Federlinge

Federlinge sind Parasiten, die auf dem Vogelkörper leben, deshalb zählen sie zu den Ektoparasiten und gehören der Ordnung der Phthiraptera, also der Tierläuse, an. Sie halten sich nur auf den Federn auf und ernähren sich da. Oftmals werden die Parasiten auch Kieferläuse, Federläuse, Lästlinge oder Mallophagen (Mallophaga) genannt.

Aussehen und Lebensweise

Es sind bis zu 3000 Arten bekannt, welche unterschiedlich groß werden und unterschiedlich gefärbt sein können. Grundsätzlich sind sie zwischen 1 und 11 mm groß, je nach Art des Federlings und der Größe des Vogels und der Nahrung, die sie auf ihm finden. Sie sind länglich und mit bloßem Auge erkennbar, sofern man sie zu Gesicht bekommt, da sie grelles Licht scheuen und bei Lichteinstrahlung sofort über das Gefieder rennen, um in das Dunkle zu kommen.

Sie haben sechs kräftige Beine, die entweder zum Schreiten oder Klettern ausgebildet sind. Ihr Körper ist oftmals schwarz oder in hellen Tönen gehalten, meistens passen sie sich der Farbe des Federkleides ihres Wirtes an. So kann es vorkommen, dass auf einem Vogel verschiedenfarbige Federlinge sitzen, die jeweils eine andere Region im Gefieder besiedeln. Sie besitzen keine Flügel, aber Beiß- bzw. Mundwerkzeuge. Die Kiefer sind als Mandibel (Mundwerkeuge von Gliederfüßlern wie Krebsen, Insekten und Tausendfüßer) zum Festhalten und Beißen ausgebildet. Ihre zwei Fühler sind zwei- bis fünfgliedrig.

Ein Federlingweibchen kann von mehreren hundert bis zu tausend Eier in ihrem Leben legen. Um sich zu vermehren legen sie Nissen, also ihre Eier, rund um die Federspule ab. Die Eier sind zusammen gekittet und werden sozusagen in die Feder geklebt. Nach fünf bis acht Tagen verlassen die Larven ihre schützende Hülle. Die Entwicklung vom Ei bis zu einem erwachsenen Federling dauert bis zu sechs Wochen, dies hängt von der Umgebungstemperatur ab. Der Federling selbst lebt etwa 40 Tage. Je nach Federlingsart besiedeln sie eine bestimmte Region im Gefieder und befinden sich da auch in einer größeren Anzahl.

Ohne seinen Wirt, also einem Vogel, überlebt der Federling höchstens 14 Tage.

Federlinge können weltweit alle Vogelarten befallen. Ausgenommen waren bisher immer die Pinguine. Man dachte, dass das Wasser die Federlinge abhalten würde, aber mittlerweile wurden auch schon Pinguine mit Parasitenbefall entdeckt. Wahrscheinlich hält das dichte Federkleid das Wasser von den tieferen Gefiederpartien ab und kann so den Federlingen nichts anhaben.

Symptome bei Federlinge

Die Gefiederparasiten ernähren sich von Hautschuppen und Federteilen. Sie weiden auf den Federn und fressen hauptsächlich Bogen- und Hakenstrahlen an, also die kleinen Verästelungen der einzelnen Federn (Federspulen). Bei einem starken Befall, erkennt man dies an den zernagt aussehenden Federn. Oftmals weist das Gefieder richtige Löcher auf. Sehr gut sichtbar ist dies bei den Flügel- und Schwanzfedern. Diese Veränderung ist nicht zu vergleichen mit einer Gefiederstörung, bei der es zu Lücken im Gefieder kommen kann, die Federn wachsen unnormal oder gar nicht nach. Deshalb ist bei verändert aussehenden Federn ein vogelkundiger Tierarzt aufzusuchen, um zu klären, was die Ursache für die Anomalie des Wellensittiches ist.

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Nicht selten wirkt das Gefieder von betroffenen Vögeln, durch den Befall der Federlinge, nach und nach struppiger und glanzloser. Ein starker Befall geht mit heftigem Juckreiz am ganzen Körper einher, welcher nicht selten auch nachts den Vogel am Schlafen hindert. So ist der Ziervogel also nicht nur von Juckreiz geplagt, sondern leidet auch an Schlafmangel, was sich im Allgemeinbefinden und auf die Dauer, auch mit Störungen des Immunsystem wiederspiegelt. Betrifft es Vögel aus der Außenhaltung, ist deren Gefieder nicht mehr richtig witterungsbeständig und der Vogel kann sich, durch die durchdringende Nässe, unterkühlen. Sehr gerne siedeln sich die Lästlinge auf schwächeren Körpern an. So kann es auch vorkommen, dass im Schwarm nur einer der Vögel befallen ist. Die Nissen erkennt man anhand schwarzer Punkte oder größerer schwarzer Stellen an den Federkielen. Sie leben nur auf dem Vogelkörper, niemals in ihm.

