Trichomonaden

Bei Trichomonaden handelt es sich um einzellige Parasiten mit vier Vordergeißeln, also so genannte Geißeltierchen. Vögel werden von der Untergruppe mit dem lateinischen Namen Trichomonas gallinae befallen, welche eine Größe von etwa 8x14 µm haben und damit für das bloße Auge nicht sichtbar sind. Der Erreger kann sich in Flüssigkeiten selbständig fortbewegen, dringt über kleine Wunden ein und besiedelt den oberen Verdauungstrakt bzw. die Kropfschleimhaut des Wellensittichs. Die Krankheit wird dann als Trichomoniasis bezeichnet und gehört leider zu den häufigsten Leiden der Wellensittiche.

Bei hohen Temperaturen, sprich im Sommer, vermehren sich Trichomonaden im Wasser besonders einfach. Daher ist hier die Infektionsgefahr erhöht und gute Hygiene besonders wichtig.

Diagnose beim Tierarzt

Ein Nachweis ist nur mit Hilfe einer mikroskopischen Untersuchung eines Kropfabstrichs oder einer Probe aus einer Kropfspülung durchführbar. Unter dem Mikroskop sind Trichomonaden durch ihre Bewegungen gut von in einem Abstrich normal vorkommenden Kleinstpartikeln zu unterscheiden. Die Untersuchung muss direkt vor Ort beim vogelkundigen Tierarzt vorgenommen werden, da die Parasiten an Luft nicht lange lebensfähig und somit nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar sind.

Unter Umständen kann es sein, dass Trichomonaden auch in einem frischen Abstrich nicht sichtbar sind, wenn sie bereits in tiefer liegende Gewebeschichten eingedrungen sind. In diesem Fall ist, wenn weiterhin der Verdacht auf einen Befall besteht, ein erneuter Abstrich oder eine Kropfspülung mit eingehender Untersuchung sinnvoll. Durch Anzüchtung der Probe speziell auf Trichomonaden hin können die Erreger vermehrt und somit einfacher nachgewiesen werden.

Sollte eine mikroskopische Untersuchung nicht möglich sein, kann die Probe prinzipiell auch im Labor untersucht werden, allerdings muss dann mit Hilfe einer Nährlösung sicher gestellt werden, dass die (ggf. abgestorbenen) Parasiten nicht austrocknen und aufplatzen, wodurch sie nicht mehr nachweisfähig werden. Nur dann ist der Nachweis auch in zeitlichem Abstand zur Entnahme noch möglich. Es ist aber in jedem Fall ratsamer und sicherer, die Untersuchung unmittelbar vorzunehmen, um Zeit zu sparen, da eine Trichomonadeninfektion eine rasche und vor allem die richtige Therapie erfordert.

Krankheitsverlauf bei Trichomonaden

An den durch Trichomonaden besiedelten Bereichen bilden sich gelbliche, meist runde Beläge vor allem an der Kropfschleimhaut aus. Aus diesem Grund wird die Erkrankung vor allem in Bezug auf Tauben auch als "Gelber Knopf" bezeichnet. Die Parasiten können auch in tiefer gelegenes Gewebe vordringen und dort schwerwiegende Schädigungen hervorrufen. In seltenen Fällen können Trichomonaden in die Blutbahn eindringen und Abszesse in Leber, Nieren, Knochen und Gehirn verursachen.

Zusätzlich besteht durch die Reizung der Schleimhaut die Gefahr einer Entzündung, wodurch sich andere Krankheitserreger ansiedeln können. Eine Infektion mit Trichomonaden, die unbehandelt bleibt, führt nicht nur fast immer zu gefährlichen Sekundärinfektionen aufgrund der gereizten Schleimhäute und des geschwächten Immunsystems, sondern im Endstadium des Befalls auch zum Tod durch Verhungern des betroffenen Vogels oder zu tödlichen Gewebeschäden bzw. Organversagen.

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Wie wird die Krankheit übertragen?

Trichomonaden besiedeln nicht nur den Kropf eines Wellensittichs, sondern auch den Rachenraum bzw. die Schnabelhöhle. Trinkt ein infizierter Vogel, gelangen die Einzeller so in das Wasser und können von dort aus vom nächsten Tier aufgenommen werden. Einen weiteren Übertragungsweg stellt die Partner- oder Jungtierfütterung dar, da der Erreger zusammen mit dem Nahrungsbrei hoch gewürgt und an den anderen Vogel weitergegeben wird. Ein kranker Wellensittich sollte deshalb von seinen Artgenossen separiert werden, um die Verbreitung einzuschränken, dennoch muss stets jeder Vogel, mit dem das Tier in Kontakt gekommen ist, mitbehandelt werden.

