Irrtümer über Wellensittiche - Kategorie: Allgemein

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Ein Wellensittich und ein Nymphensittich werden glücklich miteinander

Nein. Auch nicht ein Welli und ein Kanarienvogel. Oder ein Welli und ein Prachtrosella. Jede Art hat ihre eigene Sprache, ihre eigenen Bedürfnisse und Vorlieben. Zwar ist die Mischhaltung einiger Arten möglich, aber nur, wenn jede mindestens einen artgleichen Partner hat.

Wellensittiche und andere Vögel




Alle Wellensittiche baden gern

Auch unter Wellensittichen gibt es Bademuffel, die - egal, welche Art von Bademöglichkeit man ihnen anbietet - unter keinen Umständen auch nur ein Tröpfchen Wasser an ihr Gefieder kommen lassen wollen. Das sollte man akzeptieren, denn es ist nicht notwendig, dass sie sich mit Wasser 'waschen'.

Baden




Männchen haben immer eine blaue und Weibchen eine braune Wachshaut

Das stimmt nur bedingt. Die Wachshaut bei Wellensittichhennen ist z.B. nur braun, wenn sie brutig sind. Ansonsten ist sie beige oder auch blassblau, d.h. sie kann sich mit der Zeit verfärben. Außerdem ist die Farbe der Wachshaut auch vom jeweiligen Farbschlag abhängig. So gibt es etwa auch Hähne mit einer violetten oder rosa Nasenfärbung.

Geschlechtsbestimmung




Wellensittiche machen überall hin

Das stimmt so nicht. Wellensittiche erleichtern sich für gewöhnlich nicht im Flug, sondern wenn sie irgendwo sitzen. Richtet man also seine Spielplätze darauf aus, geht so viel nicht daneben. Es sei denn, die Vögel sind besonders neugierig und gehen überall hin. Aber auch das ist nichts, was nicht schnell mit einem feuchten Tuch wieder behoben wäre.




Männchen können besser sprechen

Das stimmt nur zum Teil. Bei den Wellensittichen sind es die Männchen, die sich um die Weibchen bemühen und zum überwiegenden Teil bei der Partnerwerbung ihre Qualitäten vorführen müssen. In Bezug auf den Menschen sind sie ähnlich veranlagt, sie gehen stärker auf ihn zu als Weibchen. Das Sprechen ist in vielen Fällen eine Art Kontaktaufnahme, weil die Vögel dadurch Bestätigung vom Menschen erfahren. Dieser Kommunikationsversuch wird meist dann vorgetragen, wenn die Tiere allein gehalten werden. Das ist nicht gut, denn das Sprechen zeigt, wie verzweifelt der Vogel um Aufmerksamkeit bettelt. Besser ist es deshalb, auf sprechende Vögel zu verzichten und Wellensittiche zumindest paarweise zu halten.

Sprechen lernen




Wellensittiche können ihr Geschlecht ändern

Das stimmt nicht. Im Tierreich gibt es nur ganz wenige Arten, bei denen eine Geschlechtsänderung möglich ist, darunter beispielsweise einige Fische. Aber bei Wellensittichen und bei allen anderen Vögeln ist dies nicht möglich. Woher die falsche Annahme rührt, Wellensittiche könnten ihr Geschlecht ändern, ist leicht erläutert. Es gibt eine Grundregel zum Erkennen der Geschlechter: Männchen haben eine blaue Nase und Weibchen eine braune. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn Weibchen haben nur dann eine braune Nase, wenn sie in Brutstimmung sind. Noch nicht geschlechtsreife Weibchen oder solche, die in einer hormonellen Ruhephase sind, haben eine beige oder hellblaue Nase. Somit wird ein Weibchen nicht zum Männchen, wenn es eine braune Nase hat, die sich plötzlich hellblau verfärbt. Und auch Männchen können anstelle einer blauen Nase eine braune haben. Das passiert dann, wenn sie unter einer Hormonstörung leiden, zum Beispiel aufgrund eines Hodentumors. Somit ändern auch sie ihr Geschlecht nicht, sondern zeigen mit der braunen Nase an, dass etwas mit ihren Hormonen nicht in Ordnung ist.