Federlinge an den Schwanzfedern
Federlinge an den Schwanzfedern

Wie stellt der TA die Diagnose?

Besteht ein Verdacht, dass ein Wellensittich Federlinge hat, so sollte dieser, zusammen mit seinen Artgenossen, umgehend dem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, nicht nur, um dem befallenen Tier endlich ein Ende des Juckreizes zu verschaffen, sondern auch um abzuklären, ob es sich nicht womöglich um andere Parasiten wie zum Beispiel Federmilben handelt.

Der Tierarzt wird dies schnell feststellen können, denn Federmilben sind um vieles kleiner und nur mit Lupe erkennbar, außerdem bewegen sich diese bei Lichteinfall nur sehr langsam vorwärts. Falls der Tierarzt sich nicht sicher ist, kann er sich den Parasiten unter einem Mikroskop anschauen und ihn so bestimmen. Greifvögel weisen oft sehr viel größere Federlinge auf, da sie nicht nur größer sind und mehr Nahrung bieten, sondern es sich auch um einen anderen Federlingstyp handelt, der oftmals einfach auch Riesenfederling oder Riesenlaus genannt wird.

Es gibt auch Haarlinge, diese Ektoparasiten leben in den Haaren von Tieren mit Fell. Aber weder diese, noch die Federlinge gehen auf den jeweiligen anderen Wirt, sie befallen entweder nur das Fell (Haarlinge) oder nur die Federn (Federlinge).

Federlinge an den Schwungfedern
Federlinge an den Schwungfedern

Behandlung der Parasiten

Die Behandlung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Darüber wird der vogelkundige Tierarzt aufklären.

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Behandlung mit Puder

Puder enthalten oftmals den Wirkstoff Pyrethrum. Dies ist ein Insektizid und wird aus den Blüten von verschiedenen Arten der Tanacetum-Arten (Wucherblumen) gewonnen. Der Hauptwirkstoff ist Pyrethrin, eine Gruppe von Naturstoffen, die für Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung und in der Medizin verwendet werden.

Der betroffene Wellensittich sowie seine Artgenossen werden eingepudert. Besonders die Federunterseiten an den Flügeln, da diese oftmals am stärksten befallen sind. Dabei sollte das Puder keinesfalls in die Schleimhäute oder in die Augen gelangen.

Oftmals wird auch zu Bolfo® geraten. Davon sollte jedoch Abstand genommen werden, da dies lediglich bei Tieren mit Fell eine gute Wirkung erzielt und in der Konzentration auf Katzen und Hunde abgestimmt wurde. Der Wirkstoff hier ist Propoxur, ein Insektizid, welches als Fraß- und Kontaktgift eingesetzt wird und stark toxisch bei Vögeln ist. Lediglich bei Katzen und Hunden wurde keine Reaktionen auf das Mittel gezeigt.

Behandlung mit Sprays

Neben den Pudern können auch Sprays eingesetzt werden. Im Zoohandel erhältlich wäre beispielsweise Exner Petguard®. Es basiert auf Milchsäure und ist somit ungefährlicher für den Vogel, da es die Parasiten ersticken lässt, allerdings muss es mehrfach angewendet werden. Hierzu kann der Tierarzt genaue Anweisungen geben.

Frontline® wird ebenfalls hin und wieder zur Bekämpfung eingesetzt. Hierfür muss der Vogel oftmals nur einmal behandelt werden. Der Wirkstoff ist Fipronil, ein Kontaktgift, welches schnell wirkt und dessen Wirkung lange anhält. Es wird oftmals bei Hunden und Katzen gegen Ektoparasiten wie Tierläuse, Flöhe, Raubmilben, Zecken, usw. eingesetzt. Der Wirkstoff verteilt sich innerhalb eines Tages, nach dem Auftragen, auf der Körperoberfläche, zieht wenige Millimeter in die Haut ein. Die Parasiten müssen erst in Kontakt mit der behandelten Stelle kommen, um abgetötet zu werden. Es greift das Nervensystem der Parasiten an.

