Geräusche von Wellensittichen

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Die Sprache der Wellensittiche

Um glückliche und gesunde Wellensittiche zu haben, ist es nicht nur wichtig, dass die Haltung artgerecht ist und die Gruppenzusammenstellung ideal ist. Genauso wichtig ist auch die Beobachtung der Sittiche. Wer kommt mit wem gut aus? Welche Vögel sind feste Paare? Wo gibt es immer mal wieder Streit? Welche Hennen sind in Brutstimmung und suchen überall nach Nistgelegenheiten? Je besser man seinen Schwarm kennt, desto schneller kann man bei Problemen reagieren und desto schneller erkennt man Situationen, in denen es zu Streit kommen wird.

Wenn man sich mit den Tieren beschäftigt, erkennt man die Vielfältigkeit ihrer Sprache. Geräusche, die sich für uns Menschen gleich anhören, können je nach Situation verschiedene Bedeutungen haben. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit kann man mit der Zeit lernen, die Laute richtig zu interpretieren. Wie man schnell feststellen kann, sind Wellis sehr gesprächige Gesellen, welche selten ruhig sind.

Um das etwas zu erleichtern, haben wir hier eine Liste mit den wichtigsten Lautäußerungen und Geräuschen, den Situationen in denen sie vorkommen und den möglichen Bedeutungen zusammengestellt.

Je nach Vogel können sich die Laute auch leicht unterschiedlich anhören. In einem Schwarm bildet sich meist sogar eine Art eigener Dialekt. So dass es sich für einen Wellensittichhalter anhört, als sprechen die Wellensittiche eines anderen Schwarms eine ganz andere Sprache. Jeder Vogel ist zwar noch individuell zu erkennen, aber die Wellensittiche passen ihr Lautrepertoire aneinander an.

Dies fällt besonders dann auf, wenn ein Neuzugang in den Schwarm einzieht und nach einer gewissen Zeit seine Lautäußerungen an die "Sprache" des Schwarmes anpasst.

Quieken/Pfeifen bei Erstaunen

Sind Wellensittiche verwundert oder können sie mit einer Situation bzw. einer Reaktion eines Partnervogels nichts anfangen, geben sie entweder einen oder zwei bis drei sehr charakteristische, aufeinanderfolgende, kurze, in der Höhe ansteigende Töne von sich. Für das menschliche Ohr klingen sie eher fragend. Typische Situationen, die diese Lautäußerungen mit sich ziehen könnten sind das plötzliche An- oder Ausschalten des Lichtes im Wellensittichzimmer oder plötzliche, laute Geräusche.

Kontaktrufe

Kontaktrufe senden schon Jungvögel aus, wenn sie von ihren Artgenossen getrennt werden und sie nur noch aus einer größeren Entfernung hören. Dies ist meist ein sehr lautes, schrilles, mehrsilbiges, aber kurzes Tschilpen, welches mehrmals hintereinander ausgestoßen wird. Es wurde bewiesen, dass die ersten Kontaktrufe noch stark dem Futterbettelrufen ähneln, mit denen diese Wellis nach ihren Eltern um Futter riefen, als sie noch Nestlinge waren. Man kann also davon ausgehen, dass schon als junger Vogel die individuellen Kontaktrufe entwickelt werden. In einer Gruppe hat jedes Tier seinen eigenen Kontaktruf und jeder kann ihn von den Anderen unterscheiden. Kontaktrufe sind geprägt, das heißt, jedes einzelne Tier schaut sich dies schon während des Heranwachsens von den älteren Vögeln ab. Erst in einem Schwarm werden die Kontaktrufe dann ein wenig angepasst. Männchen können schon nach einer Woche Rufe nachahmen, bei Weibchen dauert es um einiges länger.

Wichtig sind diese Kontaktrufe gerade für Partnervögel, die gerade eine größere Strecke auseinander sind. Hähne senden die Kontaktrufe lauter aus, als die Hennen. Wellensittichhennen bevorzugen einen Partner, der ähnliche Kontaktrufe äußert, wie sie selbst.

Kontaktrufe werden immer fortlaufend im Leben eines Tieres verändert oder erweitert. Häufig haben sie ein kleines Rufrepertoire, wobei die Hähne meist über zehn Kontaktrufe haben können. Die Hennen besitzen eher weniger. Werden Wellensittiche von ihren Artgenossen getrennt, durch zum Beispiel einen Tierarztbesuch, so werden fortlaufend Kontaktrufe ausgesandt. Sie rufen nach ihren verschwundenen Partnern. Einzeln gehaltene Wellensittiche rufen nicht selten ganztägig nach einem Partner. Noch stärker werden die Kontaktrufe, wenn sie außerhalb freilebende Vögel sehen oder hören. Dies ist ein eindeutiger Beweis, dass ihnen ein Artgenosse fehlt und sie sich einsam fühlen.

Die Wellensittiche rufen häufig auch nach uns Menschen und senden einen Kontaktruf aus. Diesen hört man meistens, wenn man in einem anderen Raum ist oder daheim die Tür aufschließt. Wir gehören eben auch zum Schwarm und man vermisst uns.

