Wie bei allen Wirbeltieren dient das Skelett der Stabilisierung des Körpers – ohne es könnten diese Lebewesen nicht aufrecht stehen! An zahlreichen Stellen der Knochen setzen Sehnen und Muskeln an, die die Bewegung des Gelenkapparates ermöglichen.
Das Skelett eines Wellensittichs unterscheidet sich recht deutlich von dem eines Säugers, auch wenn viele Grundstrukturen sich bei beiden Tierklassen wiederfinden. Sowohl der Aufbau des Skeletts als auch die Struktur der Knochen selbst sind in erster Linie darauf ausgerichtet, dem Sittich das Fliegen zu ermöglichen.
Um Gewicht zu sparen, sind die Knochen teilweise pneumatisiert – das bedeutet, dass in ihrem Inneren Hohlräume vorhanden sind, die das Knochengewicht verringern. Die Pneumatisierung erfolgt erst während der Jungvogel erwachsen wird – bei Küken ist das Innere noch mit großen Mengen Knochenmark zur Blutbildung gefüllt. Später entstehen dann vor allem in Schädel, Brustbein, Rückenwirbeln, Becken und Oberarmknochen Höhlungen. In einige dieser Hohlräume dringen Ausstülpungen der Luftsäcke ein, andere wie die im Schädel sind mit Schleimhaut ausgekleidet.
Außerdem ist bei Vogelknochen der Mineralstoffanteil im Knochengewebe sehr hoch, was sie ebenfalls leichter macht als bei Säugetieren vergleichbarer Größe.
Der Schädel besitzt auffallend große, seitlich angesetzte Augenhöhlen. Sie schützen das Vogelauge, das für den Wellensittich mit Abstand wichtigste Sinnesorgan (mehr dazu bei den Sinnen der Wellensittiche und bei der Beschreibung des Auges).
Knapp dahinter sind die kleinen Gehöröffnungen zu erkennen. Anders als bei Säugetieren, die bis auf extrem wenige Ausnahmen sieben Halswirbel besitzen, kann die Anzahl der Halswirbel bei Vögeln stark variieren (zwischen zehn und 26) – Wellensittiche besitzen zwölf.
In dem skizzierten Sittichskelett ist der knöcherne Unterbau des Schnabels zu erkennen. Dieser ist von Hornsubstanz überzogen – eine genaue Beschreibung des Schnabels findet sich im entsprechenden Kapitel.
Auffällig ist das große Brustbein (lateinisch: Sternum), das den Ansatzpunkt der kräftigen, ausgeprägten Flugmuskulatur darstellt.
Der Schultergürtel liegt im Halsbereich des Vogels. Hier befinden sich, wie beim Menschen, die Schlüsselbeine. Darunter befindet sich das für Vögel typische Rabenbein (Coracoid): Es dient dem Brustkorb als Stütze und ist beim Menschen nur als verkümmerter Fortsatz des Schulterblattes vorhanden.
Die Rippen sind vollständig knöchern (besitzen also keine Knorpelelemente) und etwa in ihrer Mitte erkennt man die für fast alle Vögel charakteristischen „Haken“, nach hinten gekrümmte Fortsätze, die so genannten Processus uncinati. Sie dienen der Stabilisierung des Brustraums und spielen bei der Atmung eine Rolle, genaueres findet sich im Kapitel zum Atemsystem.
Die letzten Brustwirbel sind mit den Lenden- und Kreuzwirbeln und den ersten Schwanzwirbeln zum Synsacrum verschmolzen, welches wiederum mit dem Becken verwachsen ist. Der hintere Teil des Beckens, der Beckengürtel, besteht aus Darm-, Sitz- und Schambein.
###advertiser_one###Die Schwanzwirbel enden im so genannten Pygostyl: Dabei handelt es sich um die mit einander verwachsenen hintersten Schwanzwirbel. An ihnen sind die langen Schwanzfedern befestigt.
Wenn man zum ersten Mal die Armknochen eines Vogels sieht, ist man oft überrascht, wie wenig sich die tatsächliche Flügelform daraus erahnen lässt, denn die Federn, die dem Flügel seine Kontur verleihen, setzen nur am Unterarm an und sind nicht, wie die Flügel einer Fledermaus, durch Knochen gestützt.
Die Schulterblätter sind schmal und nicht breit und schaufelartig wie bei einem Menschen. An den Oberarmknochen schließen Elle und Speiche an, wobei (anders als bei Säugern), die Elle der kräftigere Knochen ist. Der Handwurzelknochen (grün gezeichnet) erinnert an eine kleinere Version der Elle und Speiche, wie auf der Grafik zu erkennen ist. Der Handwurzelknochen ist mit dem Mittelhandknochen verwachsen, sieht aber auf den ersten Blick wie zwei verschiedene Knochen aus.
Im Gegensatz zu uns besitzt der Wellensittich nur noch drei Fingerknochen: Digitus major und Digitus minor bilden die Flügelspitze, während der Digitus alulae wie ein Daumen am Flügelbug sitzt. An diesem Knöchelchen setzt der Eckfittich an, der ähnlich wie eine Landeklappe bei der Steuerung dient – mehr dazu findet sich im Kapitel über das Gefieder.
Die enorme Kraft, die zum Fliegen notwendig ist, wird übrigens nicht hauptsächlich von den Armmuskeln, sondern in erster Linie von der Brustmuskulatur aufgebracht.
Der Oberschenkel ist normalerweise unter dem Federkleid verborgen. Der Unterschenkelknochen besteht aus dem dünnen Wadenbein und dem Schienbein. Da Letzteres mit den oberen Fußwurzelknochen verwachsen ist, wird es zur Unterscheidung zum Säugetierskelett als Tibiotarsus bezeichnet.
Das Gelenk, das man am Vogelbein beim sitzenden Vogel sieht, ist nicht das Knie-, sondern das Sprunggelenk, welches dem Knöchel beim Menschen entspricht. Es bildet die Verbindung zwischen Unterschenkel- und Laufknochen (Tarsometatarsus). Dieser besteht aus den miteinander verschmolzenen Fußwurzel- und Mittelfußknochen. Daran setzen die Zehenglieder an, wobei wie bei allen Papageien zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet sind. Den Abschluss bilden die Krallen.
Blueberry