Oftmals ist es sinnvoll sich das Spray auf die Handschuhe zu sprühen und sofort den oder die Wellensittiche damit einzureiben. Sofort, da die Sprays sehr schnell einziehen. Was auch sehr wichtig ist, denn der Vogel soll es ja nicht ablecken können.

Behandlung mit Spot-On

Als Spot-On gibt es unter anderem Petvital Verminex®. Es ist ein Bio-Schutz, also frei von toxischen Insektiziden, Lösungsmitteln und anderen bedenklichen Stoffen und wird in den Nacken getropft. Es wird unter anderem auch bei Katzen, Hunden und Nagern angewendet. Es wirkt auf die Parasiten dehydrierend (austrocknend). In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

Manche Tierärzte arbeiten mit Stronghold, dies ist ein Mittel, dessen Wirkstoff Selamectin ist. Man kann damit recht schnell Milben bekämpfen.

Mit Sprays sollte ebenfalls vorsichtig umgegangen werden, denn auch hier darf es nicht in die Augen oder die Schleimhäute gelangen.

Das Mittel Ivomec® hilft in der Regel bei Federlingen nicht, sondern nur bei einem Befall von blutsaugenden Parasiten.

Es gibt natürlich auch viele andere Medikamente, die dafür genutzt werden können. Die meisten werden jedoch eher bei Hühnern oder Wildvögeln eingesetzt oder gar eher bei Haarlingen auf größeren Tieren, weshalb wir auf diese nicht weiter eingehen werden. Deshalb ist es wichtig, dass man vor der Behandlung mit einem Medikament, mit dem Tierarzt genau bespricht welches Mittel für sein Tier richtig ist. Man sollte sich über das mögliche Medikament, dessen Wirkungsweise und Nebenwirkungen informieren, dann entscheiden und besprechen in welcher Konzentration es auf den Vogelkörper kommt.

Ist eine Desinfektion notwendig?

Da die Federlinge sich nur auf dem Wirtstier aufhalten, ist es nicht unbedingt notwendig alles im Raum zu desinfizieren. Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, kann alle Sitzstangen, die Voliere bzw. den Käfig und Stellen wo sich die Wellensittiche gerne aufhalten, mit sehr warmen Wasser und Apfelessig abwaschen. Sitzstangen können im Backofen 20 Minuten bei 100 Grad gebacken werden.

Desweiteren wäre es sinnvoll, wenn für die nächsten 14 Tage die fallen gelassenen Federn umgehend entsorgt werden, damit sich der Federling, der womöglich auf einer herumliegenden Feder sitzt, gar nicht erst wieder auf einen sich in der Nähe befindlichen Vogelkörper retten kann.

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Wie kommt mein Welli zu den Federlingen?

Normalerweise werden Federlinge bei Kontakt mit einem befallenen Vogel übertragen. Oftmals betrifft es dann die Vögel aus einer Außenvoliere, die Kontakt zu einem Wildvogel hatten. Wobei die Federlinge sehr wirtsspezifisch sind und je nach Art meistens nur eine Vogelart befallen. So kann es in seltensten Fällen passieren, dass sie sich an den jeweiligen Vogel anpassen (spezialisieren) und sich auch da wohl fühlen und ernähren können. Meistens suchen sich die Federlinge vorrangig geschwächte Tiere aus, da die Chance größer ist, dass sie nicht sofort vom Vogel beseitigt werden. Auch leiden häufiger Wellis mit einer Fehlstellung des Schnabels unter ihnen, da sie ihre Federn nicht immer ausreichend gut pflegen können, und sich die Parasiten so leichter vermehren können.

Als vorbeugende Maßnahme ist es wichtig, das jeder Neuzugang vom vogelkundigen Tierarzt untersucht wird, natürlich bevor er zu den Artgenossen darf. Diese Untersuchung ist sowieso sinnvoll, damit keine anderen Krankheiten eingeschleppt werden, die den restlichen Schwarm erkranken lassen können.

Übertragung auf den Menschen möglich?

Federlinge halten sich nur auf einem Wirt, also auf einem Vogel auf und gehen nicht auf Menschen.

Es kann jedoch passieren, dass Menschen auf die Ausscheidungen der Parasiten mit Allergien oder Atemproblemen empfindlich reagieren.

Autor: twixx_87 / erweitert von: blue angel