Trichomonaden beim Wellensittich
Wellensittich mit verklebtem Gefieder vom Erbrochenen

Auch eine Übertragung über frischen Kot ist möglich. Bei Vögeln in Außenhaltung können sich die Tiere ferner auch über Trinkwasserpfützen anstecken. Besondere Vorsicht ist bei Kontakt mit Wildvögeln geboten, weshalb beispielsweise entflogene Vögel nach ihrem Aufenthalt in der Natur unbedingt auf Parasitenbefall hin untersucht werden müssen, ehe sie wieder als Heimvogel gehalten werden.

Welche Symptome treten auf?

Ein Vogel mit einem gesunden Immunsystem kann längere Zeit, auch über Jahre hinweg, unerkannter Träger (und somit auch Überträger) einer geringen Zahl von Trichomonaden sein. Durch erhöhten Stress (z. B. Umzug, Streitigkeiten im Schwarm, Verlust des Partners oder einer Bezugsperson) und/oder eine Schwächung des Immunsystems (z. B. Mauser, andere Erkrankungen) kann sich der Erreger schnell vermehren und die Krankheit so zum Ausbruch kommen. Da einem Wellensittich ein leichter Befall äußerlich nicht angesehen werden kann, ist es besonders bei einem Neuzugang wichtig, die Quarantänezeit und den Eingangscheck, inkl. Abstrichuntersuchungen einzuhalten, um nicht noch den restlichen Bestand mit den Parasiten zu infizieren.

Ein typisches Symptom einer Infektion mit Trichomonaden ist das Hochwürgen oder Erbrechen von Futter, welches mit zähem Schleim vermischt ist. Auch wenn man nicht direkt beobachtet, wie der Vogel sich erbricht, gibt es Indikatoren für dieses Symptom. So haben Vögel, die größere Mengen Futter oder Schleim hochwürgen, häufig ein verklebtes und gelblich oder weißlich verfärbtes Kopf- und Brustgefieder. Auch im Käfig oder am Futternapf findet man zuweilen (getrocknete) Reste des Schleims, der als verschmierte, helle Ablagerung, zum Teil mit festklebenden anverdauten Körnern, sichtbar ist.

Auch gibt es Vögel, die trockene Würgebewegungen machen, ohne dabei Schleim oder Körner zu erbrechen, häufig geht dies mit verstärktem Niesen einher. Ein weiterer Indikator für die Erkrankung ist ein geschwollener Kropf, da sich sein Ausgang oft verengt und sich der Nahrungsbrei somit staut. Die damit verbundene verminderte Nahrungsaufnahme führt zu einem meist rapiden Gewichtsverlust.

Auch eine Verengung der Speiseröhre kann erfolgen und so die Nahrungsaufnahme erschweren. Da sich bei fortschreitendem Krankheitsverlauf auch die Schleimhäute des Darms entzündlich verändern können, leiden einige betroffene Vögel auch an Durchfall.

Die Verschleimung und Veränderungen in der Schnabelhöhle sowie ggf. der geschwollene, auf das Atmungssystem drückende Kropf und eine verschobene oder verengte Luftröhre rufen häufig eine schwere Atmung hervor, die sich z. B. in deutlich sichtbarem "Pumpen" des Brustkorbs, starkem Schwanzwippen im Atemrythmus, Atemgeräuschen oder Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung äußert.

weitere Anzeichen sind Erschöpfung, Apathie sowie ein gesteigertes Ruhebedürfnis und starkes Aufplustern. Gelegentlich ist aus der Schnabelhöhle ein fischiger Geruch wahrzunehmen.

Grundsätzlich muss bei allen Beschwerden des Atmungs- und Verdauungssystems eine Infektion mit Trichomonaden in Betracht gezogen werden. Ein Kropfabstrich und dessen Untersuchung auf die Geißeltierchen gehören daher unbedingt zur Standarduntersuchung bei entsprechenden Symptomen.

