Lähmungen

Unter einer Lähmung versteht man einen teilweise oder gar kompletten Funktionsverlust eines Körperteils oder Organsystems. Neurologen bezeichnen eine Lähmung als Funktionsminderung von Nerven, die dafür sorgen das es motorische oder sensible Ausfälle gibt. Als partielle Lähmung (Lähmung bestimmter Areale) wird auch häufig die Bezeichnung Parese verwendet. Eine vollständige Lähmung wird als Plegie bezeichnet. Eine motorische Lähmung betrifft die Muskelkraft und kann durch toxische, entzündliche oder mechanisch-traumatische Schädigungen der motorischen Nerven oder Muskeln verursacht werden.

Welche Symptome treten auf?

Oft fallen die Vögel einfach so von der Stange und weisen eine Lähmung auf. Betrifft es den Fuß und die Zehen, so kann sich der Vogel meist nicht mehr auf der Stange halten. Auch auf dem Käfigboden stehen oder gar laufen ist für den Vogel nur zum Teil möglich. Er wird beim Stehen schaukeln und bei dem Versuch zu Laufen leicht torkeln. Sie stolpern über ihre Füße, weil sie diese nicht mehr richtig spüren und somit wie gewohnt bewegen können. Die massiven Sensibilitätsstörungen oder gar Verluste sind maßgebliche Symptome.

Bei einer schleichenden und weiter fortschreitenden (progredierenden) Lähmung geschieht dies nach und nach, anfangs unmerklich. Man kann es nur bei genauem Hinsehen feststellen, am besten wenn der Vogel klettert. Denn die Bewegungsabläufe sind nicht mehr die selben. Langsam wird es von Tag zu Tag oder je nach dem wie schnell es fortschreitet, von Woche zu Woche weniger, bis es letztendlich zu einer vollständigen Lähmung des Gliedmaßes kommt.

Es gibt zwei verschiedene Lähmungstypen: eine schlaffe Lähmung und eine spastische Lähmung. Bei einer schlaffen Lähmung hängen die betroffenen Areale (oder Extremitäten) schlaff herunter und können von dem Vogel selbst nicht mehr bewegt werden. Eine spastische Lähmung zeigt sich indem der Vogel an der gelähmten Stelle eine verkrampfte Haltung einnimmt und das Gliedmaß unbeweglich ist.

Die Ursache einer Lähmung muss schnell gefunden werden, damit dem Vogel eventuell noch ermöglicht werden kann, sein betroffenes Gliedmaß wieder bewegen zu können. Weist der Vogel also eine Lähmung auf oder hat man den Verdacht, dass der Vogel immer mehr das Gefühl in seinem Bein oder den Zehen verliert, dann sollte man mit dem Vogel so schnell wie möglich den vogelkundigen Tierarzt aufsuchen.
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Was können die Ursachen einer Lähmung sein?

Bei folgenden Krankheiten und Verletzungen kann eine Lähmung entstehen.

Tumor

Viele Vögel sterben wegen eines Tumors, welche manchmal gar nicht oder nur sehr schwer festgestellt werden können. Eine spastische Lähmung tritt bei einem Tumor fast gar nicht auf, häufiger ist eine schlaffe Lähmung. Die Lähmung tritt schleichend auf. Der Tumor drückt von innen auf einen Nerv entlang der Wirbelsäule und kann somit die Lähmung auslösen. Hodentumore und Nierentumore sind die häufigsten Ursachen für eine Lähmung. Schwellungen im Bereich der Leber sind auch nicht selten und können Lähmungserscheinungen zur Folge haben. Die Heilungschancen sind sehr gering.

Gehirnerschütterung

Eine Gehirnerschütterung oder starke Kopfverletzung kann bei Vögeln zu einer starken Lähmung führen, die meist kurz nach dem Unfall auftritt. Durch den Aufprall ist das zentrale Nervensystem verletzt und irritiert und die Muskulatur verkrampft. Bei manchen Vögeln verschlimmert sich für kurze Zeit die Lähmung, fast anfallartig. Lähmungen aufgrund von Kopfverletzungen sind häufig spastischer Natur. Häufig können Vögel durch Kollisionsunfälle innere Verletzungen im Kopfbereich davon tragen. Durch Hirnblutungen kann es zu Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, sowie zu schweren spastischen Lähmungen kommen.