Bettelrufe

Bettelrufe äußern sich meist als piepsend, zirpend bis trällernd. Diese senden nicht nur die Jungvögel aus, sondern so ähnlich auch häufig die Weibchen, während sie ihren Partner um Futter anbettelt. Diese Rufe ähneln leicht den Kontaktrufen, sind aber um vieles leiser und gedämpfter. Diese Töne stoßen aber auch nicht selten die Hähne aus, kurz, bevor sie die Körner hoch würgen.

Wellensittichsprache
Betteln nach Futter

Zetern / Schimpfen

Lautes, lang anhaltendes Zetern wird häufig nach oder während einer Störung geäußert. Für uns Menschen klingt dies wie ein Schimpfen. Dies ist eher ein Anzeichen für Aufregung und Ärger. Kurzes Zetern ist ein Anzeichen, dass sie energiegeladen und lebhaft sind. Es wird zwar kurz aber häufig ausgesendet. Man konnte beobachten, dass hin und wieder auch ein leises Zetern als Abwehrlaut, während des Spielens mit Artgenossen, dient. Es zeigt dem Artgenossen, dass einem die Annäherung nicht gefällt. Dies kommt häufig bei Paaren und Jungvögeln vor. Offen ist, ob es dabei unterschiedliche Lautvarianten mit unterschiedlichen Bedeutungen gibt.

Wie oft ein Wellensittich zetert, hängt häufig von den Persönlichkeiten ab.

Keckern

Bei Auseinandersetzungen werden Droh- und Protestlaute als Keckern von sich gegeben. Das sind hohe Laute in einer raschen aufeinanderfolge, die sehr aggressiv klingen. Häufig erklingen diese Geräusche abends, wenn es um das Gerangel der Schlafplätze geht. Dem Artgenossen wird so klar gemacht, dass er ihm zu nah gekommen ist und er sich bedroht fühlt. Häufig kann man zusätzlich noch die typische Drohhaltung beobachten. Dazu macht sich der Welli groß, legt sein Gefieder eng an, stellt das Nacken- und Kopfgefieder steil auf und starrt seinem Gegenüber mit weit aufgerissenem Schnabel an.

Brummen während der Fütterung oder des Kraulens

Füttern sich Wellensittiche oder kraulen sie sich, ist teilweise ein sehr gedämpftes Brummen zu hören. Dieses Brummen kann allerdings auch schnell an Lautstärke gewinnen und in ein leises Keckern übergehen, wenn der Partnervogel beispielsweise zu rabiat krault.

Knackende, quietschende Atemgeräusche

Ist der Wellensittich krank, so kann es zu Atemgeräuschen kommen. Ein quietschender Atem kann auf eine Entzündung der Atemwege hindeuten. Dieser Vogel sollte schnellstmöglich dem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Befindet sich Wasser in den Lungen, legt der Welli meist den Kopf in den Nacken, damit er besser atmen kann. Er ringt nach Luft und der Schwanz wippt bei jedem Atemzug. Manche Sittiche hängen sich auch mit dem Schnabel an die Stäbe des Käfigs.

Knackender Atem weist ebenfalls auf eine Atemwegserkrankung hin. Nach körperlicher Anstrengung ist der knackende Atem während des Ein- und Ausatmens vernehmbar, zusätzlich kann auch hier noch ein Quietschen entstehen.

Nach größeren Anstrengungen stoßen die Tiere auch manchmal kleine Pfeifgeräusche während des Atmens aus. Diese sollten aber nach wenigen Sekunden wieder verschwinden.

Auch manche Tumorerkrankungen wuchern so sehr, dass sie auf verschiedene Organe drücken. Dies kann ebenfalls dazu führen, dass Wellis Probleme bei der Atmung haben. In jedem der Fälle sollte dies dennoch mit dem vogelkundigen Tierarzt abgeklärt werden!

Plaudernder Gesang

Der Plaudernde Gesang ist wohl das was wir am meisten von unseren Wellensittichen hören. Dieser Gesang kann wenige Sekunden bis mehrere Minuten andauern. Es sind sanfte, melodiöse, hin und wieder auch laute Töne. Manchmal gehen sie in Kontaktrufe über oder in kurzes Zetern und Schimpfen. Manche Tiere bauen in ihren Gesang auch imitierte Geräusche ein, welche sie aus der Umgebung oder gar von anderen Vögeln gelernt haben. Jeder Sittich hat seinen eigenen individuellen Gesang, welchen sie aber auch schnell ändern können und/oder mit anderen abgleichen. Gerade neue Schwarmmitglieder bringen manchmal neue Töne mit in den Schwarm und schnell ändert sich der Gesang ein wenig.

Wellensittichhähne sind die größeren Plaudertaschen und brabbeln gerne vor sich hin, ohne das ein anderer Vogel in der Nähe ist, oder balzen einen Gegenstand an. Da kann der Schwarm noch so groß sein, die Männchen plaudern gerne auch mal allein vor sich hin.

