das erste war: „Bist du gutes Piepchen?“. Später kamen dann noch Kussi, Kussi, Hops, Hops und Dickerchen dazu.

Ein zweiter Welli kommt dazu

Irgendwann, nach einen halben Jahr, kam uns jedoch der Gedanke, dass Piepchen eine Partnerin braucht. Wenn wir mal nicht da sind, musste er sich doch fürchterlich einsam fühlen. Da er so auf sein gelbes Spielzeug stand, sollte es dann auch ein gelber Wellensittich sein. So wurde dann Sunny "in Auftrag" gegeben. Das dauerte natürlich seine Zeit. Inzwischen wurde ein neuer größerer Käfig angeschafft.

Nachdem unser gelb-grüner Sunny nun endlich ausgebrütet und futterfest war, kam er im Oktober 2008 zu uns. Auch ein Hähnchen, wie ich später durch das Forum erfahren sollte.

Neugierig betrachtete Piepchen den Neuankömmling. Er saß auf seinem alten Käfig, in dem Sunny nun von innen am Gitter hing und heraus wollte. Was nun? Ich konnte es nicht ertragen, den Kleinen dort eingesperrt zu sehen. Also Käfig auf. Abends kam er bereitwillig auf den Finger und ließ sich in den Käfig setzen.

Vorerst jedoch noch getrennt. Nach ein paar Tagen zogen sie dann endgültig zusammen. Es funktionierte alles recht gut. Bis Sunny dann plötzlich der Chef sein wollte. Er jagte Piepchen überall weg. Vom Futternapf, von der Kohi und abends im Käfig war es am schlimmsten. Es wurde mindestens eine halbe Stunde hin und her gejagt und gemeckert, bis endlich Ruhe einkehrte. Ein paar Tage hat Sunny sogar außerhalb des Käfigs schlafen müssen, damit es mal keine Streitereien gibt. Einmal stürzte Piepchen so arg im Käfig ab, dass der Tierarzt einige verknickte Schwungfedern ziehen musste.

###advertiser_one### badende Wellensittiche

Der Machtkampf hielt knappe zwei Monate an. Piepchen verlor immer mehr Schwungfedern. Plötzlich sahen immer welche zerknickt aus und lagen später ohne Kiel auf dem Boden. Mittlerweile fingen die Beiden an sich zu vertragen und Sunny hatte auch zu uns Vertrauen. Als sie sich das erste Mal gegenseitig kraulten, war ich so glücklich. Der Machtkampf war vorbei.

Piepchen rupft sich seine Federn

Nicht vorbei waren Piepchens kaputte Federn. Ich dachte zunächst an eine Gefiederkrankheit. Kaum wuchs eine neue Schwungfeder nach, knickte eine ab. Piepchen wurde zum Fußgänger. Er konnte gerade noch einen halben Meter flattern. Alles wurde so umgeräumt, dass er bequem zu Fuß Käfig und Spielplätze erreichen konnte. Durch das Lesen im Forum kamen mir dann die ersten Zweifel. Was, wenn Piepchen sich die Federn selber abknabbert?

Wellensittich mit abgeknabberten Schwungfedern

Und so war es dann auch. Der Laborbefund beim Tierarzt bestätigte diese Vermutung, es lag keine Gefiederkrankheit vor. Durch das eine Jahr Einsamkeit und dann plötzlich nicht mehr Chef im Haus hatte er diese psychische Macke entwickelt. Obwohl sich beide jetzt super vertrugen, knabberte er immer wieder. Jede neue Feder wurde von uns mit Argusaugen beobachtet, bis sie dann wieder entweder zerfleddert am letzten Zipfel hing oder abgeknabbert auf dem Boden lag.

Dieser Zustand hielt dann mehrere Monate an. Selbst Sunny flog nur noch die kurzen Strecken von Spielplatz zum Käfig. Er war richtig flugfaul. Wozu auch, alleine fliegen ist doch doof. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Im Sommer 2009 merkten wir das immer mehr Federn heil blieben. Piepchen flatterte kleine Strecken. Sollte das das Ende seine Knabberei sein?

Ja!

Endlich vorbei das Federrupfen

Piepchen hörte auf sich die Federn abzuknabbern. Lernte immer sicherer durch die Wohnstube zu fliegen und nach und nach wuchsen seine lädierten Schwungfedern nach. Als er das erste Mal bis ins Kinderzimmer flog, waren wir so glücklich. Endlich hat er es überwunden.

Jetzt machen sie wieder beide gemeinsam die Wohnung unsicher, fliegen durch alle ihnen zugänglichen Räume und vertragen sich super. Sunny ist auch ohne Einzelhaltung sehr zutraulich geworden und brabbelt manchmal sogar ein paar Brocken Menschisch, welche ihm Piepchen jeden Tag beim Dösen oder Anbalzen erzählt.

Niemals werd ich vergessen können, was ich Piepchen durch dieses Jahr Einzelhaltung angetan hab. Das knappe Jahr Fußgängerdasein wäre ihm erspart geblieben, wenn wir damals gleich zwei Wellensittiche aufgenommen hätten.

Und was lehrt uns die Geschicht? - Niemals Einzelhaltung nicht!