Das Gefieder ist für den Vogel überlebenswichtig. Die Federn werden sorgsam gepflegt, damit sie bis zur nächsten Mauser intakt bleiben und ihre Funktionen beibehalten.
Wildwellensittiche, die auf der Nahrungssuche täglich viele Kilometer fliegen müssen, sind natürlich stärker auf ein intaktes Gefieder angewiesen als Hauswellensittiche, die das Futter von ihren Besitzern vorgesetzt bekommen. Meist lassen sich die Wellensittiche von ihren Artgenossen zum Putzen animieren. Besonders gut kann man dies in einem Wellensittichschwarm beobachten. Fängt einer an, sieht man bald alle Wellis mit dem Schnäbelchen in ihrem Gefieder. Verpaarte Wellensittiche pflegen und kraulen sich ihr Gefieder gegenseitig, besonders im Kopf- und Nackenbereich, wo der eigene Schnabel nur schwer oder gar nicht hingelangt.
Während der Gefiederpflege plustern die Vögel ihre Federn an denjenigen Stellen auf, an denen sie sich gerade putzen. Dabei wird jede einzelne Feder mit dem Schnabel angefasst und vom Ansatz bis zur Spitze durchgeknabbert, so befreien sie ihr Gefieder von Schmutzpartikeln oder Federparasiten.
Zerzauste Federn werden so durch den Schnabel gezogen, dass die auseinander gerissenen Federäste und Federstrahlen wieder ordentlich verbunden sind. Mit dem Fuß wird geschickt das Kopfgefieder bearbeitet, da sie mit dem Schnabel nicht heran kommen. Wenn gerade kein Partner da ist, der sich um das Kopfgefieder kümmern kann, wird auch mal auf die Schnelle der Kopf an irgendwelchen Gegenständen gerieben. Zum Schluss wird sich meist kräftig geschüttelt, um auch noch den Rest des Staubes aus dem Federkleid zu entfernen.
Während der Gefiederpflege verteilen die Wellensittiche ein öliges Sekret aus ihrer Bürzeldrüse über die Federn. Dazu wird der Kopf an der Bürzeldrüse gerieben, die sich auf dem Rücken oberhalb des Schwanzansatzes befindet. Mit dem Schnabel wird ein bisschen Sekret aus der Drüse aufgenommen und auf den anderen Federn verteilt.
Dieses ölige Sekret ist wasserabweisend, dient aber nicht direkt dem Schutz gegen die Durchnässung, wie man früher annahm. Es hat eher eine Funktion wie bei uns eine Pflegespülung. Es verhindert, dass das Hornmaterial der Federn spröde und brüchig wird. Wenn das Federkleid geschmeidig bleibt, dann sorgt schon die feine Struktur der Federfahnen für den Nässeschutz. Die darunter liegenden Daunenfedern werden nicht mit dem Bürzeldrüsensekret eingeschmiert, denn sonst würden sie verkleben und ihre isolierende Funktion verlieren.
Sehr selten kommt es vor, dass sich Wellensittiche Fremdsubstanzen, wie zum Beispiel Pflanzenstoffe, ins Gefieder reiben. An sich ist dies nicht außergewöhnlich, da dieses auch verschiedene Vögel zur Gefiederpflege nutzen. Es wurde schon beobachtet, dass Wildwellensittiche die Eukalyptusblätter im Schnabel zerkauen und sich die Substanz dann ins Gefieder verteilen. Auch von einzelnen Tierhaltern kann man ähnliches berichten. Die Wellensittiche machten dasselbe mit Basilikumblättern.
Grund dafür könnten die stark duftenden Pflanzenöle sein, die sie zu dem Verhalten anregen. Man nimmt an, dass Pflanzenöle gegen Parasiten im Gefieder wirken. Da dies nicht alle Wellensittiche machen, geht man davon aus, dass es sich um individuelle Angewohnheiten handelt. Aber auch das soziale Lernen spielt eine große Rolle. Es wurde oft nachgeahmt, wenn ein Wellensittich dies bei seinem Artgenossen sah.
###advertiser_one###Vögel putzen sich nur dann, wenn sie sich sicher vor Fressfeinden und auch sicher in ihrer Umgebung fühlen. Also wenn der Wellensittich gerade erst in sein neues Zuhause gezogen ist, dann wird er nicht gleich beim Putzen beobachtet werden können. Höchstens hektisch und abgehackt wird er sich putzen, da er die Umgebung im Auge behalten möchte.
Die Wildwellensittiche putzen sich häufiger in Gesellschaft vieler Artgenossen. Dadurch fühlen sie sich sicherer, denn in einer Gruppe passt immer mindestens einer auf und kann rechtzeitig vor Feinden warnen. Gerade das ist überlebenswichtig für die, die mit ihrem Köpfen unter den Flügeln stecken.
Ist einem Wellensittich ein leichter Schreck widerfahren, so kann man des Öfteren beobachten, dass er plötzlich übereifrig anfängt sich zu putzen. Dies ist ein Zeichen, dass er nicht so recht weiß, wie er sich in dieser Situation verhalten soll. Auch das Reiben des Schnabels am Ast ist ein Anzeichen dafür. Allgemein ist dies ein deplatziertes zusammenhangloses Verhalten und wird als Übersprungsverhalten bezeichnet. Ein Zeichen, dass sich ein Tier in einem Zwiespalt befindet und zwischen zwei verschiedenen, miteinander unvereinbaren Verhaltensweisen schwankt. Ein gutes Beispiel hierfür wäre: Fliehe ich vor einem drohendem Angreifer oder greife ich ihn an?
Weitere typische Übersprungsverhalten sind sozial neutrale Verhaltensweisen, darunter zählen auch Putzbewegungen, die Augen schließen und scheinbar schlafen, Nahrung aufpicken und vieles mehr. Es ist ein Kommunikationssignal, welches unbewusst dem Artgenossen geäußert wird und die Befindlichkeit des Wellensittich aufzeigt.
Weist der Vogel ein struppiges und ungepflegtes Gefieder auf, dann ist dies ein Zeichen für eine eventuelle Krankheit oder ein Hinweis auf einen Vitamin- und Nährstoffmangel. Dann ist ein Gang zum vogelkundigen Tierarzt von Nöten. Er kann Aufschluss geben, weshalb das Gefieder nicht gesund aussieht.
Natürlich haben Wellensittiche während der Mauser auch ein struppiges Gefieder. Dies ist gut zu erkennen an den Federn, die noch in den Kapseln stecken. Meist weist der Wellensittich da den berühmten Igelkopf auf.
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