Plaudern im Schwarm kann ohrenbetäubend laut werden. Es macht den Anschein, als möchte jeder den anderen von der Lautstärke her übertrumpfen. Aber auch Staubsauger, Fernseher oder Telefonate wollen gerne übertönt werden. Was sich gerade beim Telefonieren , als echt schwierig erweist.

Bei plötzlich eintretender Stille, herrscht Gefahr. Dabei reagieren die Wellensittich häufig auf leises beruhigendes Sprechen von ihren Federlosen beruhigt. Nicht selten sprechen sie danach auch erst leise, dann immer lauter werdend weiter.

Gurren

Teilweise gurren Wellensittiche, das Geräusch ist dem der Tauben recht ähnlich. Gurren tritt in erster Linie auf, wenn das Tier signalisieren möchte, dass ihm etwas nicht gefällt. Im Gegensatz zum Keckern ist das Gurren recht leise und hat eine drohende Komponente. Das Gurren kann beispielsweise gehört werden, wenn ein Tier dem anderen zu nahe kommt. Nicht selten kann man beobachten, dass Wellis, nachdem das Gurren nichts gebracht hat, anfangen in die Luft zu schnappen. Nur um seinem Unwohlsein Nachdruck zu verleihen. Aber das Gurren kann auch ein Gesangselement sein, welches sie einfach mit eingebaut haben. Aber auch wenn wir Menschen uns dem Sittich nähern, kann es passieren, dass sie anfangen mit Gurren. Dann sollte man den Abstand zum Tier soweit vergrößern, bis er sich nicht mehr gestört fühlt.

Schnabelknirschen

Vor allem abends und in den Ruhephasen kann man oft ein knirschendes Geräusch vernehmen. Das entsteht dadurch, dass die Tiere ihren Unterschnabel am Überschnabel reiben. Der Überschnabel ist mit einer Art Rillen versehen, die bei der Öffnung und dem Halten der Körner helfen. Durch das Reiben über diese Rillen ergibt sich das Geräusch. Wellensittiche knirschen mit dem Schnabel, wenn sie sich wohl fühlen, entspannt sind und oft auch, wenn sie ein bisschen müde werden. Oft sitzen sie dabei auf einem Bein und plustern ihr Gefieder leicht auf. Ein kranker Vogel knirscht nicht mit dem Schnabel.

Niesen

Wellensittiche niesen, um ihre Nase von Sekret zu befreien. Dazu ist es beispielsweise typisch, dass sie sich abends vorm Schlafen an der Nase kratzen, um so ein Niesen auszulösen und ihre Atemwege für die Nacht zu befreien. Tritt das Niesen auffällig oft am Tag auf oder kommt es anfallartig, sollte man den Vogel einem vogelkundigem Tierarzt vorstellen, da eine Krankheit der Grund sein kann. Dies ist auch dann der Fall, wenn viel oder verfärbtes Nasensekret abgesondert wird. Besonders fällt dies auf, wenn die Federn über der Nase dunkel verfärbt sind.

Husten

Das Husten ist dem Niesen sehr ähnlich und passiert dann, wenn ein Wellensittich einen Fremdkörper aus seinen Atemwegen entfernen will. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn er beim Fressen etwas eingeatmet hat. Dazu wird Luft in mehreren Stößen abgeben. Meist ist das Geräusch ein paar Mal hintereinander zu hören, allerdings ist es nicht normal, wenn es ständig oder in Anfällen auftritt. Dann sollte ein vogelkundiger Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Menschliche Worte

Die wenigsten Wellensittiche lernen freiwillig die menschliche Sprache zu imitieren. Meist ist dies ein Hilferuf eines einzelnen Wellensittichs, weil der keinen Partner hat und dann aus der Not heraus die menschlichen Worte zu imitieren lernt, um Aufmerksamkeit zu erregen und aus dem verzweifelten Versuch heraus, zu kommunizieren. Das ist, so lustig einige Leute es finden mögen, eigentlich nur sehr traurig und aus der Verzweiflung des Vogels geboren. Lernt allerdings ein im Schwarm gehaltener Wellensittich das Sprechen, tut er dies aus freien Stücken, weil er ein Talent dafür hat oder weil es ihm einfach Spaß macht.

Balzgesang

Kurze Sangessequenzen während der Balz, wird direkt vor einem Wellensittich Weibchen vorgetragen. Damit spricht ein Männchen seine Partnerin an und umwirbt sie. Der Wellensittich-Hahn hat den Kopf ganz nahe am Kopf des Weibchens und er äußert einen Balzgesang. Dies scheint die Paarungsbereitschaft des Weibchens zu fördern, aber das Männchen führt diesen Gesang auch häufig einem Gegenstand vor.

Abflugruf

Der Ruf kurz vor dem Abflug ähnelt einem Warnruf. Er ist recht kurz und laut. Wahrscheinlich möchte der Vogel seine Artgenossen darauf hinweisen, dass er die Absicht hat, wegzufliegen.





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