Schlaganfall

Vögel können Symptome eines Schlaganfalls erleiden, somit auch plötzlich auftretende Bewegungsunfähigkeit erleiden. Die Wellensittiche fallen von der Stange und können sich meistens gar nicht mehr rühren. Es kann auch zu halbseitigen Lähmungen (Hemiplegie) kommen, sie treten häufig zusammen mit Sehstörungen und Koordinationsstörungen auf, so dass der Vogel panisch reagiert. Die Zehen liegen in Kusshandform, dass heißt sie sind zur Faust geballt.

Lähmungen
Henne mit linkem Fuß in Kusshandform

Verletzung der Sehnen und Bänder

Wellensittiche spielen sehr gerne und nicht selten kann es dazu kommen, dass sie sich mit ihrem Fußring oder ihrer Kralle irgendwo verfangen und dann panisch versuchen sich los zu machen. Dadurch kann es schnell passieren, dass sie sich Bänder und Sehnen im Fuß zerren oder gar reißen, sprich, dass sie einen Bänderriss erleiden. Das Bein lahmt und dies sollte dringend von einem vogelkundigen Tierarzt untersucht werden. Solche Verletzungen sind unter fachkundiger Behandlung meist heilbar (reversibel), daher sind kurzzeitige Schonhaltungen oder Lähmungserscheinungen nur eingeschränkt zur klassischen Lähmung zu zählen.

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Vitaminmangel

Vitamine sind wichtig, nicht nur für uns Menschen. Ein Mangel an Vitamin B kann zu Lähmungen in Beinen und Flügeln führen. In manchen Fällen kommt es schleichend zu Einschränkungen. Bei plötzlich auftretenden Einschränkungen, die sich meist durch spastische Lähmungen der Zehen äußern, ist ein Vitaminmangel meist nicht die einzige Ursache, sondern eher eine Folgeerscheinung aufgrund anderer Erkrankungen, die den Vitaminmangel verursachen. Z. B. Vitaminmangel aufgrund von Tumoren im Verdauungstrakt oder der Leber.

Vergiftungen

Vergiftungen können auch zu Lähmungserscheinungen führen. Diese führen schnell zu starken, krampfartigen Anfällen. Mit dem Vogel sollte man schleunigst zum Arzt, damit ihm noch rechtzeitig geholfen werden kann!

Parasiten

Der Befall von inneren Parasiten wie etwa den Spülwürmern kann zu Lähmungen führen. Die giftigen Ausscheidungen (Toxine) der Würmer lösen anfallartige, spastische Verkrampfungen der Muskulatur aus.

In jedem Fall sollte schleunigst der vogelkundige Tierarzt zu Rate gezogen werden. Nur er kann entscheiden, wie und ob man dem Vogel noch helfen kann!

Wenn der Tierarzt nichts mehr machen kann

Nicht oft kann der Tierarzt dem Vogel mit Lähmungen noch helfen, so dass der Fuß oder ähnliches gelähmt bleibt. Doch das bedeutet nicht, dass das Tier nicht mehr unbeschwert das Leben genießen kann. Vorteilhaft wäre es, wenn der vogelkundige Tierarzt den Ring entfernt, sofern sich dieser am betroffenen Fuß befindet. Nicht selten bleiben Wellensittiche an selbigem hängen. Des weiteren sollten alle möglichen Spielsachen, an denen er hängen bleiben kann, entfernt werden. Auch Trinknäpfe können für Vögel, deren Flügel oder Beine gelähmt sind, eine große Gefahr darstellen. Da sie sehr schnell das Gleichgewicht verlieren können und sich nicht mehr selbstständig aus dem Gefäß befreien können, durch ihre Lähmung. Mit einer Wohnraumgestaltung für behinderte Wellensittiche kann man dem Vogel noch ein wunderschönes Leben ermöglichen.

Da der Wellensittich häufig nur noch einen Fuß hat, wird der andere, gelähmte Fuß häufig nur auf der Stange abgelegt, ohne sich festzukrallen. Meistens nutzen die Wellensittiche gerne Sitzbretter oder Baumwollseile, in einigen Nagerabteilungen gibt es auch sogenannte Grasmatten. Diese werden hin und wieder auch gern benutzt.

Der Vogelhalter selbst kann gymnastische Übungen mit den gelähmten Gliedmaßen vornehmen, damit erzielt man eine bessere Beweglichkeit. Welche Übungen dafür geeignet wären, entscheidet der behandelnde vogelkundige Tierarzt.

 

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