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Behandlung gegen die Parasiten

Sind bei einem Wellensittich Trichomonaden nachgewiesen, muss immer der gesamte Bestand behandelt werden, da diese Erkrankung hoch ansteckend ist. Eine Behandlung mit reinen (Breitband-) Antibiotika ist unwirksam, weshalb es fatale Folgen hat, wenn die Krankheit nicht richtig diagnostiziert und nur‚ auf Verdacht einer Kropfentzündung hin’ behandelt wird. Gegen Trichomonaden muss mit Antiparasitika (meist Spartrix oder Chevicol) vorgegangen werden. Auch das sowohl gegen Protozoen (Einzeller) als auch gegen anaerobe Bakterien wirksame Antibiotikum Metronidazol ist üblich.

Die Medikamente werden in der Regel oral verabreicht, d.h. direkt in den Schnabel gegeben. Auch eine Gabe über das Trinkwasser ist möglich. Bei dieser Methode ist jedoch nicht gesichert, dass jeder Vogel die richtige Dosis aufnimmt, da die aufgenommene Trinkwassermenge bei Wellensittichen sehr variabel ist.

Die genaue Dosierung der Medikamente muss selbstverständlich individuell mit einem fachkundigen Tierarzt abgestimmt werden, da eine zu geringe Menge nicht wirksam ist, einige Medikamente bei überhöhter Dosis jedoch Nebenwirkungen wie z. B. neurologische Störungen hervorrufen können, auf die mit einer Anpassung der Therapie durch den behandelnden Tierarzt reagiert werden muss.

Zuweilen liest man, dass Apfelessig Trichomonaden abtöte. Das stimmt nicht und eine Behandlung ausschließlich mit diesem "Hausmittel" führt zu keinem Heilungserfolg, sondern verschwendet nur wertvolle Behandlungszeit!

Gegebenenfalls ist zusätzlich eine Behandlung gegen Sekundärinfektionen (z. B. bakterielle oder Pilzinfektionen) notwendig. Eine Kontrolle des Therapieerfolges durch eine erneute Untersuchung eines Kropfabstriches sollte in jedem Falle eingehalten werden, da sonst die Gefahr einer erneuten Infektion besteht, falls Erreger die Behandlung überlebt haben sollten.

Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, bestehen für den betroffenen Wellensittich gute Chancen auf Heilung. Haben die Erreger allerdings schon gestreut und tief greifende Gewebeschäden verursacht, sinkt die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Behandlung und der Vogel kann der Krankheit erliegen. Zudem erhöht sich durch die verminderte Nahrungsaufnahme und die allgemeine starke Belastung des Verdauungssystems die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Sekundärinfektionen drastisch, wenn die Erreger nicht wirkungsvoll bekämpft werden.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Trichomonaden

Nicht nur während einer Behandlung, auch im Allgemeinen ist in Bezug auf Trichomonaden auf große Hygiene bei Wasser- und Obstnäpfen, Badeschalen und Ähnlichem zu achten. Diese Gefäße sind gründlich zu reinigen, am besten mit sehr heißem oder sogar kochendem Wasser und müssen mindestens 24 Stunden an der Luft durchtrocknen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, immer zwei Sätze dieser Gefäße vorrätig zu haben. Näpfe aus Edelstahl sind solchen aus Plastik vorzuziehen, da sie sich besser reinigen lassen und sich mit der Zeit keine Risse im Material bilden, die Keimen besonders guten Nährboden bieten.

Gerade im Sommer bei hohen Temperaturen sollte das Wasser nicht nur ein-, sondern zweimal täglich gewechselt werden, auch für das Nass in Badeschalen muss diese Trinkwasserqualität gelten. Ist es aufgrund von Erkrankungen nötig, Traubenzucker oder Ähnliches über das Wasser zu verabreichen, sollte besondere Vorsicht geboten sein.

Bei einem akuten Befall ist darauf zu achten, dass die Trichomonaden auch in feuchten Schwämmen und Tüchern zur Reinigung der Näpfe eine zeit lang überleben können. Es ist daher sinnvoll, diese wegzuwerfen oder zumindest gründlich zu waschen und vollständig zu trocknen.

Fazit zur Krankheit

Trichomonaden sind aufgrund ihres hohen Ansteckungspotentials und dem tödlichen Verlauf bei Nichtbehandlung eine ernstzunehmende Erkrankung. Die durch sie hervorgerufenen Symptome sind zum Teil sehr ähnlich zu denen anderer Krankheiten. Aus diesem Grund muss die Ursache in jedem Falle von einem vogelkundigen Tierarzt abgeklärt werden.

Das Lesen eines Artikels in dieser Rubrik ersetzt nie den Gang zum vkTa!
 

Bealu