Geschlechtsbestimmung




An der Anzahl der Kehltupfen kann man das Alter der Wellis erkennen

Das stimmt nicht. Unter den Wellensittichen gibt es Tiere mit vielen und mit wenigen oder gar keinen Kehltupfen, was vom Farbschlag abhängt. Und es spielt eine Rolle, ob es sich um einen sogenannten Hansi-Bubi, also einen zierlichen Wellensittich, oder einen Schauwellensittich handelt. Hansi-Bubis erinnern in ihrem äußeren Erscheinungsbild an wilde Wellensittiche und haben normalerweise sechs Kehltupfen (drei auf jeder Seite). Schauwellensittiche sind das andere Extrem, sie können bis zu zehn oder zwölf Kehltupfen auf jeder Seite haben. Standardwellensittiche haben meist bis zu acht Kehltupfen und Halbstandards, die ein Mittelding zwischen Standardsittich und Hansi-Bubi sind, haben auf jeder Seite meist etwa fünf Kehltupfen. Sehr junge Wellensittiche haben unregelmäßig geformte und kleine Kehltupfen. Daran kann man jugendliche Vögel erkennen, die noch nicht die Geschlechtsreife erlangt haben. Sobald sie die erste Mauser (Jugendmauser) durchlaufen haben, sind sie meist auch geschlechtsreif und haben dann nahezu runde, große Kehltupfen. Doch von diesem Zeitpunkt an haben sie zeitlebens gleich viele Kehltupfen, und das abhängig davon, zu welchem Typ Vogel sie gehören, siehe oben. Das heißt im Klartext: Die Kehltupfen verraten allenfalls, ob ein Wellensittich jünger als etwa sechs Monate ist. Mehr sagen sie über das Alter nicht aus.

Zuchtformen




Lutinos und Albinos sind anfälliger, weil sie überzüchtet sind.

Das stimmt so nicht. Die domestizierten Wellensittiche, die man heutzutage kaufen kann, sind alle untereinander schon sehr oft gekreuzt und somit überzüchtet. Daher leiden auch sehr viele Wellensittiche unter z.B. Megabakterien und die allgemeine Lebenserwartung ist stark gesunken. Dies gilt nicht in besonderem Maße für Farbschläge wie Albinos oder Lutinos. Lediglich bei mauvefarbenen Wellensittichen wird im Erbgut ein Letalfaktor vermutet.




Es gibt auch rote Wellensittiche

Immer wieder findet man Fotos von roten \"Wellensittichen\". Es handelt sich aber garantiert nicht um tatsächlich rotgefärbte Wellensittiche! Wellensittiche besitzen nur blaue und gelbe Farbpigmente. Besitzen sie beide, sind sie grün; fehlt das eine Pigment oder gar beide vollständig bzw. teilweise, so treten blau, gelb, weiß, grau, violett oder gescheckte Gefiederfarben auf. Rote Farbpigmente sind in den Federn jedoch nicht enthalten, daher ist jeder Versuch, einen Wellensittich mit rotem Gefieder zu züchten oder durch eine besondere Ernährung die Federn rot zu färben, zum Scheitern verurteilt! Was aber zeigen die Fotos dann? In den meisten Fällen ist hier ein Bourkesittich zu sehen. Dieser etwas größere Verwandte der Wellis ist leicht rosa gefärbt und sieht dem Wellensittich sehr ähnlich, sodass man ihn auf den ersten Blick tatsächlich für ein rotes Exemplar halten kann. Manche der Bilder sind aber auch schlicht und ergreifend das Ergebnis eines Bildbearbeitungsprogramms, mit dem sich ein Spaßvogel einen Scherz erlaubt und einen Wellensittich eingefärbt hat.

Genetik